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die englischen Kolonisten befürchteten, von ihnen allmählich erdrückt zu werden. Der Nativismus regte sich also schon damals und es ward ein Gesetz erlassen, nach welchem jeder Einwanderer bei seiner Landung eine Kopfsteuer von 20 bis 40 Schillinge zu entrichten hatte. Wer einen Neger nach Pennsylvanien einführte, hatte für denselben sogar fünf Pfund Sterling Kopfsteuer zu zahlen. Es gereicht den Quäkern zur gröfsten Ehre, dafs sie sich niemals mit dem Institute der Sklaverei befreundeten, sondern vielmehr Alles thaten, um der Ausbreitung derselben alle erdenklichen Hindernisse in den Weg zu legen. Doch nur die deutschen Quäker Pennsylvaniens hatten den Mut, den ersten Protest gegen die Sklaverei zu veröffentlichen.

Dafür aber mufsten sie ratlos zusehen, wie ihre neu eingewanderten armen Landsleute, welche die Kosten der Überfahrt nicht bestreiten konnten, auf Jahre lang an Farmer und Fabrikanten verkauft wurden und so lange arbeiten mussten, bis der betreffende Kapitän mehr als vierfach bezahlt war. Ihre Dienstzeit war ein Handelsartikel und in den meisten Fällen ein gesuchter, denn die Schiffseigentümer liefsen durch ihre in ganz Deutschland herumreisenden Agenten nur solche Leute zum Auswandern bereden, die starke und gesunde Knochen hatten und zur anstrengendsten Arbeit befähigt waren. Dieselben durften natürlich das Schiff bei der Landung nicht eher verlassen, bis sich ein Käufer für sie eingefunden hatte.

Im allgemeinen waren die Deutsch-Pennsylvanier vortreffliche Landwirte und fleifsige Handwerker. Sie zeichneten sich durch ihre Leineweberei und Strumpfwirkerei aus und leisteten besonders als Müller, Metzger, Drucker u. s. w. Vorzügliches. Unter den Fabrikanten ist hauptsächlich Baron Stiegel durch seine excentrische Lebensweise und durch seine Öfen berühmt geworden; doch wird der Vers

,,Baron Stiegel ist der Mann,
Der die Öfen machen kann“,

der sich nach mehreren Mitteilungen auf einigen von ihm fabrizierten und noch existierenden Öfen befinden soll, von dem zuverlässigen Forscher O. Seidensticker1) ins Reich. der Fabel verwiesen.

Von wannen Baron Stiegel kam und was aus ihm geworden, kann nicht mit Bestimmtheit gesagt werden. „Er kam mit ziemlich bedeutendem Vermögen nach Pennsylvanien, hatte Unternehmungsgeist, dabei gute technische Kenntnisse, war aber leichtsinnig und eitel." 2)

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Er war ein Original, und seine Verschwendung, seine Feste auf seinen beiden Schlössern bei Ephrata und bei Schäfferstädtle, seine vierspännigen Karossen und die Uniformierung seiner Arbeiter als Heiducken und ihre Einübung als Musiker Alles das verschaffte ihm den Titel Baron. Aber es machte ihn auch bankerott, als beim Ausbruch des Unabhängigkeitskrieges die Geschäfte stockten. Er musste seine Fabriken verkaufen, diente als Vormann darin und starb als armer Mann. Er war einer der Begründer der deutschen Gesellschaft von Philadelphia.

In der Nähe seines,,Schlosses" zu Manheim bei Lancaster hatte der Baron einen grofsen Rosengarten, der weit und breit berühmt war und viele Besucher erhielt. In diesem Garten befand er sich einst mit den Vorstehern der Kirche, als er ihnen das Grundstück zum Kaufe anbot. Auf die Antwort derselben, dafs die Gemeinde zu arm sei, pflückte er eine rote Rose mit den Worten, er schenke der Gemeinde das Grundstück und seine Hypothek auf die Kirche und noch ein Stück Land zum Friedhof unter der Bedingung, dafs sie ihm oder seinen Erben in jedem Jahr eine rote Rose schenken würden.

