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Kein Reiz sei stark genug, der deine Pflicht verhindert; yon haller.
Kein Nuß sei groß genug, der den des Staates mindert.
Such in der Länder Wohl, und nicht beim Pöbel Ruhm;
Sei jedem Bürger hold, und keines Eigenthum.
Sei billig und gerecht; erhalt auf gleicher Wage
Des Großen drohend Recht und eines Bauern Klage.
Bei Würden sich den Mann, und nicht den Gegens
dienst,

Mach Arbeit dir zur Luft, und Helfen zum Gewinnst,
Dieß lerne; dieses thu; das andre liegt verborgen;
Der Himmel wird für dich mehr, als du selber, sorgen.
Und wenn er künftig dich in hohen Aemtern übt,
Und deiner Bürger Glück in deine Hånde giebt,
So lebe, daß dich einst die spåten Enkel preisen,
Dein Tod den Staat betrübt, und macht dein Volk zum
Waisen;

Und schlossen schon dein Land die engsten Schranken ein,
So würdest du mir doch der Helden erster sein.

In dir zeigt sich der Welt der Gottheit Gnadenfinger!
Du bist ein größrer Mann, als alle Weltbezwinger,

y. Hagedorn,

von

Hagedorn.

(Außer seiner schon oben erwähnten Nachahmung des Horazischen Schwätzers, gehören noch einige andre von seinen moralischen Gedichten zur satirischen Gattung; vornehmlich folgendes Gedicht, dessen herrschender Ton forts gesezte Ironie ift.)

Der Gelehrte,

Beglückt ist der, zu dem sein Vater spricht s
Sohn, sei gelehrt! und der dem Vater håret,
Und nur auf Ruhm, auf Meisterschaft erpicht,
Bald vieles lernt, -und-endlich alles lehret,
Mit gleichem Muth bejahet und verneint,
Beweisen darf, und zu beweisen scheint,

Sein Ernst verschmäht, was Höfen stets gefiel,
Den Ueberfluß geschmückter Freudenfeste,
Die frühe Jagd, den spåten Tanz, das Spiel,
Das Nachtgeprång' erleuchteter Paläste,
Der Masten Scherz, wo Mummerei und List
Verliebte paart, Gepaarten günstig ist,

Ihn reizen nie der Waffen Glanz und Pracht,
Der Edlen Muth, der Enkel tapfrer Ahnen,
Des Helden Lust, die feuervolle Schlacht
Der stolze Sieg, der Ruhm erfochtner Fahnen,
Das Kriegsgeschrei, das donnernde Metall,
Der kühne Sturm, und der erstiegne Wall.

Er mehrt auch nicht den zu geheimen Rath,
Der um den Thron erhabner Fürsten sißet,
Und, sonder Ihn, den anvertrauten Staat,
Bewacht, versorgt, erweitert und beschüßet,

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Er will, er kann (wie oft trifft beides ein!)
Kein *) Cineas von einem Pyrrhus sein.

Was ihn bemüht, verherrlicht und ergött,

Sind weder Pracht, noch Kriegs; und Staatsgeschäfte:
Es ist ein Buch, das er selbst aufgeseßt,

Es ist ein Schaß von Ihm beschriebner Hefte,
Ein Kupferstich, der Ihn, mit Recht, entzückt,
In dem Er sich, mit Ruhm verbråmt, erblickt.

Es ist sein Krieg ein schwerer Federkrieg,
In dem durch Ihn Beweise stehn und fallen;
Und er betritt auf den erhaltnen Sieg,
Den Helden gleich, des Ehrentempels Hallen,
Und stellet sich dort seiner Leser: Schaar,
Der Seherzunft und den Verlegern dar...

Ja! dreifach groß und furchtbar ist der Mann,
Der muthig schreibt, bis Neid und Gegner schwinden,
Er trifft in sich mehr, als neun Musen, an,
Er wird in sich mehr, als den Phdbus finden,..
Und ist im Streit, wie Ajax beim Homer,
Des Heeres Schuß, ja selbst ein ganzes Heer.

Erwünschter Preis gelehrter Ritterschaft!
Dein Lorbeer krönt den, so der Muth erhoben:
Doch braucht auch der nicht stets der Waffen Kraft;
Er lober auch, damit ihn andre loben,
Und lohnt den Ruhm, den er im Lenz erhålt,
Mit Gegenruhm, noch eh die Blüthe fållt,

Es keimt und sproßt die Saat der Dankbarkeit
In Zeitungen, und wächst in Monatsschriften.
Ein werther Freund belehrt die Folgezeit,
Und zeigt uns selbst, wie viel wir gutes stiften
Und dich ermahnt sein süßes Lobgedicht,
Germanien zu der Bewundrungspflicht,

25

v. Hagedorn

Oft

Cineas, der Schüler des Demosthenes und Gesandter
des Pyrrhus, wird einigen aus dem Boileau, und vielen
aus dem zten Band der Histoire ancienne des Rollin
bekannt sein.

