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Ist nicht der stationäre Zustand eines Organs und so auch eines organischen Elements, den es nach vollendetem Wachsthum erreicht hat, der eigentlich massgebende, zu welchem die vorangehenden Entwicklungsstufen nur die Vorbereitung enthalten? Und was die physiologische Dignität betrifft, so glaube ich nicht, dass die bläschenförmigen Zellen des Blutes leichter entbehrlich sind, als die pigmenthaltigen Protoplasmaklümpchen der Cutis, oder dass die Zellen des Flimmerepitheliums, weil sich eine Membran von denselben abheben lässt, zu den decrepiden gehören.

Was nun aber die Anwendung betrifft, die der Verf. von seiner Definition der Zelle auf die sogenannten Muskel- und Bindegewebskörperchen macht, so ist es leicht zu zeigen, dass diese den Namen Zellen nicht einmal in dem von ihm selbst

aufgestellten Sinne verdienen. Das Protoplasma bedarf der Hülle nicht, aber es soll doch eine in sich selbst begrenzte Substanz von festweicher Consistenz sein. Versteht man aber mit dem Verf. unter Muskel- und Bindegewebskörperchen den Kern nebst der, im Längsschnitt spindelförmigen, hellen Umgebung desselben, so fehlt sowohl die eigene Begrenzung, wie die festweiche Consistenz. Nach Schultze's Annahme sind die Muskelbündel Zellen und die Fibrillen nebst der Zwischensubstanz, die sie verbindet, Zelleninhalt. Die Zwischensubstanz ist der Rest Protoplasma, der zur Fibrillenbildung nicht verwandt worden ist; insofern diese Protoplasmareste Kerne einschliessen, entsprechen sie dem Schultze'schen Begriff der Zelle. Aber diese Zellensubstanz hat ihre Begrenzung nicht in sich, sondern empfängt sie, wie es Schultze richtig darstellt, durch die auseinanderweichenden Fibrillen. So fällt, wenn man die Fibrillen vollends von einander entfernt, der Kern glatt und nackt heraus, ohne dass ihm etwas von der umgebenden Substanz anhaftete, die im frischen Zustande in der That nur Flüssigkeit ist. Dass der Raum, den der Kern mit seiner Protoplasma-Umhüllung einnimmt, mit dem das ganze Muskelbündel durchziehenden interfibrillären Protoplasma in offener Verbindung stehn müsse, ist dem Verf. nicht entgangen. Damit nun das Muskelkörperchen zu einem begrenzten und abgeschlossenen werde, ist er anzunehmen genöthigt, dass das Protoplasma an vielen Stellen bis auf ein Minimum schwinde und die Fibrillen sich,,so zu sagen" dicht aneinanderlegen. Dies ist ebenso willkürlich, als dass der Verf. andern, ganz ähnlichen spindelförmigen Protoplasma-Anhäufungen, die aber keinen Kern einschliessen, den Namen Muskelkörperchen versagt,,,um Missverständnisse zu vermeiden." Diese Lücken,

die mit der Kräuselung des Muskelbündels bald an dieser, bald an jener Stelle entstehen, hätten den Verf. über die Bedeutung des ,,Protoplasma" der kernhaltigen Lücken belehren können.

Es verhält sich ebenso mit dem Bindegewebe. Die Kerne desselben fallen bei dem Auseinanderziehen der Bündel nackt heraus. Wenn sie nach dem Kochen von einer feinkörnigen Rindensubstanz umgeben scheinen, so rührt dies nur daher, dass sich beim Kochen Leim und Fett in den interfasciculären Lücken des Bindegewebes um die Kerne ansammelt und mit ihnen verklebt. Und auch im Bindegewebe kommen kernlose Lücken vor, die den kernhaltigen ganz ähnlich sind, nur dass jene durch Streckung der Fasern verstrichen werden können, während diejenigen, die einen Kern enthalten, durch den Kern offen erhalten werden.

Die 35% Kalilösung, welche Moleschott empfahl, um organische Muskeln in ihre Elemente zu zerlegen, findet Weismann ebenso anwendbar, um die Fibrillen des Bindegewebes, die Bündel eines animalischen Muskels, die Zellen der Hornund Epidermoidalgebilde von einander zu trennen. Den Körper, der in die Kalilösung übergeht, rechnet Weismann nach vorläufiger Untersuchung zu den Leimarten; es ist, nach seiner Bezeichnung, ein allgemeiner Gewebskitt, der sowohl die Bestandtheile einzelner Gewebe unter einander, wie auch die verschiedenen Gewebsarten zusammen verbindet.

