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zu treten, wodurch Östreich vollkommen ausgeschlossen wird. Ohne sich in weiteren Erörterungen über diesen letzten Punkt einzulassen, berührte der Fürst hauptsächlich den, die provisorische Centralgewalt betreffend, als den für den Augenblick vom höchsten Interesse, da es sich vor Allem darum handele erst Ruhe und Ordnung in Deutschland wiederherzustellen. Der Fürst sprach dabei die Ansicht aus, daß eine Centralgewalt, welche von Preußen, Östreich und von einer von den 4 Königen zu wählenden Macht repraesentirt würde, kräftiger und besser sei, als wenn sie von Preußen allein gehandhabt würde, und alsdann jedes Mißtrauen und jede Eifersucht schwinden würde. Der Fürst erkannte an, daß man Preußen dabei in keiner Beziehung geniren, sondern jede freie Bewegung, die ihm wegen seiner materiellen Kraft von Rechtswegen zukäme, gewähren würde, wobei er aussprach, das Östreichs Beitritt an Preußen eine moralische Kraft gewähren würde und ohne Östreichs Beitritt der den Beitritt von Baiern und Würtenberg zur Folge habe, nur eine Vereinigung Deutschlands möglich sei, im Gegentheil davon aber nur eine Zerstückelung stattfinden würde. Der Fürst forderte uns alsdann auf ihm offen unsere Ansicht auszusprechen, ob wir glaubten, das seine Anwesenheit in Berlin eine Ausgleichung zu Stande bringen würde, in welchem Fall er gesonnen sei, sich heute dahin zu begeben. Graf Nesselrode und der General v. Rochow stimmten dafür, überließen mir aber hauptsächlich die Beantwortung dieser Frage, die ich ihrer Meinung nach am Besten zu beantworten im Stande sei. Bevor ich mich auf die Beantwortung obiger Fragen einließ, suchte ich mit dem General v Rochow gemeinschaftlich die Ansicht zu bekämpfen, daß ein Direktorium von Dreien kräftiger und besser sein sollte, als wenn unser König und Herr allein die Centralgewalt übernehme, die in einem Augenblick, wo Östreich in Ungarn und Italien beschäftigt von Niemand anders als dem König von Preußen übernommen werden könne, und diese Centralgewalt durch den Beitritt Östreichs, dem sich Baiern unfehlbar anschließen würde hinlänglich moralisch gestärkt sein würde. Ich rieth nun, nach dieser Auseinandersetzung, dem Fürsten, nach Berlin zu gehen, besonders wenn der Fürst sich zu einer solchen Koncession entschließen könne, wobei ich hinzufügte, daß mein König und Herr wie Sein Ministerium die Anwesenheit des Fürsten in Berlin als einen aufrichtigen Beweis sich mit Preußen zu einigen, betrachten würden. Leider wurde unsere Unterredung durch die Ankunft eines östreichischen Courirs aus Berlin unterbrochen, der die Nachricht brachte, daß das Cabinet Ew. Königlichen Majestät die Vorschläge des Östreichischen Cabinets verworfen und bei den gestellten Forderungen beharre. General Prokesch meldete dabei, daß er die Intension des Fürsten Schwarzenberg auf 24 Stunden nach Berlin zu kommen, dem Grafen Brandenburg mitgetheilt, den anderen Tag aber die Antwort erhielt, daß Se. Majestät der König und das Ministerium sich sehr freuen würde den Fürsten in Berlin zu sehen, man aber in 24 Stunden keine Geschäfte dieser Art abmachen könne, woraus der Fürst entnahm, daß daß man seine Gegenwart in Berlin nicht wünsche, und deshalb seinen Plan nach Berlin zu gehen, aufgab; auch Niemand von uns Dreien im Stande war den Fürsten nun noch zu einer Reise nach Berlin zu zureden. Von dieser

ganzen Unterredung habe ich den Eindruck mit hinweggenommen, daß Östreich

sich niemals dazu entschließen wird, den vom General v. Radowitz ausgearbeiteten Plan anzuerkennen, wodurch also keine Einigung sondern eine Zersplitterung Deutschlands hervorgebracht werden wird, und Österreich sich nie entschließen wird zu einer Union mit Deutschland sich zu vereinigen, wenn die von Preußen beabsichtigte Verfassung ins Leben trete. Es scheint mir, daß Fürst Schwarzenberg wohl auf die Übertragung der interimistischen Centralgewalt an Preußen eingehen würde, wenn daran nicht unmittelbar die Anerkennung der Verfassung Deutschlands und die Erledigung der Oberhauptsfrage geknüpft würde, die seiner inneren Überzeugung nach späteren ruhigeren Zeiten vorbehalten werden müsse, nachdem das Wichtigere die Besiegung der Revolution vollendet sei.

