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die Entwickelung unseres politischen Ganges sollten ihn davon abhalten, wenn er nicht Alles an Alles wagen will.

Der Herr Graf Stadion wird beauftragt werden, Ihren Majestäten, dem Kaiser Alexander und dem König von Preußen, die Gesammtheit unserer politischen Verhandlungen mit Frankreich mitzutheilen. Wir haben uns dazu entschlossen, weil uns die Erfahrung gelehrt hat, daß die theilweisen Mittheilungen, welche wir bis jetzt gemacht, immer in einem Sinne aufgefaßt worden sind, der dem unsrigen entweder unähnlich oder geradezu entgegengesezt war. Aus diesem Grunde haben wir den Herren v. Stackelberg und Humboldt dieses Stück nicht zu lesen gegeben, sondern ich habe mich ihnen gegenüber auf die Bitte beschränkt, sie möchten ihren Höfen schreiben, diese Auslassungen könnten nicht peremptorischer sein und mehr geeignet, keiner Macht auch nur die mindeste Besorgniß wegen der Partei zu lassen, die wir ergreifen werden, sobald unsere Armeen auf den Punkten werden angekommen sein, von denen aus sie operiren sollen.

Immerhin wünscht der Kaiser, daß Ihre Majestäten von Rußland und Preußen keinen Zweifel hegen über den Gebrauch unsrer Armee in Böhmen, welche, ich wiederhole es, die Fortschritte der französischen Armeen im Falle des Sieges hemmen, die Verbündeten aber in keiner Weise beunruhigen kann.

In der gegenwärtigen Lage der Dinge wird der Krieg ebenso wenig beendet sein, wenn Napoleon eine Schlacht gewinnt, als wenn er sich bis hinter den Rhein zurückzieht. Alle unsere Maßregeln gründen sich, wie oben schon gesagt ist, auf eine ganz andere Rechnung. Im einen wie im andern Fall wird Oesterreich in die allervorderste Reihe gestellt sein. Das erste und beträchtlichste Gewicht wird auf uns fallen. Wir fürchten die harte Arbeit nicht. Die lehten 20 Jahre haben das zur Genüge erprobt aber wir wären unentschuldbar, wenn wir damit anfangen wollten, uns über die Kräfte zu täuschen, die wir hier werden zu entfalten haben, und wenn wir sie nicht organisirten, bevor wir sie auf die große Bühne stellen, auf welcher das Endschicksal der Mächte entschieden werden wird. Wegen aller weiteren Einzelheiten muß ich auf die Ankunft des Grafen Stadion verweisen, welcher in den allerersten Tagen der nächsten Woche seine Reise antreten wird."

IV.

Graf Metternich und Graf Senfft.

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Der Kurfürst Friedrich August von Sachsen und der nordische Reichsbund 1806. — Der König von Sachsen, Herzog von Warschau und Graf Senfft, 1809-1813. Wiederaufleben der Pläne von 1756. Neuer Polentraum. Sendung Waßdorfs nach Wien Ende Januar 1813. Dessen erste Berichte vom 6. und 10. Februar. Bedrängniß des Hofes zu Dresden. Hilferuf Senffts nach Wien 15. Februar. Berichte aus Berlin und Breslau. Fürst Esterhazy und Graf Marcolini: Graf Senfft und der polnische Bruderstamm. Die Kosaken in der Lausiß und die Abreise des Hofs nach Plauen am 25. Februar. Esterhazy und Senfft in Plauen Mitte März. Verhandlung über die Gewährleistung der Integrität von Sachsen und Warschau. Graf Metternichs Unterredung mit Waßdorf am 26. März. Verwerfung der Garantie für das Herzogthum. Ankunft des sächsischen Hofs in Regensburg 30. März. Senffts Depeschen an Wazdorf vom 31. März: Theilung Preußens und Untheilbarkeit Warschau's. Entschlossener Widerstand gegen die Politik der Verbündeten und selbst gegen die Wiederherstellung Preußens. Mittheilung der Verbalnote Narbonne's vom 7. April an Wazdorf. Seine Betrachtungen über Oesterreichs bewaffnete Vermittelung. Der Brief Friedrich Wilhelms an Friedrich August vom 9. April. Abschluß der Convention zu Wien 20. April. Wazdorfs Bericht darüber. Inhalt des Vertrags. Stein in Dresden seit dem 9. April. Einzug der Monarchen 24. April. Die Immediatcommission und die Neutralität des Ritters v. Lebzeltern. Vollständige Niederlage des Verwaltungsraths. Senfft in Wien 25. April. Metternich an Lebzeltern 29. April und 3. Mai, an Stadion 7. Mai. Die Katastrophe in Prag 8. Mai. Urtheil über die sächsische und österreichische Politik. Stein, Hardenberg und der Kurfürst von Hessen nach der Schlacht von Baußen.

