Изображения страниц
PDF
EPUB

,,The cuckoo's a fine bird,
He sings as he flies;

He brings us good tidings,

He tells us no lies."

Der Kuckuck aber prophezeit nicht nur das Wetter, sondern auch die Dauer der Lebensjahre; denn er giebt auf die Frage:

,,Kuckuck im grünen Wald,

Wie viel Jahre werd' ich alt?

stets durch die Zahl seiner Rufe Auskunft. Da er selber sehr alt werden soll, so sagt man auch von einer alten Jungfer, die sich ungern an ihren Geburtstag erinnern läfst, sie habe den Kuckuck schon oft schreien hören.

Demjenigen, der den Kuckuck schreien hört und der dabei zufällig Geld in der Tasche hat, wird es neun Jahre lang nicht an diesem Edelmetall fehlen. In Westfalen sagt man, dafs dem, der sich beim Rufen des Kuckucks im Grase herumwälze, das ganze Jahr der Rücken nicht weh thue. Plinius erzählt, dafs man den Rasen, über welchem der Kuckuck im Frühling geschrieen, ausgrabe und Glück davon erwarte. In Irland scheint unser Vogel früher sehr beliebt gewesen zu sein, wenigstens tragen dort die Endsilben der Bezeichnungen zahlreicher Dörfer und Städtchen seinen Namen (cuach. oder coagh).

Da der Kuckuck stets seinen eigenen Namen ruft, so haben ihm auch die meisten Sprachen denselben gelassen. Altindisch heifst er kukula, spanisch und italienisch cuculo, chinesisch ku-ku-tsio (das letzte Wort bedeutet Vogel) und altnordisch gaukr, aus welchem das englische gowk oder gawk und das deutsche Gauch oder Narr geworden ist, da einer, der nur zwei Töne von sich geben kann und dieselben beständig wiederholt, ein Dummkopf sein muss. Auch rufen die deutschen Kegeljungen, wenn ein Spieler den Ball in die Gasse geworfen hat, höhnisch ,,Kuckuck“.

Betreffs der ehelichen Treue ist der Kuckuck ebenso un

zuverlässig wie das Wetter des Ostermonates April, in dem er sich gewöhnlich zuerst hören läfst. Dafs er gerne auf galante Abenteuer ausgeht, liegt einmal in seiner Natur, denn er scheint in dieser Hinsicht erblich belastet zu sein, was auch schon durch die ihm von den Indern begelegte Bezeichnung Kamagana, „der aus Liebe Erzeugte" angedeutet wird. Infolge scines stets zur Liebe geneigten Herzens beschäftigen sich auch. zahlreiche Volkslieder mit ihm. Nach einem anhalt-dessauerschen Liede hält er sich einen Harem mit vierzehn Frauen; vielleicht hat er auch noch mehr, denn er singt:

,,Im Winter bin ich im Wald,

Im Sommer auf grünen Auen,

Da hab' ich meinen Aufenthalt

Bei schönen Schäferfrauen."

Nach einem deutsch-böhmischen Liede begnügt er sich mit zehn Frauen und wird dafür auch ,,braver Mann" genannt. In einem hessischen Liede heifst es:

,,Der Kuckuck ist ein närrischer Mann,

Er wollte gern zwölf Weiber han."

Nach einem aus dem Kurländischen stammenden Liede hat er eine alte Frau, ,,doch eine junge Dirn dabei."

Da er stets verliebt ist, so macht er sich auch gerne bei Hochzeiten nützlich; als fideler Musiker spielt er den Gästen zum Tanze auf und führt später als dienstbarer Kämmerling die Braut ins Schlafgemach.

Auf einem Basrelief, welches den Hochzeitszug Jupiters und Heros darstellt, sitzt ein Kuckuck auf dem Szepter des Bräutigams, um anzudeuten, dafs sich dieser der Braut zuerst in Kuckucksgestalt genaht. Auch Indra tritt, wie im Ramayana erzählt wird, als Kuckuck, dem dort das Epitheton ,,herzerobernd" beigelegt ist, zu dem Zwecke auf, um die Nymphe Rambha bei ihrem Versuche, den alten Asketen Visvamitra an sich zu ketten, zu unterstützen.

Der hintergangene Ehemann wird im Französischen cocu genannt. Shakespeare legt mehrmals einem ungetreuen Ehe

K. Knortz, Amerikanische Volkskunde.

3

mann die Bezeichnung ,,Kuckuck" bei. Die Schweizer nennen. einen unerwünschten Nebenbuhler Gugsch. Nach schwedischen und dänischen Märchen bringt der Kuckuck einem jungvermählten Paare eine Nufs als Symbol der Fruchtbarkeit. Der Mann, der in der Steiermark einen Baum umfafst, auf dem ein Kuckuck sitzt, kann eine gebärende Frau aus Kindesnöten befreien. Ein von der deutschen Sprachinsel Gottschee stammendes Liedchen läfst den Kuckuck aus Furcht, dafs sein Liebchen einen anderen heiraten wolle, sterben. In Tyrol hört man zuweilen das Schnadahüpfl: ,,Und der g'schciteste Vogel

Mufs der Gugezer sei,

Die andern bau'n d' Nester

Und er setzt sich 'nei."

Es dürfte übrigens zweifelhaft scin, ob diese Anklage auf Wahrheit beruht. Mit gröfserer Sicherheit aber nimmt man an, dafs Frau Kuckuck, die sich ebenfalls keines moralischen Rufes erfreut, ihre Eier in fremde Nester legt und den Eigentümern derselben die fernere Sorge dafür überlässt. Ehebrecherinnen haben ja niemals Sinn für Häuslichkeit und die damit verbundenen Arbeiten gehabt.