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Se. Majestät der Kaiser von Rußland theilen diese Ansicht vollkommen, wobei ich aufrichtig gestehe, das ich immer geglaubt habe, daß diese Ansicht auch mit der Meinung Ew. Königlichen Majestät übereinstimmend sei, und nur erst nach der Unterredung mit dem General v. Radowitz, 24 Stunden vor meiner Abreise, so wie durch das hier gelesene Memoir, eines Anderen belehrt worden bin. Sehr gern bescheide ich mich in einer so wichtigen Angelegenheit eine entscheidende Sprache führen zu wollen, erlaube mir aber meine innere Überzeugung auszusprechen, die dahin geht, daß die beabsichtigte Verfassung weder zu Preußens noch Deutschlands Heil durchzuführen sein wird, da Östreich dadurch im engsten Verbande mit Rußland, dem sich noch mehrere deutsche Staaten anschließen möchten, der natürlichste Feind Deutschlands werden würde. Auch ich unterstehe mich noch auszusprechen, daß die Wiederherstellung von Ruhe, Ordnung und Gesetz, die Hauptsache bleibt, ehe man an etwas Anderes denkt. Ein gutes Vernehmen mit Östreich ist gewiß stets zu berücksichtigen, da es zudem mit Rußland unzertrennlich geworden ist, und die alte Monarchie mit einem jungen Kaiser an der Spitze, bei seinen immensen Hülfsquellen, trotz der großen Qualamität in der es sich jetzt befindet, gewiß wieder zu Kraft und Ansehen erheben wird. Schon jetzt leistet sie das Möglichste, da nach der Versicherung des Fürsten Schwarzenberg 10000 Mann in Marsch sind, um sich in Vorarlberg zur Unterstützung Baiers (sic!) aufzustellen.

Gestern Abend spät hatte ich noch eine lange Unterredung mit Sr. Majestät dem Kaiser, sie bezog sich hauptsächlich auf Auskunft die ich über die Königliche Familie geben mußte, so wie über den unglückseligen Dänischen Krieg. Ich fand Se. Majestät den Kaiser ruhiger als wie bei der ersten Unterredung, allein so schmerzlich über den Gedanken bewegt, daß es vielleicht mit Preußen zum Krieg kommen könne, daß ich dafür keine Worte habe. Der Kaiser ist wahr und wahrhaftig ein guter Preuße und wer wie ich die Thränen in Seinen Augen gesehen, wird mit mir finden, daß wenn es wirklich zu einem so unglücklichen Kriege kömmt, es nicht der Kaiser ist, der ihn hervorgerufen hat. Die Russische Flotte ist in See und hat bis jetzt keinen anderen Befehl als die geschlagene Dänische Armee aufzunehmen, weshalb ich Ew. Königliche Majestät allerunthänigst bitte, die strengsten und gemessensten Befehle zu geben keinen Schuß auf russische Schiffe zu thun, denn ein solcher Schuß wäre der unvermeidliche Krieg.

Se. Majestät der Kaiser theilten mir noch mit, daß die Könige von Sachsen und Hannover die Rückkehr ihrer Truppen gefordert hätten, und der König von Hannover seinen General bei seinem Kopf für die Ausführung dieses Befehls verantwortlich gemacht hätte.

Gestern fand eine Parade der hier anwesenden Truppen, 17 Bataillons 55 Escadrons und 48 Geschütze statt. Die näheren Details behalte ich mir vor und bemerke nur, daß die Haltung der Truppen in jeder Beziehung vortrefflich war.

Ew. Königlichen Majestät bitte ich Allerunterthänigst um Verzeihung diesen Brief nicht selbst geschrieben zu haben, sondern meinem Sohn dietirt zu haben, allein meine Augen sind heut ungewöhnlich angegriffen.

Warschau den 23. Mai 1849.

In Allertiefster Ehrfurcht
Ew. Königlichen Majestät
Allerunterthänigster Diener
v. Rauch
General-Lieutenant und
General-Adjutant.

Anlage XII.

Berichte du Plats über Brandenburgs Aufenthalt in Warschau. Oktober bis Dezember 1850.

F. O., Russia,

vol. 383.

Private.

My Lord,

Warsaw 29. October 1850.

Late last night, several hours after I had sent off my private letter. of yesterday's date, relating to the conferences which have just been held here, I received an Austrian version of the subject so totally contradictory of the account contained in my letter as to the general result of those conferences, that I felt specially called on to endeavour to obtain such further intelligence as might enable me satisfactorily to explain the error into which as it seemed, I had been intentionally led by other persons.

Availing myself, therefore, of a personal acquaintance with a gentleman in Count Brandenburg's confidence, (resulting from family connexions between Mde. du Plat and the gentleman in question,) I, this morning requested to be informed by the Prussian Prime Minister himself, what were the results of the recent discussions between the Austrian and Prussian negociators, under the auspices of the Russian Diplomatists assembled here. This straightforward appeal, I have reason to know, was well received by Count Brandenburg; and has been most kindly responded to on his part.

