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eimern aus dem Stalle kommen und begiefsen sie gründlich mit Wasser, was ihnen durchaus nicht übel genommen wird; im Gegenteil, ein Mädchen, das bei dieser Gelegenheit ignoriert wird, fühlt sich beleidigt und zurückgesetzt. In Ungarn und Siebenbürgen erhalten die Burschen für diesen Beweis ihrer Aufmerksamkeit sogar zur Belohnung Eier von den Mädchen. Im Königsberger Kreis tragen die Mädchen um die Osterzeit eine Gerte, die sie ,,Sommer" nennen, unter der Schürze versteckt; sobald sie dann einen Burschen sehen, schlagen sie ihn damit und erwarten dafür ein Geschenk. Letzteres besteht gewöhnlich aus einem Apfel. So schlägt man auch in einigen Gegenden Deutschlands auf Ostern diejenigen mit grünen Zweigen, denen man Gesundheit und langes Leben wünscht. Die Kinder, welche diesen Liebesdienst ihren Eltern in aller Frühe leisten, erhalten dafür Leckereien, die unter dem Namen ,,Schmeckostern" bekannt sind.

Das verschönernde, die Gesundheit befördernde und somit das Leben verlängernde Osterwasser ist nur eine andere Gestalt des in zahlreichen Märchen und Sagen aller Völker und Zeiten erscheinenden Verjüngungsquells. So hatte das Wasser des eddischen Urdbrunnens verjüngende Kraft. Die Götter in Walhall stärkten ihre alternden Glieder mit Odhrärir, dem Tranke der Weisheit und Dichtkunst; heifst es doch auch in Bezug auf die echte Volkspoesie, diesen wunderthätigen Quickborn, in einem alten Liede:

,,Wer aus diesem Brünnlein trinket,

Der jünget und wird nicht alt."

Die Chinesen glauben, dafs ein im Mondlicht am Fufse eines Kassiabaumes sitzender Hase die Ingredienzen zusammenmische, aus denen das Unsterblichkeitswasser besteht. Die Ägypter glaubten, dass die Milch aus der Brust der göttlichen Mutter Isis Unsterblichkeit verleihe; Herkules trank sich aus. der Brust der Hera nicht nur Unsterblichkeit, sondern auch Göttergleichheit. So hatte auch Medea den Anson, während dem sich dessen Sohn Jason das goldene Vliess aus Kolchis

holte, durch Zauberkünste jung erhalten. Die Götter und Göttinnen Griechenlands verdankten ihre Unsterblichkeit und nie verwelkende Schönheit dem fleifsigen Gebrauche der Ambrosia-Salbe.1)

Als der abgelebte Held und Abenteurer Ponce de Leon an einem Ostertage in Florida gelandet war, hatte er nichts eiligeres zu thun, als den der Sage nach dort existierenden Verjüngungsquell aufzusuchen, denn er glaubte an die Wirkung desselben ebenso steif und fest, wie viele Gebildete seiner Zeit. Dass er aber durch diese Expedition auf eine andere Weise, nämlich durch Heines köstliches Gedicht ,,Bimini" unsterblich wurde, hatte er sicherlich nicht geahnt.

Die indische Mythologie kennt ebenfalls einen Jungbrunnen, nämlich den alterlosen Fluss Vijara nadi. Dann erzählt der Engländer John Mandeville, den die Abenteuersucht nach Indien und China getrieben hatte, in seinem Reisebericht (1555) von einem gewürzreichen, bei der Stadt Polombe gelegenen Verjüngungsquell: „Wer dreimal nüchtern von diesem Wasser trinkt, wird geheilt von jeglicher Krankheit; die dort wohnen und immer daraus trinken, sind nie krank und scheinen immer jung. Man sagt, dieser Brunnen entstamme dem Paradiese und deshalb sei er so heilkräftig."

Von Paracelsus wird erzählt, dafs er einst von einem spinnenartigen Geist, den er aus einer Baumhöhle befreit, zur Belohnung die Goldtinktur und das Lebenswasser, also die Mittel erhalten habe, reich zu werden und lange zu leben; doch er ward niemals ein wohlhabender Mann und starb zuletzt, wie jeder andere.

Auch der Schmied von Jüterbock des bekannten deutschen Volksmärchens besafs aufser einer Stahltinktur, womit er jeden Harnisch, den er damit bestrich, undurchdringlich machen konnte,

1),,Als der älteste Storch noch sehr jung war" entdeckte in Japan ein Jüngling eine Reisweinquelle, durch deren köstliches Nafs er seinen alternden Vater noch lange Jahre am Leben erhielt. W. E. Griffis, Japanese Fairy World. Schenectady, N. Y. 1880.