1) S. 256 Seidensticker, Bilder aus der deutschen pennsylvanischen Geschichte. New-York 1885.

2) Seidensticker, Geschichte der deutschen Gesellschaft von Pennsylvanien. Philadelphia 1876. L. A. Wullenwebers (,,Gemälde aus dem pennsylvanischen Volksleben", Philadelphia 1869) Mitteilungen über Baron Stiegel sind nur teilweise historisch begründet.

Das ist der Ursprung des Rosenfestes der lutherischen Zions-Kirche zu Manheim. Dasselbe wurde aber zu Stiegels Lebzeiten nur zweimal gefeiert, und erst vor wenigen Jahren wieder ins Leben gerufen. Bei einer der letzten Feier (10. Juni 1895) war auch die greise Rebecca L. Boyer aus Harrisburg, eine Urenkelin Stiegels, gegenwärtig und bekam natürlich auch eine Rose. Das Fest dauerte einen Sonntag, und im Ganzen waren acht Nachkommen Stiegels anwesend. Jeder von diesen erhielt eine rote Rose, welche von den Mitgliedern des ,,Stiegel Castle", die zu den Rittern vom goldenen Adler (Knights of the Golden Eagle) gehörten und in der Kirche anwesend waren, gestiftet wurden. 1)

In Germantown wurde regelmäfsig Jahrmarkt gehalten und auch, wie man das in einer deutschen Stadt nicht anders erwarten kann, Bier gebraut. Damit sich nun kein Pionier betrank, war die gesetzliche Bestimmung getroffen, dafs kein Schenkwirt einer Person mehr als zwei Quart täglich und zwar eine am Vormittag und die andere am Nachmittage oder Abende verkaufen dürfe; und als einst ein Wirt wegen Mifsachtung dieser Vorschrift verklagt wurde, erklärte er einfach, dafs er sich darum deshalb nicht kümmern würde, weil ein

1) Die ältesten Lieder der Perser bezeugen, dafs die Rose von Gott selber zur Königin der Blumen ernannt wurde. In Kaschmir, im östlichen Persien, feiert man heute noch jährlich ein Rosenfest, an dem Jünglinge und Jungfrauen die Strafsen durchziehen und jeden mit Rosen bewerfen, wofür sie eine Gabe erwarten. Dieselbe wird deshalb gerne verabfolgt, weil man glaubt, es bringe Glück, von einer Rose getroffen zu werden. Die Griechen weihten die Rose dem Liebesgott Amor und der Schönheitsgöttin Aphrodite; auch war sie dem Gotte des Weines heilig. Nero und Heliogabalus liefsen häufig ihre Gäste unerwartet mit Rosen überschütten. In einem französischen Dorfe der Pikardie wird seit Jahren ein Rosenfest gefeiert und dabei ein Mädchen aus dreien zur Königin erwählt. Als Luther seine Sätze an die Schlofskirche zu Wittenberg geschlagen hatte, liefs der Pabst dem Kurfürsten Friedrich dem Weisen, der den Reformator begünstigte, eine goldene Rose reichen und hoffte, derselbe werde sich durch diese Ehre wieder der päbstlichen Sache zuwenden, was jedoch nicht geschah. (Nach Fr. Warnke, Pflanzen in Sitte, Sage und Geschichte. Leipzig 1878.

Mensch mehr als der andere vertragen könne. Da der Gerichtshof ähnlichen Ansichten huldigte, so wurde er freigesprochen.

