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Graf F. L. zu Stollberg.

(Durch seine zu Leipzig, 1784 in gr. 8. gedruckte Jams ben hat dieser in mehrern Gattungen vortreffliche Dichter, Friedrich Leopold Graf zu Stollberg (geboren 1750.) dem Mangel unsrer neuern Poesie an eigentlichen didaktischen Sas tiren überaus glücklich abgeholfen; und mehrere Stücke dies fer Art würden für fie ein sehr wünschenswerther Gewinn fein. Folgende Satire, die unter jenen siebenzehn die zehns te, und wider die so herrschende und fo verderbliche Seuche der Spielsucht gerichtet ist, bezieht sich auf die im ersten Banz de dieser Sammlung befindliche Lichtwerische Fabel: Die seltsamen Menschen.)

Der Frohn.

An Fichtwer.

Strenua nos exercet inertia.

Graf F. L. zu
Stolberg

Horat

Nimm påten Dank für Freuden die du früh
Dem Knaben schenktest, als hur du und Gréim,
Mit vollen Schalen aus der Musen Quell
Mich und den Bruder trånkrest, wenn wir bald
Von Foti's Zauberhdle Feld und Hain
Erschallen ließen; bald das laute marsch!
Von Moris. ehe Friedrich war zu sehn.

Und dann, als Friedrich war zu sehn, das Marsch!
Des ganzen Heers durch Mark und Bein uns scholl,

Leh:

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Graf F. L. zu O Lehrer meiner Kindheit, der mir oft
Stolberg, Den Krausel und den bunten Ball entriß, 18

Bermag dein Lied bei großen Kindern nicht,
Daß sie den Tand der minder harmlos ist
Als Ball und Kräufel von sich würfen? Wer
Hat so wie du, mit sichrer Meisterhand,,
Der bunten Blåtter Thorheit stark gemahlt,
Als du von denen, die ihr fröhnen, sangst:
Sie sein den Furien des Tartaros

,,An Wuth, den Höllenrichtern gleich an Ernst,
„Und wie betroffne Missethåter bang.

Viel sind der Thorheit Schellen, und es ist
Ihr Federbusch von allen Farben bunt;
Doch jedem Alter tönt nicht jeder Klang,
Und jeder Stand, und jegliches Geschlecht,
Sucht eine Feder zum Panier sich aus.
Nur dieser Einen Schelle dumpfer Klang,
Tönt wie die Sturmglock' jeglichem Geschlecht;
Matrone, Jüngling, Jungfrau, Mann und Greis
Bersammlen um die Eine Fahne sich,

Und taumeln eitler Hoffnung blindlings nach,
Von Armuth, Angst und Wuth, und Schmach ver:
folgt.

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Wie schimmert dort der kerzenhelle Saal,

Voll, still und starrend, wie die Bühne, wenn

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Doch, meine Tochter, doch!" der Vater ruft, *)

Und nun den Stahl in seine Tochter stößt.

Ich schleiche kaum bemerkt durch, lange Reih'n
Der grünen Tische hin; hier ward so gar
Der Dieb am Lichte nicht bemerket, bis

Der Dame Hauptpuß schnell in Flammen stand,
Dem andern Dieb ein günst'ger Augenblick,
Der schnell die Karten durch einander warf.

Welch Unhold keucht zu meiner Linken hier?
Ein zahnlos Weib das an der Grube wankt,

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Mit weißer Schminke wie ihr Grab getuncht.
Rubin und Demant blitt im falschen Haar,
Wie bald das Wappenschild in ihrer Gruft.
Wie schnappt die dürre Hand dem Golde zu,
Indeß der Krampf aus allen Fingern zuckt!`

Ihr gegenüber wågt Herr Lobesan,
Der Präsident, ein pro und contra ab:
Es schwanket zwischen He' und Treff sein Geist;
Denn unbestochen wågt man nicht so schnell.

Mit feilem Lächeln spielt Lucinde dort
Die rothen Herzen ihrem Liebling aus;
Der Liebling weiß zu leben, und erkauft
Geheime Freuden, die er doppelt büßt.
Wie jener alte Krieger dort erblaßt!
Herr General, sahn sie so ångstlich aus,
Als Laudon Ihnen gegenüber stand,
Und in dem trummen Thal sein Donner scholl?
Ift furchtbarer als Tolparsch und Pandur,
Der rothe Bube? schreckt der frohe Blick
Des Fräuleins mehr als Laudons Adlerblick?
Kleinmuth ist Kleinmuth, mein Herr General!
Ob Erz Sie blender oder Gold, so find
Sie eine Memme mein Herr General!