Hagedorn, Oft ist der Ruhm, der Schriftverfasser hebt,

Ursprünglich schwach; doch hilft die Kunst ihm weiter.
Der Gönner Huld, nach der die Zuschrift strebt,
Macht kleine groß, und dunkle Namen heiter,
Und wer zuerst um Nachsicht bitten muß,
Gebeut zuleht, und ist ein Pansophus,

So, wie ein Bach, der tråg und dürftig quillt,
Durch Kies und Schlamm trüb' und verächtlich fließet,
Sich krümmt und schleicht, von fremden Wassern schwillt,
Dann rauscht und glänzt, sich stolz ins Land ergießet,
Dort Bächen folgt, hier Bäche selbst regiert,
Und endlich gar des Stromes Namen führt.

Des Beifalls Kraft begeistert den Verstand
Mit allem Witz der Neuern und der Alten,
Wird zur Beruf, heißt jeden, der ihn fand,
Das Richteramt auf dem Parnaß verwalten,
Und macht den › Mann, den Muth und Glück erhöhn,
Oft zum Virgil, noch öfter zum Måcen

Sein Haß entehrt.

Warum? Weil seine Gunst
Kaum weniger als mancher Pfalzgraf adelt.
Nur er versteht wie meisterliche Kunst
In Zeilen lobt, in ganzen Blåttern tadelt.
Sein Ausspruch nur, der stets die Regel trifft,
Entscheidet schnell den Werth von jeder Schrift,

Die Ungeduld der Fremden, Ihn zu schaun,
Spornt ihren Fuß auf den gelehrten Reisen.
Sie müssen sich aus seinem Mund erbaun,
Und Ihm, Ihm selbst, sich und ihr Stammbuch weisen,
Vergleichen Ihn mit Seinem Kupferstich,
Sehn, wie Er lacht, freun, und empfehlen sich,

Er lehrt die Welt. Sein Ton, Sein Vorrang steigt,
Und seine Stirn umstralt der Glanz der Ehre:
Das was Er sagt, und das, was Er verschweigt,
Ist wie ein Licht und Nebel seiner Lehre,

Das,

n. Hagedorn

Dab,

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Er will, der Schlüsse Band entdeckt,
Der, wann Er muß, des Bandes Grund versteckt,

Der Körper Stoff, was ihre Kraft erhält,
Wie jede wirkt, sieht Er von allen Seitens
Sein Wih durchstreift so gar die Geisterwelt,
Das dunkle Land entlegner Möglichkeiten,
Und spåhet dort mehr Dinge seltner Art,
Als ein Ulyß bei seiner Höllenfahrt. *) .

Der Wahrheit Reich macht Er sich unterthan;
Er herrscht allein, mit sieggewohnten Sägen
Empöret fich des Zweiflers kecker Wahn,
So kann doch das Sein Ansehn nicht verleßen.
Umsonst erregt ein Aeol Sturm und Fluth
Neptun erscheint, und das Gewässer ruht.

Doch, wenn Er sich von jenen Hdhen schwingt,
Wo, ausser Ihm, den größten Weisen traumet,
So reizt auch Ihn, was uns Thalia singt;..
Er spielt ein Lied, ein leichtes Lied, und reimet:
Wie Sokrates der so viel Geist besißt,
Zur Werkstatt eilt, und Huldgöttinnen schnißt. **)
Dann übt er oft, die Musen zu erfreun,
Die Wissenschaft ein Leb recht auszuzieren,
Die Fertigkeit viel Glück zu prophezeihn,
Die strenge Kunst empfindlicher Satiren,

Und

*) S. das rite Buch der Odyffee.

*) Poft arcis ingreffum, qui hodie exftat, Mercurium, quem Propyleum nominans, et Gratias item, Socrates, Sophronisci filius, effinxiffe dicitur: quem fumma inter homines fapientia fuiffe praeditum teftis Apollo eft. etc. PAUSANIAS in Atticis, Abrahamo Loefchero, interprete, P. 26.

Socrates practerea, Sophronisci filius, ante arcis vcftibulum Gratiarum fimulacra Athenienfibus fabricavit. IDEM in Boeoticis, p. 380,

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