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Wieland.

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Wieland.

Neun Elemente, die, nach Epikurs Gesehen,
Zwar körperlich, doch nicht mehr theilbar sind,
Sind meines Wesens Stoff: und wenn ihr am Verses

Ben

Und Rathen euren Sinn zu weßen,

Bei edelm Müssiggang_vielleicht Belleben findt,

So sucht in mir: den Vogel, 1) dem an Haaren
Die Schönen gerne ähnlich sind;

Ein Instrument, 2) das gern sich mit Gesang verbindt,
Die Abendlust von manchem schönen Kind,
Als Laute noch und Zither Mode waren;
Des hohen Alters dritten Fuß; 3)

Womit die Korydons im Schatten sich ergößen; 4)
Und was den Jupitern, die sich mit Nymphen letzen,
Im stillen Busch zum Sopha dienen muß; 5)
Was Adler nur auf hohe Felsen setzen; 6)

Was ohne größte Noth kein Rheinbewohner trinkt; 7)
Womit die Muselmans sich Bart und Glaße salben; 8)
Den Mann, der Amts und Standes halben
Nur im Kalendertitel hinkt; 9)

Den Siß, worauf ein Schach der Ruh im Divan pfle
get; 10)

Was man aus dicken Tannen såget; 11)

Und was das tapfre Volk, das für drei Kreuzer dient,
Mit allem Ungemach des Heldenthums versühnt. 12)
Dann rather noch, wie Bauren meistens reiten; 13)
Ein Stück des Priesterschmucks; 14) des Himmels
Zier bei Nacht; 15)

Den kühlen Trunk, den Türken gerne schlürfen; 16)
Was manchen Graeculus zum Weisen einst gemacht,
Und Rußlands Popen sich nicht kappen lassen dürs
fen; 17)

Mas

1) Rabe. 2) Teorba. 3) Stab. 4) Blasen, 5) Nasen. 6) Nest. 7) Born. 8) Salbe. 9) Bote. 10) Tron. 11) Bolen. 12) Rasten. 13) Traben. 14) Stole. 15) Sterne. 16) Sorbet. 17) Bart,

Was Niemand je bei kaltem Blut,

Im Fieber oft, um Jachzorn meistens, thut! 18)
Was Tugendfreunde mehr, wie Molch und Natter fliez

hen; 19)

20)

Was Efel tragen, Pferde zichen;
Was ohne Zähne Eisen frißt; 21)
Und was der armen Hammelsrippen
Zu Wien alltäglich Schicksal ist; 22)
Ein Opfer von bezahlten Lippen

Das mancher Rabe schon mit seinem Fraß gebüßt; 23)
Womit man insgemein erzwungnes Lob beschließt; 24)
Ein Zeug zu leichten Sommèrkitteln; 25)

Und einen von den Sippschaftstiteln,

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Der manchen Hausroman schon überschleiert hat; 26).
Sucht noch den Namen auf von einer schönen Stadt
Im Schweizerland, die stets viel manufakturirte; 27)
Und eines Herrn, der einft zu Syrakus regierte; 28).
Und den gemeinsamen, den eine Zauberin
In Tausend Einer Nacht getragen, 29)
Und zu Lyon die schöne Seilerin, 30)
In deren Stricken einst viel tapfre Herzen lagen,
Dann rather, wie der Patriarche hieß,

Der sich in seinen alten Tagen

Von seinen Töchtern noch zum Narren machen ließ. 31)
Und nun genug! Ich meines Orts, _ich finde,
Mir wird bei diesem Spaß ein wenig gåhnerlich.
Nur Eins noch, eh ich wieder schwinde:

Mein Ganzes ist ein leichtes Spiel der Winde,
Und jener Sybarit 32)

ihr mich!

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Doch, still! sonst habt

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18) Toben. 19) Laster. 20) Last. 21) Rost. 22) Auf dem Rost gebraten zu werden. 23) Lob. 24) Aber. 25) Bast. 26) Base. 27) Basel. 28) Belon. 29) Las be. 30) Louise Labe', genannt la belle Cordiere. 31). Lot. 32) beschwerte sich, daß er nicht habe schlafen kön nen, weil ein Rosenblatt auf seiner Matraße gefaltet gelegen sei.

Wieland.

Bouts-rimés..

8.

Bouts-rimés.

Endreime pflegt man fie im Deutschen zu nennen. Die mehr schwere, als sehr verdienstliche Kunst, sie zu verfertis gen besteht darin, daß man die Reime, die von einem andern gan; willkührlich zusammengestellt werden, denen es absichts lich an aller Beziehung des Sinnes fehlt, und wozu gemeis niglich die schwersten und ungewöhnlichsten gewählt werden, auf eine leichte und geschickte Art auszufüllen wisse. Auf der Stelle, wo diese Fertigkeit ausgeübt wird, und als ges sellschaftliche Beluftigung, hat ein gelungener Versuch dies fer Art natürlicher Weise mehr Werth, als er hinten nach für den Lefer haben kann. In den Werken franzdfischer Dichter, selbst der bessern, findet man häufige Beispiele fol cher Endreime; hier sei es an einem einzigen, sehr glücklich ausgeführten deutschen von Hrn. Gotter genug, in dessen Gedichten, B. 1. S. 297 ff. drei solche Stücke vorkommen, wovon das zweite aus nicht weniger als sechszig Zeilen bez fteht. Die Reime des folgenden wurden dem Verfaffer von einer Dame aufgegeben; und es war ein feiner, glücklicher Gedanke, das eigne Gemählde derselben in diesen Rahmen zu stellen.

Gotter.

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Lehrreicher ist ihr Mund, als alle Bücher: Schränke;
Sich selbst genug, sieht sie mit kaltem

Der Schmeichler Huldigung, des Neides

Blut

kleine Rånke.

In allem, was sie thut, in Anstand, Gang

und

Herrscht Seele. Neben ihr, was sind die

Gruß,

meisten Weiber?

(Gern sagt ichs laut; doch Wahrheit

macht Verdruß:)

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Gotter.

Lai und Vis relai.

9. Lai und Virelai.

Zwei ehedem bei den französischen Dichtern oft vorkom? mende Dichtungsarten, oder vielmehr metrische Formen für Spiele des Wizes und der leichtern Empfindung. Die Lais bestehen aus kleinen Verszeilen, von denen allemal ihrer zwei mit einem noch kürzern wechseln; und es kommen in ih nen überhaupt nur zwei Neime vor. Die Pirelais find hauptsächlich nur durch die größere Långe, und die öftere Wiederkehr der ersten beiden Zeilen von den Lais perschies den. Man sehe hier von den lettern eine Probe; Sur l'appui du monde

Que faut-il qu'on fonde
D'éspoir ?

Cette mer profonde,

En debris féconde,

Fait voir

Calme au matin l'onde

Et l'orage y gronde
Le foir

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