Изображения страниц
PDF
EPUB

Umfang geschieht, so wird die Schuld an ihm nicht liegen." Seine ganze Hoffnung sezt Metternich auf Rußland. Der König hat unbegrenztes Vertrauen auf die Persönlichkeit des Kaisers Alexander, die einzige Furcht, die ihn quält und unschlüssig macht, ist die, sich mit Frankreich zu überwerfen; Rußland allein könnte diese Furcht besiegen oder ihn zwingen zu handeln. troß derselben." *)

Schon am 22. December berichtet er triumphirend über einen großen Erfolg. Wir hätten, sagt er, schon zufrieden sein können, wenn Preußen sich bestimmen ließ, die Absichten der beiden Höfe nicht länger zu kreuzen; wir haben mehr erreicht, Preußen verpflichtet sich, sie zu unterstüßen. Hardenberg hat mir zwanzig Mal versichert, der König wolle mit uns und Rußland dieselbe Sprache führen, alle Maßregeln verabreden, weil nur auf diesem Wege der unmittelbarste Einfluß, auf das Schicksal Eurapa's zu gewinnen sei; davon ist der König überzeugt, und die Entschließungen, einmal gefaßt, find unwandelbar.**)

[ocr errors]

Als Beleg schickte er am 27. December eine Verbalnote Hardenbergs ein, aus der er mit Einschluß der Erläuterungen, die der Minister hinzugefügt, nachstehende Schlüsse folgerte: Preußen will sich mit den beiden Kaiserhöfen über alle Grundsäße einverstehen, welche geeignet sind den Frieden in Europa zu verbürgen und zu befestigen, und anwendbar sind auf alle Ansprüche und Maßnahmen, welche die französische Regierung entwickeln fönnte (Italien mit eingeschlossen), um den Frieden zu stören und die Mächte unter einander zu entzweien, sowie gemeinsame Sprache und gemeinsame Maßregeln herbeizuführen im Sinne der Aufrechterhaltung und Wiederherstellung des politischen Gleichgewichtes in Europa. Es beeilt sich insbesondere, uns gegenüber die inneren Angelegenheiten des deutschen. Reiches zu betonen, an welchen es uns augenblicklich unmittelbarer betheiligt glaubt."

Die Verbalnote Hardenbergs lautete wörtlich:

Metternich an Colloredo, 5. December 1804.

**) L'état présent de notre négociation me paroit aussi avantageux que possible. La Prusse est compromise dans la cause générale, elle l'est directement et explicitement vis à vis de nous et de la Russie. On eût sans doute beaucoup atteint en la portant à ne plus entraver les vues des deux cours, elle s'est engagée à les soutenir. Mr. de Hardenberg a prononcé vingt fois dans le cours de notre conversation la volonté du Roi de tenir avec nous et la Russie le même langage, de se concerter sur toutes les mesures, c'est delà, a-t-il ajouté, que nous attendons ce qui peut le plus immédiatement influer sur le sort de l'Europe; le Roi en est convaincu et les résolutions une fois prises sont invariables.

„Indem der König stehen bleibt bei dem System vollkommener Neutralität, das er sich für die Dauer des gegenwärtigen Krieges vorgezeichnet hat, ist er beständig von dem Wunsche bejeelt, auf dem Festland Frieden und Ruhe aufrechterhalten und diese Wohlthaten ganz Europa sobald als möglich auf haltbaren und billigen Grundlagen zurückgegeben zu sehen. S. M. findet die lebhafteste Genugthuung darin, die Gesinnungen S. Kaiserl. Majestät in dieser Hinsicht mit den Ihrigen im Einklang zu wissen, und mit aufrichtigster Dankbarkeit hat Sie die Eröffnungen aufgenommen, welche der Herr Graf Metternich über ein Einverständniß von Grundsäßen und Verhaltungsregeln und, wenn nöthig, von Schritten und Maßnahmen gemacht hat, das zwischen Ihren Majestäten und S. Kaiserl. Majestät aller Reußen zu gründen sei.

