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menge betrug auch hier an den Arbeitstagen etwas mehr, als an den drei Tagen vor- und nachher.

Für die dritte Versuchsreihe wurde der Hund mit reiner Fleischnahrung in's Gleichgewicht zwischen Einnahme und Ausgabe gebracht; auf eine Reihe solcher Ruhetage folgten dann drei Arbeitstage und darauf wieder drei Ruhetage, stets mit der gleichen Nahrung. Hier fand während der Arbeit eine gegenüber den kleinen Körpergewichtsschwankungen vorund nachher bedeutende Gewichtsabnahme statt, und es wurde mehr Harnstoff abgeschieden, doch war die relative Vermehrung auch nur gering.

In der vierten Versuchsreihe wurde ebenso, wie in der dritten verfahren, nur mit dem Unterschiede, dass der Hund jetzt vor der Mahlzeit arbeiten musste. Das Ergebniss war ähnlich wie vorher.

In der ersten Hungerreihe betrug die tägliche Harnstoffmenge ohne Arbeit 14,3 Grm., mit Arbeit 16,6 Grm. Aus der zweiten Hungerreihe ergab sich die tägliche Harnstoffmenge ohne Arbeit zu 10,88 Grm. im Mittel, mit Arbeit zu 12,33 Grm. In den beiden anderen Reihen ergaben sich für den Tag ohne Arbeit 109-110 Grm. Harnstoff, mit Arbeit 114 und 117 Grm. im Mittel, erstere Zahl, als der Hund vor der Mahlzeit arbeitete.

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Alle diese Harnstoffunterschiede sind klein. Ihre Geringfügigkeit ist für den Verf. der Beweis, dass die bisherigen Ansichten über vermehrten Stoffverbrauch bei der Arbeit nicht mehr haltbar seien; denn sogar jene kleinen Differenzen in der Harnstoffausscheidung glaubt Voit nicht sowohl auf Vermehrung des Umsatzes von Eiweisskörpern wegen der Arbeit zurückführen zu müssen, als vielmehr auf eine Vermehrung des Umsatzes nur in Folge des durch grössere Wasseraufnahme und beschleunigte Herz- und Respirationsbewegungen verstärkten Säftestroms. Dies folgert Voit namentlich aus dem Umstande, dass die (absolute) Harnstoffdifferenz bei Fleischnahrung grösser war, als während der Hungerreihen, während doch die Arbeit in beiden Fällen die gleiche war. Die stärkere Wasserabgabe durch Nieren und Lungen während der Arbeit bedingte vermehrte Wasseraufnahme: jene musste auch stärkern Wärmeverlust bedingen; da aber das Thier trotzdem nach der Arbeit keine Temperaturabnahme zeigte, so musste ein Plus von Fett oxydirt worden sein. Eine Fettabgabe wurde jedoch nicht deutlich aus den Gewichtsverhältnissen, weil der Ansatz oder die Abgabe von Wasser störend eingriff. Für die Gesammtmenge der Respirationsausgaben berechnet der Verf. während

des Hungerns in der Ruhe auf 10 Minuten nur 3 Grm., während der Arbeit dagegen 40-50 Grm.

Das Gesammtresultat, wie es Voit abstrahirt, ist demnach, dass körperliche Anstrengung nur an Fett einen grössern Verlust herbeiführt, in Folge vermehrter Sauerstoffeinnahme; an eiweissartiger Substanz wird nur sehr wenig eingebüsst, und dieses Wenige würde, meint Voit, durch Fett auch noch erspart werden können. Dazu führt Voit die Erfahrung an, dass die Gebirgsbewohner in Baiern bei beschwerlichen Bergersteigungen nur Fett zur Nahrung mit sich führen.

Voit ist durchaus überzeugt, dass nach starker Arbeit in 24 Stunden nicht mehr Eiweiss zum Zustandekommen der Arbeit zersetzt wird, wie in der Ruhe.

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Der Verf. wird bei der ausserordentlichen Wichtigkeit dieses Satzes die Frage entschuldigen müssen, weshalb er nicht noch Bestimmungen der Gesammtmenge des ausgeschiedenen Stickstoffs unternahm. Wir wissen wohl, dass Voit vor Beginn, der Stoffwechseluntersuchungen beim Hunde zahlreiche und genaue Untersuchungen darüber angestellt hat, in wie weit der Harnstoff sämmtlichen aus dem Stoffwechsel stammenden Stickstoff repräsentirt (hierüber wurde im Bericht 1858. p. 349 referirt); aber jene Frage rechtfertigt sich dennoch, einerseits weil die eben erwähnten Untersuchungen, die den Harnstoff als Mass des Stoffwechsels anzusehen gestatteten, nicht mit specieller Berücksichtigung der körperlichen Anstrengung angestellt wurden, der Hund ruhete; anderseits, weil nach allen bisherigen Untersuchungen bei Säugethieren gar kein Harnstoff unter den Umsatzproducten des Muskels, soweit sie sich in der Muskelflüssigkeit finden, vorhanden ist *), und weil gewisse, wenn auch vielleicht nicht so zuverlässige Beobachtungen andere stickstoffhaltige Harnbestandtheile in Folge von körperlicher Bewegung vermehrt werden lassen. Daran ist ja kein Zweifel, dass auch der Hundeharn ausser Harnstoff noch andere stickstoffhaltige Körper enthält, und wenn deren Menge für gewöhnlich so gering ist, gegenüber dem Harnstoff mit seinem hohen. Stickstoffgehalt, dass der in ihnen enthaltene Stickstoff vernachlässigt werden kann, folgt wenigstens nicht unmittelbar, dass dieses Verhältniss unter allen Umständen vorhanden ist.