urfürst Friedrich August III. von Sachsen war bis zum 14. October 1806 der treueste Verbündete Preußens gewesen. Fürchterlich hatte Sachsen gebüßt für den polnischen Königstraum, die Mißregierung des Grafen Brühl und die Verschwörung gegen Friedrich den Großen; aber vollständig war dann auch die Bekehrung. Schulter an Schulter mit Preußen hatte der Kurfürst am bairischen Erbfolgekrieg und am Fürstenbund Theil genommen, im Jahre 1792 die polnische Königskrone abgelehnt, im Jahr darauf den Reichskrieg gegen Frankreich mitgemacht und dann mit dem mächtigen Nachbar zusammen Neutralität und Frieden Norddeutschlands schirmen helfen. Ein verständiger, sparsamer Haushalt im Innern,

eine bescheidene, durch und durch loyale Politik nach Außen: das war die große Wohlthat, die dieser rechtschaffene Fürst seinem Lande geschenkt, als er angefangen hatte sein Land von den schrecklichen Folgen einer beinahe siebenzigjährigen Verirrung zu heilen. Eine wahrhaft herzliche Freundschaft verband ihn mit dem gleichgearteten Friedrich Wilhelm III. von Preußen, und wie ein Bruder an den Bruder wandte sich dieser an ihn, als der täuschende Vorhang zerriß, der ihm die wahren Absichten Napoleons so lange verborgen hatte. „Die Gemeinschaft der Deutschen ist dahin", schrieb er ihm am 25. Juli 1806, „die Hälfte ihrer Glieder scheidet aus. Ihr Haupt ist zum Stillschweigen verurtheilt durch neue Unglücksfälle und Verlegenheiten, die kein Ende nehmen. An Stelle der zerstörten Formen muß man für unsere Umgebungen und uns einen Bau errichten, der auf die Leiden dieser Zeit und die neuen Bedürfnisse, die sich daraus ergeben, berechnet ist und hier muß ich Ew. Durchlauchtigste Hoheit wiederholen, daß zur Rettung der bis heute unabhängigen Staaten ein gewöhnliches, allgemein ausgesprochenes Interesse nicht mehr ausreicht, sondern daß ihr leztes Heil nur zu finden ist in einer festen, wohlabgewogenen Verfassung, welche Europa keinen Zweifel an dem Umfang unserer Pflichten und der Kraft unserer Entschließungen läßt."*) Es war die dringende Einladung zur Bildung eines norddeutschen Bundes unter preußischer Führung, am Vorabend des schreckenvollen Krieges, der drei Monate später die Lebensarbeit Friedrichs des Großen, wie es schien, für immer vernichten sollte.

