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Wenn der Januar viel Regen bringt,

Werden die Gottesäcker gedüngt",

d. h. das Wetter ist so ungesund, dafs die Sterblichkeit zunimmt. Der Tyroler sagt:

,,Ist der Januar nass,

Bleibt leer das Fafs",

und auch die Rheinländer sind derselben Ansicht.

Auch den Februar will man kalt geniessen, denn in diesem Monat soll sich der Winter wie ein toller Junge austoben. ,,Im Februar mufs es stürmen, dafs den Stieren die Hörner am Kopfe wackeln“, sagen die Berner. Doch:

,,Wenn im Hornung die Mücken schwärmen,

Mufs man im März die Ohren wärmen".

Der Bewohner von Wales sieht lieber seine Frau auf der . Bahre, als einen schönen Februar.

Wenn der Dachs auf Lichtmefs (2. Februar) seinen Schatten sieht, d. h. wenn die Sonne scheint, so geht er wieder auf sechs Wochen in sein Loch, denn alsdann tritt wieder strenge Kälte ein. Die Engländer sagen:

,,If candlemass day be bright and clear,
There'll will be two winters in one year“.
,,Märzenstaub

Bringt Gras und Laub“.

Der Märzwind aber wird gefürchtet und der Plattdeutsche sagt: ,,März,

Kriegt ole Lüde bie'm Sterz".

,,Im April

Schickt man den Narren, wohin man will",

ist eine Redensart, deren Ursprung noch nicht befriedigend aufgeklärt worden ist. Einige Forscher wollen im Aprilschicken

einen keltischen, oder auch indischen Gebrauch erblicken; andere beziehen diese Sitte auf die in diesen Monat fallende Auferstehung Christi, die von den Wächtern trotz ihrer Vorsicht nicht verhindert wurde. Doch weshalb in die Ferne schweifen? Giebt nicht die Unbeständigkeit des Aprilwetters, das bald trocken, bald nafs, bald warm, bald kalt, bald sonnig und bald trübe ist, und das also manchem Wandersmanne eine Überraschung bereitet, eine genügende Erklärung für das Aprilschicken? Sah sich nicht mancher vom April zum Narren gehalten, der beim klarsten Himmel ausging, plötzlich aber von einem gewitterähnlichen Schauer überfallen wurde?

Die Spanier sagen: ,,Gute Bischöfe sind so selten, wie gutes Wetter im April", und da diese Veränderlichkeit dem Gesundheitszustande durchaus nicht zuträglich ist, so sagt der

Deutsche:

,,Was der März nicht will,
Frifst der April".

,,Der April

Thut, was er will"

heifst es ferner, und dieser Launenhaftigkeit wegen wird er auch häufig mit den Frauen verglichen.

und

,,Die Weiber sind veränderlich,
Wies Wetter im April",

,,Aprillenwetter und Frauensinn

Sind veränderlich von Anbeginn".

Im vielbesungenen und vielgepriesenen Mai, dem Lieblingsmonat der Deutschen und Engländer, will alles hinaus aufs Feld; selbst die Hexen hält es nicht länger zu Hause, denn sie greifen zum Besenstiel, ihrem Lieblingspferde, das weder Heu noch Hafer und auch keinen besonderen Stall braucht, und reiten darauf nach dem Blocksberg zu Tanz und Schmaus. Trotzdem aber wünscht man keinen vorherrschenden Sonnenschein, denn es heifst:

,,Mai kühl und nafs,

Füllet Keller, Scheun' und Fass",

und in England sagt man, dafs ein heifser Mai den Kirchhof fett mache.

In ganz Europa sind Pankratius, Servatius und Bonifacius (12.-14. Mai) als Kälte bringende Tage gefürchtet; in Thüringen werden sie gewöhnlich die drei Weindiebe genannt.

Der Juni, auch Heu- oder Brachmonat genannt, soll hingegen warm und trocken sein. Nur vor Johannis (24. Juni) hat man den Regen gern.

Aber

,,Vor Johanni bitt' um Regen,
Nachher kömmt er ungelegen".

,,Regnets auf Petri Paul (29. Juni)
Wird die Weinlese faul“.

Ein heisser Juli verspricht guten Wein.

Im August werden die Tage schon etwas kürzer und die Abende länger, so dafs in manchen Gegenden Deutschlands das sogenannte Vesperbrod am Bartholomäustag (24.) den ländlichen Arbeitern nicht mehr verabreicht wird.