I was glad to find, for the sake of my own reputation as to proper discretion in such important affairs, that the communications made to me by order of Count Brandenburg essentially agreed with the statements which I had the honour of making to Your Lordship yesterday. But, after mature

consideration of all that has been said to me on the subject, by persons actuated by different feelings in the question, I perfectly understand that the Austrian version of the issue of the conferences should have qualified as "a complete failure" the same results to which the Prussian party look at least, profess to look as the commencement of an amicable arrangement in regard to the reorganization of the bond of union between the different German states, and, more especially, in regard to a new Central, or executive Power representing that Confederation.

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or,

I need not, my Lord, enter into the details of the divergent views still entertained by the representatives of the Austrian and of the Prussian Government in respect to General de Radowitz's propositions. These details, I am aware, will be communicated by the respective Governments to Her Majesty's Ministers; and I should be sorry to trust to my memory for an exact statement of so many minute points as were mentioned verbally to me. But I do not hesitate distinctly to declare that it was told me, in the name of Count Brandenburg, the Prussian Government had every reason to expect that its proposition of discussing the different modifications of M. de Radowitz's original proposals, at "free conferences" to be holden either at Dresden or at Vienna, previous to the reorganisation of the Diet of 17 Votes, and previous to submitting to that political body the results of those conferences for ratification, in order to give them the force of law, that this proposition on the part of Prussia, I say, would be accepted; and, it was added, with the acceptance of that proposition the question of the political reorganisation of Germany might be considered as virtually settled.

The partisans of Austria, (I especially allude to one whose political position here during the discussions in question was second only to that of the Austrian Prime Minister) on the contrary assert, and very naturally so, considering that neither the Prime Minister nor the Monarch, who were both here, would assent to the admission of such a principle, that the Prussian "expedient" will not be finally accepted at Vienna and the Austrian party, therefore, consider even those parts of the conferences relating more immediately to the matters of form as "a complete failure", as which the results of this much talked-of meeting of Ministers & Princes at Warsaw was designated to me last night..

In regard to the questions of Schleswic Holstein and of Hesse Cassel, Your Lordship will be aware, the two parties are still more openly, more essentially at variance, although both have agreed that, for the present, all extreme measures shall be avoided by both parties. In consequence of the rejection by Austria of all the propositions made by Prussia in regard to the pacification of Holstein and of Hesse Cassel, the Prussians charge their opponents with merely making a handle of those two questions and of the principle of the recognition of popular rights which they involve, in order to obtain an open and direct espousal of the Austrian cause by Russia.

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It is certain, I have reason to think, that Count Brandenburg told the Emperor, or those who represented His Majesty in these negociations, that Prussia did not fear the spirit of Democracy in her dominions, and, on the

contrary, very well knew what advantage she might derive from it, in case of a joint aggression against her political independence; and it is equally certain that the Emperor wrote an autograph letter on this subject to his Royal Brotherin-law, which letter, although it commenced "mein lieber Fritz" is said to have been of a very comminatory character.

Acting upon the knowledge of this just mentioned fact, or, at all events, upon the Emperor's well-known horror of democratie principles, the Austrians tried hard, (I know from other sources than Prussian sources) to obtain a positive promise of military intervention on the part of Russia, in the event of certain contingencies taking place. According to the assurances of the Austrian statesman above alluded to, that promise was not obtained, to the great mortification of the Austrian Government. The representatives of that Government, however, console themselves in some degree for this unexpected check by the firm conviction - so I am told, that Russia could at any moment march 100000 men into the Prussian states.

Your Lordship is already in possession of my opinion upon this important point; and I see no reason to change the views I formerly submitted to Your Lordship, notwithstanding that I am aware of orders having been sent to the 3rd Corps d'Armée to halt on its march. On the contrary, I feel more than ever persuaded that Prussia has nothing to apprehend from an immediate participation on the part of Russia in any actual hostilities which Austria or her Allies might commence against Prussia. Every thing that dilatoriness, that the most profound dislike of the Austrians, that the personal pique and spite of the higher and of the highest officers in the Russian Army could effect, would be put in play to thwart, at least to retard the "mise en campagne" of a large force. The Prince of Warsaw's recent Austrian honors may have salved, but they have not healed the deep wound which his vanity received at the hands of Prince Schwarzenberg, Haynau and others; and the Emperor himself is said to retain a feeling of strong resentment on the score of his late intervention in Hungary. The best Russian Generals too, (and amongst others I could name, perhaps, the very best of all the four or five hundred whom I have had occasion to observe, -) without being in the least chargeable with unsoldierlike feelings, look upon a war with Prussia as upon an undertaking which ought not to be commenced without the greatest military precautions in point of numbers, of equipment and of every other preparation which could compensate for the lack of higher intelligence and instruction amongst the mass of the officers and privates in the Russian Army. The Emperor is said also to dread, — not the hostile collision, but the continued contact of his troops with nations more advanced in civilisation and governed by other principles. Few persons here, therefore, believe that His Imperial Majesty seriously intends to take an active part in any war that might break out in Germany for the topics that are at present on the tapis: and, I believe, the Prussian Government is now aware of that state of feeling here, however much it may have previously been misled on the subject.

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The Emperor decidedly leaves Warsaw to-night; but Count Nesselrode not until Friday next, (1st November) as he has still much to do with the

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