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Weihnachten.

ie der Ursprung des Osterfestes, so ist auch der des Weihnachtsfestes auf den Sonnenkult zurückzuführen.

Erst im 4. Jahrhundert erhielt es einen christlichen Anstrich, indem man den unbekannten Geburtstag Christi in die Zeit der Wintersonnenwende verlegte und dadurch in jenem Religionsstifter das Licht der Welt feierte, womit sich die heidnischen Gebräuche sehr gut verbinden liefsen.

Die Saturnalien der Römer waren der Wiedergeburt der Sonne gewidmet. Zur Zeit der Republik dauerten dieselben sieben Tage und zwar vom 17.-23. Dezember; Augustus beschränkte die Festzeit auf drei Tage und Caligula auf einen Tag. Gerichte und Schulen hatten alsdann Ferien; man zündete im Saturnustempel neue Lichter an, opferte Schweine, veranstaltete Lustbarkeiten, würfelte um Nüsse und Geld, gab den Kindern Honigkuchen und Puppen (Sigillaria), beschenkte seine Freunde, Dienstboten und Sklaven und bewirtete sie. war es doch ein allgemeines Freudenfest zu Ehren der unbesiegten Sonne (natalis solis invicti). Das eintägige Hauptfest wurde im Saturnustempel gefeiert und mit einem öffentlichen Mahl beschlossen. Wenn sich die Gäste trennten, riefen sie ,,Jo Saturnalia!“

Währenddem in Deutschland Weihnachten zu einem gemütlichen Familienfest geworden ist, herrscht um diese Zeit noch wie vor alters in Italien, besonders aber im Süden desselben, lauter Jubel auf den Strassen; auf den Märkten sind

die feinsten Efswaren zum Verkaufe ausgestellt und selbst in der armseligsten Hütte wird wenigstens ein Ferkel verzehrt. Letzteres, das in Deutschland, Skandinavien und England durch einen Schweinekopf substituiert wird, erinnert an den altgermanischen Juleber, das Symbol der befruchtenden Sonne.

In Oxford wird am Weihnachtstage von einem Beamten. der Universität ein Schweinskopf, der mit Lorbeer geschmückt ist und der eine Citrone im Maul hat, in die Aula getragen und den Studenten vorgesetzt. Dabei wird ein besonderes Lied gesungen,

Der Weihnachtsschmaufs der Skandinavier besteht aus Julbrot, Julgrütze, Schinken, Stockfisch, Käse, Butter und dem sogenannten Julbock, einem schmackhaften Gebäcke, welches die Form eines Ebers hat. So stellen auch heute noch die Bäcker von Marburg und Wetzlar an der Lahn auf Weihnachten Backwerke her, welche die Form eines Hasen, eines Hirsches oder Wildschweines, also altdeutscher Opfertiere haben.

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Da nach Ansicht der alten Skandinavier die Sonne in der Julzeit still stand, so mufsten auch alle Geschäfte ruhen. Diese Zeit nannte man die Rauchnächte; in Hessen heissen sie heute noch die schwarzen Tage. An denselben erhält im letztgenannten Lande das Gesinde Geschenke, bestehend aus Kuchen, Brod und einem halben Schweinskopf. In Island fegt alsdann die Frau jeden Winkel des Hauses rein, damit die Elfen oder himmlischen Götter kommen und die für sie bereiteten Speisen verzehren. Den Vögeln wird in Skandinavien Hafer und Gerste ins Freie geworfen; die wilden Tiere des Feldes und Waldes kommen zu dem zahmen Vieh in den Stall und reden am Weihnachtsabend mit ihm.

In Calabrien wird das Weihnachtsfest la festa del ceppo, das Fest des Holzblocks genannt. Letzterer besteht aus einem grofsen Scheit, dessen Asche und Kohlen sorgfältig aufgehoben werden, da sie als ein zuverlässiges Mittel gegen das Einschlagen des Blitzes galten.

In England hebt man die Reste des Julblocks auf, um den des nächsten Jahres damit anzubrennen und inzwischen den Teufel fernzuhalten.

,,Part must be kept wherewith to teend (anzustecken)

The Christmas log next year;

And where 'tis safely kept, the fiend

Can do no mischief there."

Er

In Dalmatien heifst der Weihnachtsklotz Badnjak. besteht aus einem dicken Eichenstamm, der zur Zeit der Dämmerung von jungen Burschen in die Stube geschleppt wird. Jedes Familienmitglied mufs zugegen sein; dasjenige, das ohne triftige Gründe wegbleibt, gilt als herzlos und gemütlos. Nachdem die Kinder den Klotz an einem Ende mit Lorbeer und Rosmarin verziert, betet die ganze Familie den Rosenkranz; dann schiebt der Vater den Badnjak mit dem ungeschmückten Ende in den Herd, bespritzt ihn mit Weihwasser, streut Weizenkörner darauf und spricht mit einem gefüllten Weinglase in der Hand ein Gebet, in dessen Amen die Anwesenden einstimmen. Drauf trinkt der Hausherr jedem zu, sein Sohn schiefst eine Flinte vor dem Fenster der Wohnung ab und währenddem darauf von allen Seiten Schüsse als Gegengrüfse fallen, lassen sich die Familienmitglieder am reich besetzten Tische nieder und essen und trinken, was ihnen schmeckt. Später wird allerlei Kurzweil getrieben.