Ueber der unmittelbaren Vorgeschichte dieses Krieges schwebt bekanntlich noch heute ein gewisses Dunkel. Schon Hardenberg hat die Depeschen Lucchesini's nicht mehr zu sehen bekommen, deren Inhalt, wie der Graf Haugwiß im Gespräche mit Genz wenig Wochen später gesagt hat, am 7. August den „Endentschluß" zum Kriege bewirkte. **) Vermuthlich haben sich diese unter den

*) L'association germanique a péri. La moitié de ses membres s'en séparent. Son chef est réduit au silence par des calamités récentes et des embarras qui n'ont pas cessé. Il faut à la place des formes détruites élever pour nos entours et pour nous un édifice calculé sur les malheurs du tems et sur les nouveaux besoins qui en resultent et ici encore je dois répéter à V. Altesse Sérénissime qu'il ne suffit plus, pour sauver les états indépendants jusqu'à ce jour, d'un intérêt ordinaire et généralement exprimé, mais que leur dernier salut est dans une constitution ferme, calculée, qui ne laisse plus à l'Europe aucun doute sur l'étendue de nos devoirs et sur la force de nos résolutions. Der Brief, dessen Original das Archiv zu Dresden bewahrt, ist datirt Charlottenburg, 25. Juli 1806, und bis jezt nur in einer keineswegs fehlerfreien Ueberseßung veröffentlicht von v. Wißleben: Verhandlungen über den norddeutschen Bund (Juli bis October 1806) im Archiv für sächsische Geschichte VI. Bd., 1868, S. 63–66.

**) Genß, Schriften II, S. 211. Auf S. 228 nennt er die Depeschen Lucchesini's vom 22. und 29. Juli als die entscheidenden. Allein gerade von der vom 22. wissen

vielen Papieren aus den Monaten Juli, August, September und October 1806 befunden, welche Graf Haugwiß im November des Jahres zu Graudenz den Flammen übergeben hat.*) Gleichwohl sind wir jezt über den Gesichtspunkt urkundlich unterrichtet, welcher selbst für diesen Minister, den Mann des Friedens und der Neutralität um jeden Preis, schlechthin entscheidend war. Noch am 19. Mai hatte er dem König in einer Denkschrift gerathen, dem Kaiser Napoleon ein unbegrenztes Vertrauen auf das Beharren Preußens in der Verbindung mit ihm" einzuflößen, weil nur Napoleon die Macht habe, beim Friedensschluß England zum Verzicht auf Hannover zu zwingen, zu dem dieses sich freiwillig nie verstehen werde **), und schon am 10. Juli jah er das ganze Gebäude seiner Rechnungen dem Einsturz nahe. „Der Kaiser der Franzosen“, schrieb er in einer zweiten Denkschrift ***), „hat sich bemüht und bemüht sich wahrscheinlich noch, durch alle Mittel der Einflüsterungen, Versprechungen und Drohungen den Kurfürsten von Hessen an sein jüddeutsches Bündnißsystem zu knüpfen und ihn von Preußen gänzlich abzutrennen. Dieser Umstand genügt, um keinen Zweifel an dem wirklichen Vorhandensein des Planes zu lassen, den man ihm schon nach mehrerlei Anzeichen zutrauen konnte, diese Macht mehr und mehr zu vereinsamen und einzuschnüren und so durch allmähliches Untergraben derselben das einzige Bollwerk zu zerstören, das sein Vorschreiten zn einer unbedingten Gewaltherrschaft über Deutschland und vielleicht noch weiter hemmen kann, nachdem bereits ganz Italien, Holland und der südliche Theil des Reichs ihm unterthan sind und Desterreich für sich allein wenigstens außer Stand gesezt ist, seinen weiteren Unternehmungen zu widerstehen.

Er ist zu farblickend, um sich bei den Kleinstaaten aufzuhalten, deren Zutritt seinem Einfluß keine wahrhafte Vergrößerung bietet; aber die beiden

wir aus Hardenbergs Denkwürdigkeiten III, S. 84, daß sie erstens die Einladung Napoleons zur Bildung eines deutschen Nordbundes und zweitens die erneuerte Zusage der Garantie Hannovers enthalten hat. Hiernach muß die Depesche vom 29. Juli im schroffsten Widerspruch mit jener gestanden haben und dieser Widerspruch hat die plößliche Wendung hervorgerufen. Den Text dieser lezteren Depesche hat, wie Lefebvre histoire des cabinets, éd. 2, II, p. 324/25 mittheilt, die französische Regierung sich sogleich zu verschaffen gewußt, und auf dem Depôt des affaires étrangères zu Paris muß sie noch vorhanden sein. Lefebvre theilt ein paar Stellen daraus mit. *) Hardenberg, Denkwürdigkeiten III, S. 87. **) Ebendas. V, S. 346. La conclusion naturelle de ce que je viens d'exposer est donc que ce ne sera qu'en lui inspirant de plus en plus une confiance illimitée dans la persévérance de la Prusse dans le système d'union avec lui, qu'on pourra se flatter de rendre efficace pour le cas de la paix la garantie de la possession de Hanovre dont il s'est chargé et de laquelle seule cette possession dépend pour l'avenir.