Da in der Kolonialzeit die Ärzte rar waren und es auch mitunter zu lange dauerte, bis ein solcher bei dem Patienten. eintraf, so wandten die Leute vielfach Hausmittel an, die aus Pflanzen, Rinde und Wurzeln bestanden und gewöhnlich im Speicher aufbewahrt wurden. Abergläubische Ansiedler glaubten auch, die Kranken durch Händeauflegen, Anhauchen oder das Hersagen gewisser ,,Segen" heilen zu können, bei welch' letzteren, da man jede Krankheit für ein Werk des Teufels hielt, der Name Gottes eine hervorragende Rolle spielte. Derartige Gebräuche stammten bekanntlich aus dem alten Vaterlande; ausgestorben aber sind dieselben noch immer nicht, denn noch bis auf den heutigen Tag findet das sechste und siebente Buch Mosis, Albert Magnus und andere Sympathiebücher nicht nur unter den Deutsch-Pennsylvaniern, sondern auch unter den Bewohnern der amerikanischen Grofsstädte reifsenden Absatz.

Hermans berichtet in seinem ,,Geschiedkundig Mangelwerk over die Provintin Noordbrabant" eine sehr sinnreiche Stadtsage, welche hier der Mitteilung wert ist. Auf einer Brücke in Rotterdam steht ein Standbild des dort im Jahre 1467 geborenen grofsen Gelehrten Erasmus, welcher ein offenes Buch in der Hand hält. An dasselbe knüpft sich die Sage, dafs, wenn Erasmus das letzte Blatt des Buches umwendet, die Welt zu Ende geht. Es ist aber dieses Buch das berühmte Werk des gelehrten Mannes,,Encomium moriae" (Lob der Thorheit). Die süfse Thorheit wird gewifs so lange dauern, wie die freundliche Gewohnheit des Daseins.

Wer in Pennsylvanien im Frühling eine Schlange findet und sie tötet, hat während des Jahres vor den Nachstellungen und Verleumdungen seiner Feinde Ruhe; wenigstens schaden ihm dieselben nicht. Wer an Hühneraugen leidet, reibt dieselben mit einem baumwollenen Tüchlein und steckt dasselbe unbemerkt in den Sarg eines Toten; sobald dieser in die

Erde gesenkt ist, verschwinden auch jene Auswüchse. Taubheit kann dadurch geheilt werden, dafs man Öl, das aus Klapperschlangen gewonnen worden ist, in die Ohren träufelt. Von der Diphtheritis befreit man sich, indem man den Hals mit frischem Schweinekot einsalbt. Kuhdreck soll dieselbe Wirkung thun.

Gegen Rheumatismus soll das genannte Klapperschlangenöl Linderung gewähren und braucht man es nur in die Haut der leidenden Körperteile einzureiben. Trägt man die Klapper einer Klapperschlange an einem Faden um den Hals, so bekommt man überhaupt keinen Rheumatismus. 1)

Im vorigen Jahrhundert bildeten die Deutschen ungefähr drei Fünftel der Gesamtbevölkerung von Pennsylvanien. Alle erdenklichen Sekten waren unter ihnen vertreten und eine suchte die andere an Bibelgläubigkeit und sonderbaren Gebräuchen zu überbieten. Die Mennoniten, welche sich hauptsächlich in Lancaster County niedergelassen hatten, 2) spalteten sich im Laufe der Zeit in drei sich schroff gegenüberstehende Unterabteilungen, nämlich in die alten, die neuen und die Amisch-Mennoniten. Erstere dürfen heute noch kein politisches Amt annehmen; auch sieht man es nicht gerne, wenn sich einer an einer öffentlichen Wahl beteiligt. Den anderen ist es verboten, den Reden des einer fremden Sekte angehörenden Geistlichen zu lauschen; auch dürfen sich ihre Prediger nicht am Stimmkasten blicken lassen. Die AmischMennoniten wurden früher allgemein,,Bartmänner" genannt, doch ist diese Bezeichnung allmählich in Vergessenheit geraten. Statt Knöpfe haben sie Haken und Ösen an ihren Kleidern. Alle bedienen sich noch vorzugsweise des deutsch-pennsylvanischen Dialektes; auch hört man denselben noch vielfach in ihren Kirchen. Ihre unbezahlten Prediger wählen sie

1) Dr. Hoffman, Folk-Medicine of the Pennsylvania Germans. Proceedings of the American Philosophical Society. 1889.

2) Daniel Cassel, Geschichte der Mennoniten. Philadelphia 1890.

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