Bei den glücklichen Beziehungen, welche zwischen den beiden Souverainen von Rußland und Preußen bestehen, und dem hohen Vertrauen, welches der König mit Recht auf den Charakter S. M. des Kaisers der Römer und von Desterreich sett, bietet S. M. sehr gern die Hand zu einem solchen Einverständniß und wird bereit sein, sich mit Ihren Majestäten über Alles zu verabreden, was die dornenvollen Umstände des Augenblicks erfordern und was dazu dienen kann, den oben ausgesprochenen Zweck zu erreichen. S. M. willigt mit Freuden ein, jeden Gegenstand der Uneinigkeit zwischen beiden Höfen zu beseitigen. Sie wäre am Ziel Ihrer Wünsche, wenn sie für immer verschwänden und namentlich wenn es gelänge, mit S. M. über die deutschen Dinge einig zu werden. Die ferneren Mittheilungen seitens des kaiserlichen Hofes über alle Gegenstände, welche sich darbieten könnten, werden mit ebensoviel Genugthuung als Vertrauen aufgenommen werden."

So der Wortlaut eines Aktenstückes, das ohne Unterschrift und ohne Datum in den Händen des österreichischen Gesandten zurückgelassen wurde, schon hierdurch gekennzeichnet als ein Stück Papier, von dem ein amtlicher Gebrauch eigentlich gar nicht gemacht werden konnte. Graf Colloredo aber theilte die hoffnungsvolle Auslegung, welche Graf Metternich dieser Eröffnung gegeben, und beantwortete sie am 10. Januar 1805 durch mehrere Depeschen, deren eine mit unendlicher Wortfülle den Satz zu beweisen suchte, seit den jüngsten großen Gebietsveränderungen in Italien und Deutschland sei jeder Grund zu Eifersucht und Mißtrauen zwischen beiden Höfen weggefallen und übrig nur geblieben der Aufruf, den die Lage selbst jeden Tag dringender wiederhole zusammen zu stehen und zusammen zu halten gegen den Todfeind der gesammten Menschheit. Beide waren mit ihren Voraussetzungen vollständig im Irrthum. Die Eröffnungen vom 10. Januar sind von Hardenberg mit höflichen Redensarten erwidert worden, die besagten, die Antwort würde demnächst ertheilt werden; sie ist nie erfolgt. Der Verbalnote aber und den Verhandlungen, die vorhergegangen waren, hat der Minister später

nicht einmal die Ehre einer Erwähnung in seinen Denkwürdigkeiten angethan.*)

Es waltete ein unglücklicher Stern über diesen ersten Schritten der Wiederannäherung zwischen den einst so tief verfeindeten Höfen: denn Desterreich war auch dabei schon gebunden an Rußland, und Rußland griff mit Plänen in die Sache ein, die Hardenberg nicht vollständig ergründete, deren Feindseligkeit sich ihm aber deutlich genug verrieth.**)