Aus Spiegelberg's Beobachtungen über die Entwicklung der Eierstocksfollikel ergiebt sich, dass sie Nachkommen der primären einfachen Zellen des Eierstocks sind. Diese Zellen (Keimzellen des Verf.) vergrössern sich, während zugleich ihr anfangs einfacher Kern durch Theilung sich vervielfältigt. Bei Neugebornen sind die Zellen fest mit dem Eierstocksgewebe verwachsen, blasenförmig; die Kerne liegen dicht an der Wand, zwischen ihnen in dunkeln Streifen ein an Fettkörnchen reicher Inhalt. Einer dieser Kerne wird zum Ei, indem sich eine feine Hülle von demselben abhebt und der Raum zwischen Kern und Hülle mit granulirtem Inhalt füllt. Die übrigen Kerne werden ebenfalls Zellen (der Membrana granulosa).

W. Müller benutzte die Untersuchung mittelst polarisirten Lichtes zur Erforschung der Molecularstructur des elastischen und Bindegewebes, sowie der durch ihre chemischen Eigenschaften dem Bindegewebe verwandten, sogenannten Bindesubstanzgebilde, Knorpel und Knochen. Indem ich wegen der vom Verf. angewandten Untersuchungsmethoden auf das Original verweise, muss ich mich begnügen, die Resultate mitzutheilen.

Das elastische Gewebe besitzt im frischen Zustande und in dünnen Schichten nur äusserst schwache doppeltbrechende Eigenschaften, so dass bei so dünnen Schnitten, wie man sie wegen der Undurchsichtigkeit des Gewebes benutzt, eine Verschiedenheit der Elasticitätsaxen nicht wahrgenommen werden kann. Dasselbe Gewebe aber zeigt sich, wenn man das Wasser desselben durch Eintrocknen oder durch andere Flüssigkeit verdrängt hat, wodurch es zugleich zäher und brüchiger wird, entschieden doppeltbrechend und zwar reiht es sich den einaxig doppeltbrechenden Gebilden an. Die optische Axe liegt in der Längsrichtung der Fibrillen und die Fasern sind positiv doppeltbrechend, wie der Quarz und die anisotrope Substanz der Muskeln. Durch längeres Kochen des elastischen Gewebes mit Wasser oder mit Reagentien, welche es nicht zerstören, wird das Doppelbrechungsvermögen vollständig aufgehoben und lässt sich nach dem Trocknen nicht wieder herstellen. Entschiedener, als beim elastischen Gewebe, tritt beim geformten und ungeformten Bindegewebe eine Verschiedenheit der optischen Elasticitätsaxen hervor. Es ist ebenfalls positiv einaxig, die Axe in der Längsrichtung der Fibrillen. Die Doppelbrechung wird deutlicher an dem eingetrockneten Gewebe, lässt sich aber auch an dem frischen erkennen und schwindet nicht durch Einlegen der Sehne in Weingeist oder Barytwasser. Sie erhält sich an gegerbten Stücken, an Stücken, die in Blei- oder Quecksilbersalzen gehärtet sind, geht aber merkwürdiger Weise fast vollständig verloren beim Härten des Bindegewebes in Chromsäure, obwohl sich dabei die Structur des Gewebes so vortrefflich erhält. Eine beträchtliche Verminderung des normalen Doppelbrechungsvermögens bringt die Quellung des Bindegewebes durch verdünnte Säuren hervor. Setzt man

dem gequollenen Sehnenstück Ammoniak zu, so kehrt mit der fibrillären Beschaffenheit die Doppelbrechung zurück. Aehnlich, wie durch Quellung verändert sich das Doppelbrechungsvermögen des Bindegewebes durch Kochen und durch Einlegen in concentrirte Chlorcalciumlösung, was dem Verf. zu der Vermuthung Anlass giebt, dass in beiden Fällen die Structurveränderung mit dem Austritt chemisch gebundenen Wassers Hand in Hand gehe. ,,Das Factum", so fährt der Verf. fort,,,dass das Bindegewebe unter verschiedenen Bedingungen eine solche Verschiedenheit seiner optischen Constanten zeigt, ist aus doppelten Gründen von Wichtigkeit. Einmal wegen der Bedeutung für die Henle-Reichert'sche Controverse über die Structur des Bindegewebes, insofern sich ergiebt, dass die meisten Agentien, welche die fibrilläre Structur nicht ändern, auch die optischen