***) Ebendas. S. 349 ff.

vorwiegenden Staaten von Norddeutschland, welche gewissermaßen die Vormauer Preußens bilden und mit dem Herzen der Monarchie in Verbindung stehen, Hessen und Sachsen, sie galt es zu dem Zweck von ihm zu trennen, und wenn nur das erstere gewonnen war, wäre auch das leztere rasch an die Reihe gekommen.

Glücklicherweise scheint dieser Plan entschieden zu scheitern, Dank der Weisheit und Loyalität des Kurfürsten von Hessen, welcher sich bei dieser Gelegenheit die gerechtesten Ansprüche auf unsere lebhafte Dankbarkeit erworben hat. Es erübrigt noch den Kurfürsten von Sachsen gleicherweise zum Eintritt in die enge und förmliche Verbindung mit Preußen zu bestimmen, welche die drei Staaten zu ihrem Schutz und zu ihrem Heile in einer künftig unauflösbaren Weise verknüpft und in die, um ein vollständiges System für die Aufrechterhaltung der Sicherheit von Norddeutschland daraus zu machen, die kleineren hinzugehörigen Staaten, wie die Herzoge von Braunschweig, Mecklenburg, Oldenburg, der Fürst von Fulda und die Anhaltinischen Häuser aufzunehmen sein werden. Kein Opfer darf gescheut werden, um dies System zu sichern und zu stüßen; es wird dem der Neutralität Norddeutschlands, das von Preußen so ruhmvoll behauptet worden ist, nachfolgen oder vielmehr eines und dasselbe mit ihm sein, wenn es keinem fremden Angriff ausgejezt ist. In der That, wer Preußen durch die genannten Staaten in Norddeutschland antastet, der stößt ihm ins Herz, der bedroht nicht seine Blüthe oder seine Wohlfahrt, sondern seine Existenz: und ist diese Grenze einmal überschritten, dann weiß Niemand mehr, wo die Fortschritte dieser angreifenden Macht ihren nothwendigen Halt finden könnten. Welch großen Werth Preußen unstreitig darauf legen muß, mit Frankreich im Frieden zu bleiben, um diesen Preis wäre er zu theuer erkauft: denn selbst ein unglücklicher Krieg würde ihm keinen größeren Schaden thun, als dieses System indirecter Angriffe, welches ihm seine Hilfsmittel rauben und einen Untergang ohne Gegenwehr und ohne Ehre bereiten würde, während es im Heldenkampf für die Unabhängigkeit Norddeutschlands außer seinen und seiner Verbündeten imposanten Streitkräften die mächtige Hilfe Rußlands, wahrscheinlich Schwedens und Dänemarks, vielleicht selbst Desterreichs und die Mittel Englands auf seiner Seite hätte." Diese Betrachtungen führen den Minister schon am 10. Juli zu dem Vorschlage, den Kaiser Napoleon aufmerksam zu machen auf die Unzulässigkeit seiner Zettelungen mit Hessen-Cassel, sowie der Uebergriffe des Herzogs von Cleve, und falls er Werth lege auf die Fortdauer der Freundschaft Preußens, die förmliche Zusicherung von ihm zu verlangen, daß er den norddeutschen Bund Preußens anerkenne, den Mitgliedern desselben, insbesondere Hessen und Sachsen, ihren Besitzstand gewährleiste, während Preußen für den Besitz Hannovers noch außerdem die Garantie der Könige

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