Mit englischem Geld und auf russischen Befehl hatte König Gustav IV. von Schweden in Pommern lärmende Rüstungen angefangen, die Preußen nicht gleichgiltig mit ansehen konnte. Hannover war der eine, SchwedischPommern war der andere Pfahl in seinem Fleische. Sollte Frankreich nicht der willkommenste Vorwand gegeben werden, sich auch an der Oder festzusehen, wie es seit 1803 an Weser und Elbe festsaß, so mußte dem halbverrückten Schweden das Handwerk umgehend gelegt werden. In dem Sinne waren die nachdrücklichen Vorstellungen Hardenbergs gehalten, die schwedische Antwort lautete grob, unwirsch ablehnend wie immer, und nun griff Rußland ein, um mit der Drohung bewaffneter Abwehr jedes preußischen Angriffs auf Schweden Preußen in das Kriegsbündniß gegen Frankreich hineinzuschrecken. Das war der Zweck der Sendung des Generals Winzingerode nach Berlin, und darüber erhielt Graf Metternich sofort noch vollständigere Klarheit als Hardenberg. Seien Sie überzeugt", sagte der Sendbote des Kaisers Alexander zu ihm, der einzige Zweck des Kaisers ist, so eng als möglich die Bande zu knüpfen, welche unsere beiden Staaten verbinden und zu deren Vortheil man. von längst überwundenen Irrthümern zurück gekommen ist. Ich komme hieher, um dem König zu beweisen, daß sein Verfahren gegen den König von Schweden unverträglich ist mit den Verpflichtungen, welche zwischen den Kronen von Rußland und Schweden bestehen, wir sind entschieden, die Neutralität Preußens nicht mehr zu dulden, falls der Krieg entsteht, dessen Aussichten sich jeden Tag mehr entwickeln: besser ein offener Feind als ein angeblicher Freund, der alle Unternehmungen des gemeinsamen Feindes begünstigt. Sie begreifen, daß 25,000 Schweden, in der Flanke Preußens aufgestellt, immerhin eine Ziffer in der Rechnung machen." Beide Diplomaten kamen überein, daß Alopeus mit seiner väterlichen Vorliebe für Preußen, seinem unverbesserlichen Prussianismus" für eine entschiedene Politik der rechte Mann nicht sei. „Er beurtheilt den Kaiser“, sagte Winzingerode, „so wie er auf den Conferenzen zu Memel gewesen ist, und er täuscht sich. Der Kaiser

"

*) Erst die Eröffnungen, welche Metternich auf Grund der Depeschen vom 10. Januar machte, sind II. S. 132-137 besprochen.

**) Ebendaselbst S. 137.

hat persönliche Anhänglichkeit an den König, aber es wäre zum Verzweifeln, wenn man glauben könnte, daß diese Empfindung jemals auch nur im Mindesten auf sein Urtheil über die Sachen einwirkte und davon wird er den König selbst überzeugen."*) Ueber drei Monate hat sich Winzingerode in Berlin aufgehalten; aber seine Bemühungen hatten nicht den mindesten Erfolg. Schon Ende März war das dem Grafen Metternich völlig klar, nur irrte er sich über den eigentlichen Grund und griff seiner vorgefaßten Meinung gemäß völlig fehl in dem Anrathen des geeignetsten Mittels der Abhilfe.

Am 24. März schrieb er an Colloredo: „Es scheint mir erwiesen, daß den hiesigen Hof Nichts in Bewegung bringen wird außer den künftigen Entschließungen Rußlands; zwei Thatsachen stehen fest und ergeben sich aus allen Eröffnungen, welche dieser Macht wie uns gemacht worden sind:

1) daß der hiesige Hof durch keinerlei Verpflichtungen an Frankreich ge= bunden ist,

2) daß er sich auf die Seite Rußlands schlagen wird, wenn er zur Wahl gezwungen wird.

Darüber werden wir durch keinerlei Unterhandlungen hinaus kommen. In dem Augenblick, wo das Cabinet von St. Petersburg ein Truppencorps in Pommern landen oder seine Armeen an die Grenze rücken läßt, wird der König sich einer langen Lethargie entrissen sehen, die er immer als den ihm persönlich erwünschtesten Zustand bedauern und dem all seine Sehnsucht nach wie vor gehören wird. An den beiden verbündeten Mächten ist es, die preußische Masse fortzureißen, und die Gewißheit, daß ihnen das gelingen wird, wenn sie den Augenblick dazu gekommen glauben, kann wohl nicht mehr in Zweifel gezogen werden.“ **)

Metternich an Colloredo, 18. Februar 1805, s. Urkunden - Anhang.

**) Il me paroit prouvé que rien ne fera agir la Cour d'ici que les déterminations futures de la Russie: deux faits sont constants et résultent de toutes les communications faites tant à cette dernière puissance qu'à nous:

1) que la Cour d'ici n'est liée par aucun engagement avec la France,
2) qu'elle se déclarera pour le parti de la Russie quand elle sera forcée
de choisir.