SO

*) Dass im Körper Harnstoff aus Kreatin entsteht, ist möglich, aber noch nicht bewiesen, und noch viel weniger, dass sämmtlicher oder nahezu sämmtlicher Harnstoff etwa aus Kreatin entstünde.

In den letzten Jahren sind schon von verschiedenen Seiten Beobachtungen gemacht worden, dass körperliche Anstrengung keine Harnstoffvermehrung bedingt, vergl. die Angaben von Roussin, Bericht 1856. p. 296 (denen später widersprochen wurde), und die Angaben von Draper, ebendaselbst; ferner Lehmann's Beobachtungen Bericht 1859. p. 394.

Voit weist nun darauf hin, dass jenes kleine Plus von Umsatz stickstoffhaltiger Substanz, wie es nach der Harnstoffmenge bei der Arbeit beobachtet wurde, keinenfalls die grosse geleistete mechanische Arbeit zu erklären und zu repräsentiren im Stande sei. Ferner erörtert Voit folgende Ansicht: Gesetzt, der Hund verlöre bei der Arbeit viel Körperfleisch, so könnte er bei sofortiger Nahrungsaufnahme wegen des stattgehabten Verlustes Fleisch ansetzen, während er in der Ruhe keinen Verlust erleidet und alles aufgenommene Fleisch zersetzt würde, denn Bischoff und Voit fanden, dass ein an Fleisch herabgekommener Hund von einer gewissen Fleischmenge anfangs ansetzt, später dann aber dieselbe Menge Fleisch ganz umsetzt. Bei solcher Annahme müsste die Harnstoffmenge (sc. der umgesetzte Stickstoff) bei der Arbeit und bei der Ruhe gleich gross erwartet werden: der arbeitende Hund würde also als ein sehr rasch an Fleisch herabkommender Organismus angesehen. Indessen, da der Hund nach der Arbeit hungerte und doch nicht bedeutend weniger Harnstoff ausschied, so hält Voit diese Ansicht für unmöglich, und hier treffen wir die einzige Bemerkung bezüglich eines etwaigen anderweitigen Stickstoffverlustes; Voit bemerkt nämlich, dass, wenn man auch einen Stickstoffverlust durch Haut und Lungen bei der Arbeit annehmen wollte, dann doch in der darauf folgenden Ruhe wegen der vorausgesetzten Fleischabnahme im Körper bedeutend weniger Harnstoff entleert werden müsste. Offenbar aber beseitigt diese Bemerkung nicht etwa den oben frageweise erhobenen Einwand, denn dieser geht eben von der Möglichkeit aus, dass der Harnstoff den Muskelstoffwechsel gar nicht oder nicht ausschliesslich repräsentirt *), wie denn auch die ausschliessliche Berücksichtigung der Muskelmasse beim Stoffwechsel stickstoffhaltiger Gewebe wohl nur bis zu einem gewissen Grade bei einer Anzahl Fragen, aber nicht durchgängig und ganz allgemein statthaft sein dürfte. Der Stoffwandel in der Leber, in der Milz ist sicher ein sehr

*) Ref. erinnert hier an die schon mehrfach gemachte Beobachtung, dass bei einem gewissen Leberleiden der Harnstoff im Harn durchaus fehlt und dafür hauptsächlich Tyrosin erscheint.

lebhafter, Manches spricht dafür, dass hier ein bedeutend rascherer Umsatz stattfindet, als gerade in den Muskeln.

Wenn bei solchen Stoffwechseluntersuchungen, welche einen ruhenden Organismus betreffen, wie z. B. die gemeinschaftlichen Untersuchungen von Bischoff und Voit, die Muskelmasse kurzweg als Repräsentant der stickstoffhaltigen Gewebsmassen allein aufgeführt wird, so kann man sich das gefallen lassen, der Muskel wird dann in der Bedeutung etwa genommen, wie man von Fleisch und Blut redet und damit alle dem Stoffwechsel unterliegenden Theile bezeichnet ; wenn aber speciell der Muskel als solcher im thätigen Zustande soll in Rechnung gebracht werden, dann gewinnt der Ausdruck natürlich eine ganz andere Bedeutung, und nun kann unmöglich ohne Weiteres die Fleischmasse auch wieder als alleiniges stickstoffhaltiges Gewebe angenommen werden.