Eigenschaften dieses Gewebes nicht merklich beeinträchtigen, während eine (scheinbare) Aufhebung dieser Structur, ein Homogenwerden des fibrillären Bindegewebes nicht stattfinden kann ohne eine beträchtliche Veränderung der optischen Constanten, so dass auch von dieser Seite her die von Henle festgehaltene Ansicht ein neues und vielleicht nicht das unwichtigste Argument erhält. Zweitens wegen der Analogie mit dem gleichen Verhalten des elastischen Gewebes. Dort lernten wir im Gefolge der Quellung mit Wasser eine Verminderung des Doppelbrechungsvermögens bis zum Unmerklichwerden kennen. Beim Bindegewebe finden wir in Folge der gleichen Einwirkung eine so sehr beträchtliche Abnahme. Dass es sich hierbei in der That um eine Quellung durch Wasser handelt, zeigt schon der Umstand, dass sehr concentrirte wasserfreie Säuren, z. B. Eisessig, die Erscheinung nicht hervorbringen; noch einfacher lässt es sich durch folgenden Versuch darthun: Man nehme drei Sehnenstücke und lege das eine in Wasser, das andere in Alkohol und das dritte in Aether und setze zu jeder Flüssigkeit einige Tropfen Essigsäure, so wird nach 24 Stunden das in Wasser liegende Sehnenstück gequollen, breit und durchsichtig sein, während die in Alkohol und Aether liegenden noch nach Wochen unverändert sind. Jedermann weiss, um wie viel elastischer solches gequollenes Bindegewebe ist als frisches, wie viel leichter durch geringe Kräfte es ausgedehnt wird. Auch hier finden wir demnach, dass die Abnahme des Elasticitätsmodulus, wie sie im Gefolge der Quellung eintritt, mit einer Abnahme der Verschiedenheit in den optischen Elasticitätsaxen Hand in Hand geht und dass die mechanischen Elasticitätsverhältnisse nicht merklich geändert werden können, ohne gleichzeitige Aenderungen der optischen."

Das Verhalten der Knochenschliffe im polarisirten Licht führt zu dem Schlusse, dass auch hier die Intercellular-Substanz gebildet wird von zahlreichen kleinsten, einaxigen, positiv doppeltbrechenden Gebilden, welche mit ihrer Hauptaxe den längeren Durchmessern der Knochenzellen, resp. der Längsrichtung der Havers'schen Kanälchen parallel gerichtet sind. Die gleiche Untersuchungsmethode gestattet dem Verf. den Nachweis einer ausgezeichneten Molecularstructur selbst an der hyalinen scheinbar ganz homogenen Substanz des Knorpels. Wo der Knorpel eine bestimmte Lagerung seiner zelligen Elemente darbietet, ist eine Verschiedenheit in den optischen Elasticitätsaxen der kleinsten, die Intercellularsubstanz zusammensetzenden Theilchen vorhanden und sind dieselben nach bestimmten, von der Richtung der Zellen abhängigen Richtungen

gelagert. Auch hier scheinen es einaxige, positiv doppeltbrechende Gebilde zu sein. Es wird dadurch eine neue Analogie zwischen Knorpel, Knochen und Bindegewebe hergestellt; ihre Differenzen beschränken sich vielleicht im Wesentlichen darauf, dass zu der chemischen Differenzirung des Glutin- und Chondringebenden Gewebes beim gewöhnlichen, fibrillären Bindegewebe noch der mehr mechanische Akt der Sonderung ganzer Gruppen der einaxigen positiv doppeltbrechenden Molekeln zu den sogenannten Primitivfibrillen kommt, welcher beim Knorpel gewöhnlich unterbleibt.

Nach Botkin hätten Blutkörperchen und andere zellige Elemente, z. B. die des Cylinderepithelium, die Eigenschaft, sich in Folge anhaltender Wirkung concentrirter Medien allmälig in ihrer ursprünglichen Form wieder herzustellen, worauf alsdann Hinzufügung von Wasser Zusammenziehung und Einschrumpfen bewirkt, wie anfangs die concentrirten Medien.

H. Müller sah an ramificirten Pigmentzellen in der Epidermis des Frosches ebenso exquisite Bewegungserscheinungen, als an denen der Cutis. Es wurde zum Nachweis die Vergleichung entsprechender Hautstellen beider Unterschenkel benutzt. Rana esculenta ist dazu günstiger, als R. temporaria. Es wurde einem in dunklem Zustande befindlichen Frosch das Eine Bein abgeschnitten, in siedendes Wasser getaucht und die Epidermis mit Hülfe von Essigsäure abgezogen, dann, nachdem der Frosch hell geworden war, das andere Bein ebenso behandelt. Im hellen Zustande sind die Pigmentzellen der Epidermis rundliche, scharf begrenzte, sehr dunkle Flecke, welche an den dunkleren Stellen der Haut dichter liegen, an den hellsten aber ganz fehlen. (An den dunklen Stellen der Epidermis sind zwar die gewöhnlichen polygonalen Zellen ebenfalls pigmentirt, aber die contractilen Pigmentzellen stets so viel intensiver, dass sie sogleich hervortreten.) Im dunklen Zustande der Frösche ist nun die übrige Epidermis unverändert, aber die eigentlichen Pigmentzellen sind mit stark ramificirten Ausläufern versehen, zuweilen so dicht, dass sie ein vollständiges Netz zwischen den einzelnen gewöhnlichen Epidermiszellen bilden und sich von den im Durchschnitt 0,1 Mm. abstehenden benachbarten Zellen her vielfach erreichen. Es gelingt auch der umgekehrte Versuch, zuerst am hellen Frosch die concentrirten, und an dem nach der Amputation wieder dunkel gewordenen Thier dann die ramificirten Zellen zu beobachten. Auch darin stimmen die Zellen mit denen der Cutis überein, dass öfters nach Contraction derselben einzelne Gruppen von Pigmentkörnchen durch farblose Stellen von den

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