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Campbell erzählt in seinem Werke „Popular Tales of the West Highlands" von den Eheleuten Moorachug und Menachaig, die eines Tages ausgingen um Beeren zu sammeln. Die Frau entfaltete dabei nun einen solchen Appetit, dafs sie nicht nur die von ihr, sondern auch die von ihrem Manne geflückten Beeren gleich verzehrte, sodafs letzterer einen Stock ersuchte, sie gründlich durchzuprügeln. Aber der Stock sagte, der Mann solle zuerst eine Axt holen und ihn damit zurecht stutzen; die Axt verlangte, mit einem Steine geschliffen zu werden und der Stein, der dieses besorgen sollte, mufste erst benetzt werden. Der Mann ging also zum Wasser; dasselbe aber wollte erst von einem durch einen Hund gejagten Hirsch durchschwommen und die Füsse des Hundes mufsten erst mit Butter eingerieben sein, die von einer Maus, welche von einer Katze verfolgt wird, benagt worden war. Von der Katze gehts nun zum Heu, dann zur Bäckerei u. s. w. und als endlich der Stock in brauchbarem Zustande war und die Frau damit geprügelt werden sollte, war dieselbe infolge ihrer unersättlichen Gefräfsigkeit inzwischen zerplatzt.

In Neuengland erzählen sich nach C. Johnsons Mitteilung die Kinder einen Kettensatz von einer kleinen Maus, die sich ihren langen Schwanz abgebissen hatte und nun Milch, Katze, Kuh, Heu, Schlüssel, Schmied und Kohlen in Bewegung setzte, bis sie wieder in den Besitz ihres Anhängsels gelangte.

Doch wir wollen nach diesem Streifzuge zu unserem eigentlichen Thema zurück und zugleich zum Schlusse eilen.

Ostern ist also das Fest der Freude und der Hoffnung. Die alten Deutschen begrüfsten die Frühlingssonne mit Schwerttänzen; auch flehten sie nach einem im Kloster Korwei aufbewahrtem Liede:

,,Ostar, Ostar,
Erdenmutter,

Lasse diesen

Acker wachsen,

Lafs ihn grünen,

Lafs ihn blühen,

Früchte tragen,

Gieb ihm Frieden!"

Das Feuer brannte um diese Zeit viel heller als sonst; es wüteten keine Stürme, hielten doch auch die Götter alsdann ihren nächtlichen Umzug und segneten Wälder und Felder, Obstbäume, Pflanzen und Quellen. Nach der Ansicht der Slaven verliefsen sogar die Toten ihre Gräber. Aber nicht nur das Mädchen kann in der Osternacht betreffs ihrer Zukunft Auskunft erhalten, sondern auch der Bursche, wenigstens der aus Deutschböhmen stammende. Wenn derselbe nämlich am Ostermorgen vor Aufgang der Sonne einen Stein mit dem Munde aus dem Bache holt und ihn dann, das Gesicht gegen Osten gerichtet, rückwärts über seinen Kopf wirft, so kann er nach der Strecke, die der Stein fliegt, seine Hoffnungen einrichten. Im 12. Jahrhundert durften sich die verheirateten Männer und Frauen am 3. Ostertage damit amüsieren, dafs sie sich gegenseitig gründlich durchprügelten und sich auf diese Weise zum Ausharren in der Ehe anspornten.

Sollte sich nun dem herrschenden Zeitgeiste zuwider heute ein Ehepaar dieses originelle Vergnügen erlauben, so hoffen wir, da sich einmal über den Geschmack nicht streiten. läfst, dafs niemand dabei als Störenfried auftritt, oder sich veranlafst fühlt, dahin zu wirken, dafs die ohnehin schon allzu zahlreichen Ehescheidungen noch um eine vermehrt wird.

Sitten, Aberglaube, Sprache und Litteratur

der Deutsch-Pennsylvanier.

ie Auswanderung der Deutschen nach Pennsylvanien nahm ihren Anfang ausgangs des siebzehnten Jahrhunderts. Allerdings hatten schon früher zahlreiche aus Deutschland stammende Einwanderer sich in Nordamerika niedergelassen, doch da denselben kein regelmässiger Nachschub folgte, so waren sie bald in anderen Nationalitäten, besonders unter den zahlreichen Holländern und Schweden aufgegangen. Erst durch Penn, der selber dreimal in Deutschland gewesen war, um für das dogmenlose Quäkertum Propaganda zu machen, wurde eine regelmässige Auswanderung nach Amerika, vielmehr nach Pennsylvanien, organisiert.

Penn hatte insofern leichte Arbeit, als er in Deutschland zahlreiche, von den Regierungen teils geduldete, teils verbotene Sekten vorfand, deren Mitglieder keinen sehnlicheren Wunsch kannten, als eine Heimat zu besitzen, in der ihnen. Glaubens- und Gewissensfreiheit gesetzlich garantiert war.