einen lebensverlängernden Trank, den er von einem grauen Männlein, dem Wunschgotte Wotan nämlich, dessen Pferd er mehrmals beschlagen, ohne Belohnung anzunehmen, zum Geschenk erhalten hatte. Wotan hatte ihm erlaubt, drei Wünsche zu thun; doch solle er dabei nicht das Beste vergessen, damit es ihm nicht etwa erginge, wie dem Hebelschen Ehepaar, dem einst auch eine gütige Fee dieselbe Offerte machte und das zuletzt froh sein mufste, dafs es dadurch nicht ärmer und unglücklicher als vorher und dass die Frau noch rechtzeitig von der ihr um die Nase baumelnden Schnurrbartswurst befreit wurde. Unser Schmied wünschte also, dass jeder, der auf seinen Birnbaum steige, erst dann herunter kommen dürfe, wenn er ihm dazu die Erlaubnis gebe; dann sollte Niemand ohne seine spezielle Bewilligung seine Stube betreten, es sei denn, er käme durchs Schlüsselloch hinein, und drittens bat er sich als echt norddeutscher Handwerksmann eine Flasche Schnaps aus, die nie leer, also für ihn zum Lebenswasser werden sollte. Damit hielt er auch wirklich den Tod von sich fern; doch als er zuletzt sah, dafs alle seine Verwandten und Freunde starben, kam er sich allmählich so vereinsamt vor, dafs er sein Ende herbeisehnte. Nachdem er dann vergeblich an dem Thor des Himmels und der Hölle um Einlafs gebeten hatte, fand er schliesslich beim alten Barbarossa im Kyffhäuser Aufnahme und Beschäftigung.

In einem ähnlichen, aus der Bretagne stammenden Märchen siegt der Schmied von Sanssouci ebenfalls über Tod und Teufel und gelangt schliesslich durch eine List in den Himmel. In dem sinnreichen französischen Märchen,,Bonhomme Misère" ist es das Elend, das über Tod und Teufel triumphiert und das so lange leben wird, wie die Welt besteht.

In einigen Gegenden Deutschlands wird das Heilwasser auch auf Weihnachten geschöpft; auch macht dort die Sonne um jene Zeit ihre drei Freudensprünge und aufserdem verwandelt sich das Wasser in einer bestimmten Stunde in Wein. Dann fällt das Vieh im Stalle auf die Kniee und betet, während

dem unterirdische Glocken ertönen. Im Albthale spricht der Hausvater folgenden Segen über das in der Christnacht geschöpfte Wasser:

,,Heilig Wag (Quelle), heilig Wag,

Glück ins Haus, Unglück heraus!"

Dem Lebenswasser begegnen wir auch in dem Grimm'schen Märchen vom Königssohne, der sich vor nichts fürchtet. Derselbe, dem durch einen Riesen die Augen ausgestochen worden sind, erhält sein Gesicht wieder, nachdem er es in einer klaren Quelle gewaschen; darauf wird er von einer Prinzessin mittels Lebenswassers vollends gesund gemacht.

Hans Sachs erzählt:

Als ich in meinem Alter war,

Gleich im zweiundsechzigsten Jahr,
Da mich in manichfachen Stücken,
Das schwere Alter hart thät drücken,
Da dacht' mit Seufzen ich und Klage,
An meiner Jugend gute Tage,
Die ich so unnütz hätt' verzehrt;

Das meine Schmerzen gleich mir mehrt.
Ich warf im Bett mich hin und her
Und dacht', dafs Arzenei doch wär'
Für 's Alter oder eine Salben,
Wie wert wär' diese allenthalben.
In dem Nachdenken ich gar tief
Verwickelt war und halb entschlief.
Mir träumt', wie ich wohl käm' besonnen,
Zu einem grossen runden Bronnen,

Von Marmelstein, polieret klar,

Darin das Wasser rinnend war,

So warm wie kalt wohl aus zwölf Röhren,
Gleich einem Wildbad; thut Wunder hören:

Das Wasser hatt' so grofse Kraft,

Welch' Mensch mit Alter war behaft't,

Ob er schon achtzigjährig was,
Wann eine Stund er im Brunnen safs,
So thäten sich verjüngen wieder
Sein Herz, Gemüt und alle Glieder.
Um den Brunnen war ein grofs' Gedränge,
Denn darzu kam eine grofse Menge,
Von allerlei Nation und Geschlecht,
Mönche, Pfaffen, Ritter und Knecht',
Handwerker, Bürger, Bauern zumal,
Die kamen zum Brunnen ohne Zahl,
Und wollten sich verjüngen lassen.
Voll zog es zu auf Steig und Strassen,
Aus allen Landen auf Karr'n und Wagen,
Von nah und fern, auf Schlitten und Tragen,
Auf Schubkarr'n kam ein ganzer Zug,
Auf Misttragen einige man trug,

Viel andre trug man auf dem Rücken,
Etliche gingen herzu auf Krücken.
Zusammen kam ein Hauf der Alten,
Wunderlich, sunderlich, ungestalten,
Zahnlückig, runzelig und kahl,
Zitternd und krätzig überall,

Mit trüben Augen, schwachen Ohren,
Vergesslich, tappig, halbe Thoren,
Gebognen Rückens, matt und krumm.
Da war in Summa Summarum,

Ein Husten, Räuspern und ein Krächzen,
Ein Seufzen, Stöhnen und ein Ächzen,
Als ob man im Spitale wär'.

Zwölf Mann hätt' man gestellet her,
Die allen Alten, die da wollten,
In den Jungbrunnen helfen sollten.
Die thäten alle sich verjüngen.
Nach einer Stund mit freien Springen,
Sprangen sie aus dem Brunnen rund,

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