Eine dritte Ansicht, die Voit erörtert, ist die, dass bei der Arbeit mehr zersetzt wird, als in der Ruhe, nach der Arbeit aber um eben so viel weniger, so dass jener Verlust ausgeglichen würde und der Gesammtumsatz im Tage unverändert bliebe. Eine solche Verminderung des Umsatzes könnte einem Einfluss des Nervensystems zugeschrieben werden, indessen kann Voit in Veränderungen des Nervensystems keinen Hauptfactor für Stoffwechselprocesse erkennen, weil er bei der Einwirkung des Kaffees, der doch auf das Nervensystem wirkt, dasselbe also verändert, gar keinen Einfluss auf den Stoffwechsel beobachtete. (!) Vielmehr sind ihm die Hauptfactoren, d. h. die einzigen in Rechnung gebrachten, die Sauerstoffmenge, die Quantität des Körperfleisches und Fettes und die der Nahrung.

Hier ignorirt Voit unter Anderm gänzlich die gewiss wichtigen Bemerkungen von Heynsius über die möglichen Abänderungen der Diffusionsprocesse in den Geweben, bedingt durch gewisse Producte des Stoffwechsels selbst: Voit setzt stets gleichbleibende allgemeine Bedingungen für die Diffusionsvorgänge voraus, während Beobachtungen vorliegen, welche z. B. der Menge freier Säure, wie solche bei der Muskelarbeit entsteht, einen wesentlichen Einfluss auf die Diffusion eiweissartiger Körper zu vindiciren scheinen. Wir machen darauf aufmerksam, dass Voit auch hier ganz allgemein nur die Principien glaubt in Anwendung bringen zu dürfen, welche sich ihm bei solchen Stoffwechseluntersuchungen ergaben, bei denen der Organismus als äusserlich ruhend vorausgesetzt werden konnte und nur die Art und Menge der Nahrung und darnach der Ernährungszustand des Körpers

wechselte: dies erscheint von vorn herein nicht sofort erlaubt, weil bedeutende Arbeit der Muskeln selbst Veränderungen in den Ernährungsbedingungen, neue Momente einführen kann, ganz abgesehen noch von der Frage nach einem Mehrumsatz denn sollte auch in der That kein Mehrumsatz zur Muskelarbeit erforderlich sein, so ist doch wenigstens feststehend, dass qualitative Aenderungen der in Betracht kommenden Momente mit der Muskelcontraction verbunden sind.

Um nun im Sinne jener dritten Ansicht eine Abnahme des Umsatzes nach der vorausgetezten Steigerung bei der Arbeit zu erklären, könnte, bemerkt Voit, eine Abnahme der zur Verfügung stehenden Menge Ernährungsflüssigkeit in Folge der Anstrengung angenommen werden, in Folge deren für die zweite Tageshälfte nur wenig Eiweiss zur Zersetzung übrig bliebe. Diese Annahme ist jedoch nach Voit ebenfalls unzulässig, weil der Organismus nicht frei über die vorhandene Ernährungsflüssigkeit disponiren könne; diese muss nämlich nach dem Verbrauch den bedürftigen Theilen immer erst wieder zugeführt werden, und so statuirt Voit nur für sehr kleine Zeiträume einen solchen Wechsel von Mehrverbrauch und Ersparung wird für eine körperliche Leistung viel von dem Blastem verbraucht, so ist deshalb im nächsten Moment der Umsatz und die mögliche Thätigkeit auf ein Minimum herabgedrückt, und zur weitern Fortsetzung der Leistung muss erst neues Blastem sich ansammeln.

Der Verf. giebt zu, dass während der Arbeit mehr Eiweiss zersetzt werden kann, als in der Ruhe, aber nur in einem sehr kleinen Zeitraum; im nächsten Zeitraum würde dann wegen des geringen Vorraths des Blastems um eben so viel weniger umgesetzt; im Ganzen aber sei mit und ohne Arbeit ein gleiches Mass der Eiweisszersetzung, weil nicht mehr Blastem herbeigeschafft werden könne. Für das Zustandekommen der Arbeit würde nicht mehr umgesetzt als sonst, die äussere Arbeit würde nicht erst möglich durch den zeitweiligen grössern Verbrauch, denn da ohne und mit Arbeit im Ganzen gleich viel zerstört werde, wird auch gleich viel Kraft entstehen. In der Ruhe ist statt der Kraftwirkung nach aussen eine andere im Körper vorhanden, welche aufhört, sobald Bewegung geleistet wird.

Somit führt der Verf. die Untersuchung dahin, diejenige von den Muskeln in der Ruhe entwickelte Kraft aufzufinden, welche bei der Arbeit der Muskeln abnimmt, um in anderer Form als ein Aequivalent an mechanischer Bewegung aufzutreten. Hier könnte die Wahl sein zwischen Wärme und

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