Aufserdem wurde die Auswanderungslust besonders in der Pfalz und in anderen Ländern Westdeutschlands durch die beständigen Raub- und Mordbrennerzüge der Franzosen befördert, wozu noch der Übelstand kam, dafs das Herrscherhaus der Pfalz eine verschwenderische, den Franzosen nachgeahmte und die Bürger an den Bettelstab bringende Mai

K. Knortz, Amerikanische Volkskunde.

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tressenwirtschaft eingeführt und durch seine Bevorzugung des Katholizismus den Protestanten das Leben unerträglich gemacht hatte.

Die meisten der zur Zeit Penn's sich nach Amerika flüchtenden Deutschen wurden jedoch hauptsächlich durch religiöse Motive bewogen, die neue Welt aufzusuchen, denn wir finden darunter Quäker, Mennoniten, Dunker, Schwenkfelder, Herrenhuter, Anhänger des Theosophen Jakob Böhme u. s. w. Alle aber bescelte eine streng christliche Gesinnung und alle waren derart an Ertragungen und Entbehrungen jeder Art, an Fleifs und Sparsamkeit gewöhnt, dafs es mit einem Wunder zugegangen wäre, wenn sie in der neuen Welt nicht ihr Fortkommen gefunden hätten.

Die organisierte Einwanderung der Deutschen nach Pennsylvanien begann unter Leitung des Juristen Franz Daniel Pastorius im Jahre 1683. Seine Leute gründeten auch die erste deutsche Stadt Germantown, die sechs Meilen von Philadelphia entfernt lag und seit 1854 die 22. Ward der letztgenannten Stadt bildet. Das offizielle Siegel Germantowns

enthielt das Bild eines Weinstocks, einer Flachsblume und einer Weberspule und trug die Inschrift,,vinum, linum et textrinum" (der Wein, der Lein und der Weberschrein), womit die Mission der Deutschen, nämlich als Pioniere des heiteren Lebensgenusses, des Ackerbaus und des Gewerbfleifses aufzutreten, ausgedrückt wurde.

,,So viel unsere neuangelegte Stadt Germanopolis anbelangt, schreibt Pastorius 1),,,so ligt dieselbe auf einem guten schwartzen Erdboden, ist mit verschiedenen anmuthigen Brunnquellen umgeben. Die Hauptgasse ist 60, und die Zwerggasse 40 Fufs weit und hat eine jede Familia eine Hoffstätt von 3 Acker grofs."

1) Umständige Geographische Beschreibung der zu allerletzt erfundenen Provintz Pennsylvaniae, in denen End-Gräntzen Americae in der West-Welt gelegen. Durch Franciscum Danielem Pastorium. I. V. Lic. und FriedensRichtern daselbsten. Franckfurt und Leipzig. 1700.

,,Die Glieder des Raths", heifst es in dem unten angeführten Werke weiter,,,und dann die gantze Gemeinde versammeln sich alle Jahr auf einen bestimmten Tag und erwehlen sich Vorstehern und Officianten durchs Lofs, also dafs Niemand wissen kann wer für, oder wider sie gestimmet hat. Wordurch alle unzulässige Einkaufungen mit Geld, wie auch die heimliche Feindschaft der Abgesetzten verhindert werden.

Umb die Ligitia, Raths-Procefs und Zänckereien zu verhindern, wird ein Prothocoll gehalten, worinnen alle unbewegliche Güter, Unterpfänder, Obligationes und Pachten verzeichnet werden. Sind also alle Advocati und Procuratores, welche für ihre Dienste Geld fordern, abgeschaffet.

Zu verhüten alles das, was das Volck zur Eitelkeit, Leichtfertigkeit, Frech- und Kühnheit, Gottlosigkeit und lästerlichen Leben verleiten könnte, so werden bey höchter Straffe verbotten, alle Wett-Spiele, Comoedien, Kartenspiel, Vermummungen, alles Fluchen, Schwören, Lügen, falsch Zeugnifs geben (weil der Eyd da nicht erlaubet ist), schändlich Geschwätz, Ehebruch, Hurerey, Duelliren, Dieberey.

Das Fluchen, Gotteslästern, Mifsbrauchung Göttlichen Nahmens, Zäncken, Betriegen, Vollsauffen, soll mit dem Halseisen abgestrafft werden."

In Germantown wurde auch die erste deutsche Druckerei errichtet; dort erschien auch die erste deutsche Zeitung, auch wurde daselbst die erste deutsche Bibel auf amerikanischem Boden gedruckt. 1)

Der Erfolg der durch Pastorius geleiteten Einwanderung brachte bald die Deutschen in solchen Massen herüber, dafs

1) Der Titel derselben lautet: Biblia, das ist: Die Heilige Schrift, Altes und Neues Testaments, nach der deutschen Uebersetzung D. Martin Luthers, Mit jedes Capitels kurtzen Summarien, auch beygefügten vielen und richtigen Parllelen: Nebst einem Anhang des dritten und vierten Buchs Esrä und des dritten Buchs der Maccabäer. Germantown: Gedruckt bey Christoph Saur, 1743. Siehe darüber „Early Bibles of America. By John Wright. NewYork 1892"

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