Toute négociation ne nous portera pas au delà de ces termes. Le moment où le Cabinet de St. Petersbourg croira devoir faire débarquer un corps de troupes en Poméranie, ou faire avancer ses armées sur les frontières sera celui, où le Roi se trouvera tiré d'une longue léthargie qu'il regrettera toujours comme l'état qui lui convient le mieux personnellement et vers lequel tous ses voeux ne cesseront de tendre. C'est aux deux puissances réunies d'entraîner la Masse Prussienne et la certitude qu'elles y parviendront, quand elles en croiront le moment venu, ne semble pas pouvoir être mis en doute.

"

Weder jezt noch später ist dem Grafen Metternich eingefallen, was auf russischer Seite viel besser erwogen war und was Hardenberg mit den dürren Worten andeutet: der Petersburger Hof konnte uns durch seine Sprache und sein Betragen sehr leicht dahin bringen, die französische Partei zu ergreifen."*) Und deßhalb entging ihm, weßhalb ein so seltsamer Unstern" über Unterhandlungen waltete, die hier von hundert Zungen auf hundert verschiedene Arten besprochen“ noch nicht den geringsten Erfolg gehabt. **)

"

In Wien war die Stimmung vollständig umgeschlagen; das Ausbleiben jeder Rückäußerung über die deutschen Dinge, die beharrliche Weigerung, wegen der italienischen Verpflichtungen zu übernehmen, überzeugte den Grafen Colloredo, daß zwischen Hardenberg und Haugwiß ein wirklicher Unterschied gar nicht bestehe. ***) Als nun gar zwischen den Höfen von Berlin und Paris ein Ordensaustausch stattfand, durch den die neue Ehrenlegion salonfähig ward in demselben Augenblick, wo der Kaiser der Franzosen sich auch die Würde eines Königs von Italien zugelegt und aus Paris die Nachricht einlief, Lucchesini werde dem Kaiser nach Mailand folgen, da bereute man in Wien alle vorzeitigen Beweise unverdienten Zutrauens, die man schon gegeben, und billigte von Herzen, daß Rußland noch strenger als bisher seine Absichten vor Preußen geheim hielt, um es im rechten Augenblick um so sicherer zu überrumpeln", wenn man ihm gar keine Schonung mehr zu erweisen brauche. Leider dehnte Kaiser Alexander diese Geheimhaltung auch auf den hingebenden österreichischen Verbündeten aus; in derselben Depesche mußte Colloredo den Grafen Metternich beauftragen, dem General Winzingerode die Ueberraschung" seines Hofes darüber auszudrücken, daß Rußland ohne Wissen Oesterreichs am 11. April einen entscheidend wichtigen Vertrag abgeschlossen. †) In dem eifrigen Bemühen, mit Rußland zusammen. Preußen zu überrumpeln, ist es vom ersteren selber überrumpelt worden.

"

Die Absendung Nowosilzows nach Berlin war so wenig als seine plözliche Rückberufung von dort mit Desterreich verabredet, kaum ernsthaft

*) Denkwürdigkeiten II, S. 131.

**) An Colloredo, 30 März: Une singulière étoile semble avoir veillé sur nos négociations qui commentées ici par cent bouches et de cent manières différentes n'ont pas encore été rapportées à un seul but déterminé.

***) An Metternich 9. Mai: Il n'y a guère de différence réelle entre la conduite du Baron de Hardenberg et celle du Comte Haugwitz, car au fond toutes ces apparences de dispositions sincères et de sentimens plus favorables que ceux du Roi, affectées par le premier de ces deux ministres dans ses entretiens avec vous ainsi qu'avec Mr. le Baron de Winzingerode, ne l'empêchent pas de suivre la même marche en tous points que son prédécesseur.

†) Depesche vom 9. Mai. N. 5. s. Urkunden - Anhang. Onden, Desterreich u. Preußen 1813. II.

2

« ПредыдущаяПродолжить »