,,Bartholomäs

Spart Butter und Käs'"

sagt man in der Eifel.

Wenn im September die Grille zirpt, so ist es nicht ratsam, Korn für den Verkauf anzuschaffen, weil nämlich unter diesen Umständen die Ernte gut ausfällt und das Getreide billiger wird.

Der Monat Oktober verschliefst den Fröschen das Maul und sein Saft, der Wein, öffnet den Mund der Frauen. Vor dem Sankt Gallustag (16.) wird geraten, die Feldfrüchte, besonders das Obst, einzubringen.

,,Galles

Schafft heim Alles",

heifst es auf dem Hunsrück.

,,Sitzt im November noch fest das Laub,

Kommt ein harter Winter, das glaub'!"

Nun wird es allmählich kalt und der St. Martin (11.) bringt sogar schon häufig Schnee, was der Volksmund durch den Vers ausdrückt:

,,Sankt Marten kommt nach alter Sitten

Gern auf einem Schimmel geritten".

,,Dezember kalt, mit Schnee

Giebt Korn auf jeder Höh'."

Damit wäre das gemeine Jahr sprichwörtlich zu Ende gebracht. Von dem Schaltjahr wissen unsere Wetterpropheten durchaus nichts Gutes zu weissagen, denn in demselben sollen weder das junge Vieh noch das Geflügel gedeihen. Besonders sind die Italiener schlecht darauf zu sprechen. In Amerika haben im Schaltjahre die jungen Damen das Recht, den Herren Heiratsanträge zu stellen, und es ist Thatsache, dafs in dem genannten Jahre mehr Ehen abgeschlossen werden, als im gemeinen, das auch einen Tag weniger hat. Ob nun dieser Umstand auch dazu beigetragen hat, das Schaltjahr in Verruf zu bringen, will ich anderen zur Entscheidung überlassen.

Was nun das Wetter im allgemeinen anbelangt, so kann ich keine zuverlässigere Regel als die, welche mir einst ein erfahrener Darmhesse mitteilte, und der ich bis jetzt in keinem Buche begegnet bin; dieselbe lautet:

,,Wenns regnet im Mai,

Dann ist der April vorbei".

Besagten Gewährsmann habe ich nicht etwa im alten Hessenlande, sondern vielmehr in Pennsylvanien getroffen; denn trotzdem es heifst:,,Bleibe im Lande und nähre Dich redlich", so gehört der Deutsche doch zu den Zugvögeln, die man überall antrifft. Aber wer da sagt, der Deutsche wandere gerne aus und vertausche seine Heimat mit demselben Gleich

mute, wie er etwa ein Paar neue Stiefel anzieht, der hat ihm nie in das Herz geschaut und nie den Gründen nachgeforscht, die ihn zwangen, zum Wanderstabe zu greifen.

Wir finden die Deutschen über Gottes ganzen Erdboden zerstreut. So heifst es z. B. in einem Straubingerliede:

,,In Madras in dem Hindostan

Kam ich vor einer Kneipe an,

Ging hinein und schrie:

,,Ist keiner von Böblingen hie?"

,,Nein, aber von Ellwangen!" rief ganz hinten ein alter

Bramine."

Der gute Schwabe war also in das ferne Asien geraten; dass er dort Landsleute antreffen würde, dessen war er sicher und um einen solchen aufzufinden, ging er instinktiv ins Wirtshaus; denn befand sich wirklich ein Deutscher in Madras, so konnte er nur in der Kneipe sein. Wirklich fand er denn auch einen Ellwanger; derselbe war zwar inzwischen längst Bramine geworden und hatte sein Christentum an den Nagel gehängt, der alten Sitte des Kneipenlaufens war er bis in sein Alter treu geblieben.

Der Deutsche findet sich leicht überall zurecht; da er sich einmal die Welt nicht malen kann, wie er sie gerne haben möchte, so läfst er sich gerne überall das Gackern der Hühner gefallen, wenn dieselben nur Eier legen. Er weiss, dass man auch mit krummem Holz Feuer machen kann und dass, wenn man den Nagel bis an den Kopf einschlägt, man seinen Hut nicht daran hängen kann.

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Der unzufriedene Mann aber gleicht, wie der Chinese sagt, der Schlange, die einen Elefanten verschlucken will.

Der deutsche Auswanderer glaubt, selbst wenn er auch mehr ins Wirtshaus als in die Kirche geht, doch an den

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