In mehreren Gegenden Deutschlands heben die Leute einige Stücke des Julklotzes bis zum nächsten Weihnachtsoder Neujahrsfest auf und zünden dann den neuen damit an. Inzwischen schützen sie das Haus gegen mancherlei Gefahren. Legt man sie unter das Bett, so wird der Blitz nie das Haus treffen. Ein während eines Gewitters in das Feuer geworfener Christbaum soll dieselben Dienste thun, wenigstens in Hessen; dort wird auch die Asche des Julklotzes auf die Felder gestreut, um sie fruchtbar zu machen.

In Frankreich heifst der Julklotz la bûche de Noël. Dort befeuchtet der Familienvater am Weihnachtsabend den Klotz

mit Weihwasser und schiebt ihn in den Herd. Zu diesem Feste werden Freunde und Bekannte eingeladen und es werden dabei die sogenannten Noëlslieder 1) gesungen, wovon mehrere Sammlungen existieren.

In der Provence heifst der Wärme spendende Julklotz calignaou (vom Lateinischen calendae); die Polen nennen ihn Kolenda 2) und die Westfalen Herd- oder Christbrand.

Wer in Frankreich den Julklotz anzünden will, mufs vorher seine Hände waschen, weil er sonst nicht brennen würde; auch darf weder eine schielende noch eine barfüssige Person zugegen sein.

Die Tanne, das Sinnbild der Treue und Hoffnung gehörte ursprünglich nicht, wie z. B. Birke, Esche, Linde, Hasel, Wachholder u. s. w. zu den heiligen Bäumen der Germanen und spielt daher auch in der Mythologie derselben keine Rolle. Die erste beglaubigte Nachricht, die wir über die Verwendung der Tanne als Weihnachtsbaum besitzen, stammt aus dem 17. Jahrhundert und ist kaum 200 Jahre alt.

Die Franzosen kennen die Tanne als Weihnachtsbaum erst seit 1840, als sich die Kaiserin Eugenie dafür begeisterte. Die Mittelklasse wollte jedoch lange nichts von diesem aus dem Elsafs stammenden Gebrauch wissen, heute aber verbraucht allein Paris jährlich über 50000 Weihnachtstannen.

In England wurde der Weihnachtsbaum durch Prinz Albert, den verstorbenen Gemahl der Königin Viktoria, eingeführt; nach Amerika, woselbst das Weihnachtsfest bis zum ersten Drittel dieses Jahrhunderts wenig gefeiert wurde, brachten ihn die Deutschen.

Auf Island wird der Vogelbeerbaum am Weihnachtsabend mit brennenden Lichtern besteckt.

In Kroatien und Bosnien zieht der Hausherr am Weihnachtsabend seinen besten Rock an, streift weisse Handschuhe

1),,Noël" ist ein Freudenruf.

2) In Schlesien heifsen die Weihnachtsgesänge Kolandelieder.

über seine rauhen Hände und wartet mit dem Hute in der Hand bis sein Grofsknecht, ebenfalls festlich gekleidet, mit einem Strohbündel ins Zimmer tritt und eine der Gelegenheit entsprechende Anrede hält. Dann wird die Stube mit Stroh bestreut und damit beginnt das eigentliche Fest. Zu Reifnitz in Krain wird auf Weihnachten ein Brod auf den Tisch gestellt, das die Form einer Henne mit zwölf Küchlein die zwölf Monate hat. Dieses bleibt bis zum Dreikönigstage liegen, erst dann wird es gegessen,,,damit man schön und grofs wird". Am 28. Dezember laufen im genannten Lande die Kinder mit Ruten durch die Strafsen, schlagen jeden, dem sie begegnen und sprechen dabei: „,Frisch und gesund, lang leben und gesund sein!" Jener Tag heifst deshalb ,,der Tag der unschuldigen Kinder".

Es hat lange gedauert, ehe sich die Amerikaner dazu bequemten, am Weihnachtsabend einen Tannenbaum mit Lichtern zu bestecken. In New York werden jetzt zur betreffenden Zeit ganze Schiffsladungen von Tannen, meist Rottannen, ab→ geladen und verkauft, denn Weihnachten ist nachgerade ein amerikanisches Nationalfest geworden. Nur die in New York lebenden Franzosen wollen von diesem Zimmerschmuck nichts wissen, doch feiern sie die Geburt Christi durch allerlei Lustbarkeiten. Kein von einem Polen oder einem Deutschen bewohntes Haus ist ohne Weihnachtsbaum.

In Virginien und Nordkarolina, wo man auch noch vielfach den Julklotz anzündet, wird auf Neujahr der Mistelzweig, in England häufig kissing bush genannt, an die Stubendecke gehängt und das Mädchen, das „,zufällig" unter denselben tritt und von einem anwesenden Manne geküfst wird, steht innerhalb eines Jahres als Braut am Altar.

Die Tyroler nennen die Mistel ,,Hexebese", da sie gegen Hexen und Kobolde schützen soll. Die Holsteiner, die ihr den Namen,,Gespensterrute" beigelegt, tragen sie als Amulet gegen die Wirkung böser Geister. Die Druiden nannten sie, wie Plinius berichtet, omnia sanitatem, was eine lateinische

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