Wer übrigens eines Kuckuckseis habhaft wird und es bei sich trägt, kann auf Erfolg in der Liebe rechnen; im Notfalle bewirkt dies auch eine Kuckucksfeder.

Die Slaven fassen hingegen den Kuckuck als erstes, melancholisches und trauerndes Geschöpf auf. ,,Klagen wie der graue Mann" ist eine Redensart, die in ihren Liedern häufig vorkommt.

Wie Thor im Volksglauben allmählich zum Teufel geworden ist, so ist es auch seinem gefiederten Repräsentanten, dem Kuckuck, ergangen. Deshalb sagt man heute zu dem, dem man zum Gottseibeiuns wünscht, er solle zum Kuckuck gehen oder der Kuckuck solle ihn holen. Matthias Claudius hat ihn daher auch auf den B'ocksberg versetzt. Ihn zu bewillkommnen ist also nicht immer angebracht. Wenn im Voigt

lande eine barfüfsige Frau seinen Ruf vernimmt, so bekommt sie schlimme Füsse, und in Böhmen stirbt die Frau, auf deren Haus er sich niederläfst. In Gestalt eines Bäckerknechtes soll er einst armen Leuten den Teig gestohlen haben.

Doch nun zurück zu unsérem eigentlichen Thema, den Ostergebräuchen. Dafs sich die Kirche der allgemeinen Festfreude gegenüber nicht ablehnend verhielt, sondern vielmehr gerne selber ihr Scherflein zur Erheiterung des durch die lange Fastenzeit abgespannten Volkes beitrug, geht aus zahlreichen Überlieferungen hervor.1) Da wurden dramatische Vorstellungen in den Kirchen veranstaltet und Schnurren erzählt, die mitunter an Derbheit nichts zu wünschen übrig liefsen. Der populäre, unter dem Namen risus paschalis bekannte dramatische Scherz stellte Christum vor, wie er nach der Auferstehung mit seinem Kreuze an das Höllenthor pocht und zwei Teufeln die Nasen, welche sie als Riegel vorgeschoben, zerquetscht. Einst schlofs ein Geistlicher zu Eichstädt in Baiern seine Osterpredigt mit der Aufforderung, jeder christliche Mann, der Herr in seinem Hause sei, sollte „Juch" schreien und beide Hände hoch heben. Da sich nach geraumer Zeit niemand regte, so rief er selber,,Juch" und gleich stimmten alle mit ein. Nach einer anderen Lesart soll dies ein Gemeindemitglied gethan haben, das dann auf Kosten aller anwesenden Männer reichlich bewirtet wurde.

In Spanien traten früher zu Ostern zwei Spassmacher, Gil und Pasqual, in der Kirche auf und gaukelten den Leuten allerlei vor, um sie zum Lachen zu reizen. Dadurch, dafs man derartige Scherze aus der Kirche verbannte, hat dieselbe viel von ihrer Volkstümlichkeit verloren und aufserdem ist, nebenbei gesagt, die Heuchelei dadurch befördert worden.

Im 14. Jahrhundert soll es in einigen gallikanischen Ge

1) In der Stadt Mexiko wird am Karsamstag ein aus Pappendeckel verfertigtes Rofs, auf dem ein aus demselben Stoffe bestehender Reiter sitzt, mit Silbermünzen gefüllt und dann auf einem öffentlichen Platze mit Pulver gesprengt. Darnach dürfen die armen Leute die Geldstücke aufsammeln.

meinden Gebrauch gewesen sein, einem Juden am Ostertage in der Kirche eine Ohrfeige zu applizieren. Bei dieser Gelegenheit soll einst ein französischer Würdenträger zu Toulouse einem Hebräer eine so kräftige Backpfeife verabfolgt haben, dafs diesem das Gehirn aus dem Kopfe spritzte.

In Amerika, besonders in Virginien, Nord- und Südkarolina wurde früher der Ostersonntag,,the first holiday" genannt, an dessen Feier alle, Fromme sowohl wie Gottlose, lebhaften Anteil nahmen. Die Kinder wurden fortgeschickt, um buntbemalte Eier zu suchen und dasjenige, das die meisten fand, bildete sich nicht wenig darauf ein. In allen Häusern hielt man freie Tafel und jeder Besucher wurde mit Kuchen, Pasteten, Schinken und Schnaps traktiert.

Wer in Neuengland auf Ostern kein Ungemach auf sich herabbeschwören will, mufs neue Kleider anziehen, wie in dem Verse angedeutet ist:

,,At Easter let your clothes be new,

Or else be sure you will it rue.“

In Washington versammeln sich die Kinder am Ostermontag im Garten des weifsen Hauses, um dem Spiele des ,egg-rolling" zu huldigen. An demselben nehmen oft 4-5000 Kinder teil; es befinden sich darunter die Spröfslinge der Armen und Reichen, ja sogar die der fremden Gesandten, die es sonst nicht wagen würden, sich unter plebejische Republikaner zu mischen. Die Eier werden einen Abhang hinunter gerollt und derjenige Knabe, dessen Ei dabei zerbricht, mufs es seinem Rivalen überlassen, der es gewöhnlich auf der Stelle verzehrt. In England sprechen die Kinder bei demselben Spiel: ,,Carland, parland, paste-egg day."

In dem altenglischen Verse

,,Tid, Mid and Miseray,

Carling, Palm and Good-pass day

wird jedem Sonntag der Fastenzeit ein besonderer Name gegeben und die Engländer wollten das, was sie in genannter

« ПредыдущаяПродолжить »