Mit beiden Buhlern spielt an einem Tisch
Die schöne Chloe, stolz auf ihre Macht
Verhieß die doppelte Triumphe sich.

Dem einen winkt sie Hoffnung, und berührt
Indem sie Karten giebt, des andern Hand.
Zweideutig schwankt die Wagschal' ihrer Gunst,

Und zwischen beiden theilet sie sich schlau,
Wie man die Sonne vor dem Zweikampf theilt;
Sie aber scheinen nur ins Spiel versenkt.
Doch nun entbrennen sie, sie fahren auf!

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Graf F. L. zu Erwacht die Liebé? nein, der eine hat
Stolberg Argine statt der Pallas ausgespielt.

Sich diese mit den schönen Augen an!
Sie hüpfte gestern wie ein Reh im Tanz,
Und Lycidas entbrannte schnell für ste,
Dem Edelmuth in jeder Ader schlägt,
Für welchen sie der braunen Locke Glanz
Auf ihrem Schwanenbusen schmachtend wiegt.
Ein Blick der ångstlich auf die Karten fiel,
Entriß auf immer ihr den Lycidas.
Geh, edler Jüngling, suche fern vom Hof,
Und von der Stadt, in stillen Hütten dir
Ein gutes Kind mit Taubenaugen aus.
Dem schönen Auge, welches schärfer blickt
Wenn Gold ihm schimmert, hat die Luft der Welt
Den Morgenthau der Unschuld weggesengt!

Sieh jenen großen runden Tisch, wo Angst,
Mo Hoffnung. Schadenfreude, stille Wuth,
In Blicken starrt, und auf den Lippen bebt.
Erwartung hålt die Sißenden so still
Daß hörbar mir das Herz des Domherrn schlug,
Der herzlos sonst, ganz Mund und Magen ist.
Mit Aug und Seele hangen sie an dem,
Der in der Mitte, wie ein Richter ernst,
Die Karten abzieht, Mifsethåtern gleich,
Die großer Frevelthat Genossen sind,
Und Todeswürfel werfen, wen das Rad
Bermalmen, wen das Loos befreien soll.

Wie mancher schleichet spåt, vom Morgenstern
Belauscht, und fluchend ins verarmte Haus,
Wo wachend sein die Gattin zagend harrt!
Wie manche Rabenmutter achters nicht
Daß Kinder, die sie unter'm Herzen trug,
Verschmachten! manche Rabenmutter låst

Den

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Den Säugling darben bis das Morgenroth
Den trüben Horizont der Stadt erhellt.
Vom Spiel erhißet und vom Wachen, beut -
Sie zürnend Gift der Panze, welche früh ́
Und spåt, so klagt sie, nach den Brüsten schreit.
Zu glücklich, wenn er Gift ins Blut allein,
Nicht trübe Quellen niedrer Leidense aft,
Mit seiner Mutter Milch ins Leben såugt!

Mich, sprichst du, trifft kein Vorwurf; selber reich)
Spiel ich mit Reichen, achte den Verlust
Gering, geringer den Gewinn. Es sei,
Versuch es, spiel um Bohnen! wird die Lust
Dir da noch bleiben? ein Beweis, mein Freund,
Daß Kitel des Gewinns, und des Verlusts
Zwei Stunden täglich dich auf Dornen wiegt.
Und achtest du den Flug der Zeit für nichts?
Stockt ihre Sanduhr auf dem grünen Tisch?
Du spielest mit der Zeit, die nie verliert,
Und stets gewinnt! Du klagst, sie eile schnell,
Und wirfft wie Rechenheller Stunden hin!
Dem Bettler åhnlich, der aus Wahnsinn bettelt,
Und in den Strom das blanke Silber wirft.
Dir lüget täglich die Erwartung, zeigt
Dir Freuden, deren keine dir erscheint.
Befrage die Erinnrung; ist der Blick
Auf Stunden, die am Spieltisch dir entflohn,
Dir, wie der Blick auf frohe Kindheit, lieb,
Als du auf freiem Feld, im jungen Schwarm,
An Fåden bunte Drachen fliegen sahst?
Du sprichst: der Kinderjahre Freud ist hin!
Freund, jede Zeit hat ihre Freuden; nur
Die große Welt hat keine wahre Lust.
Der Weltling gleichet jenem Tanzenden,
Den die Tarantel in die Ferse stach,
Sein Tanz ist Fieber, Ohnmacht seine Ruh!
Freund, du bist krank, und keine Brunnenkur,
Kein Bad erneuet deine Kråfte dir;

Doch, wenn der Krankenstube Dunst dich nicht

Graf F. L. 34
Stollberg

1

Für

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