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war, zu retrograder Bewegung veranlassen, was aber niemals bei enthirnten Fröschen gelang. Bewegungen, um einer Gefahr sich zu entziehen, nimmt der unversehrte Frosch schon bei schwachen Reizen vor, während solche Bewegungen, zur Abwehr, bei enthirnten Fröschen erst auf intensive Reizung geschehen, und zwar wenn diese nicht allmälig anwachsend, sondern plötzlich einwirkt. Goltz setzte in ein Gefäss mit Wasser einen enthirnten Frosch und einen unversehrten, der nur geblendet war, und erhitzte das Wasser nach und nach. Als die Temperatur auf 20o gekommen war, begann der Frosch mit Hirn in bei weiterer Erwärmung stets gesteigertem Masse die ängstlichsten Bewegungen und Anstrengungen zur Flucht zu machen, bis er bei 33° zu Grunde ging, während der enthirnte Frosch, nachdem er sich zuerst mit angezogenen Beinen zurecht gesetzt hatte, vollkommen ruhig verharrete, nicht die geringste Bewegung ausführte, wohl aber, als er bei schon hoher Temperatur mit Essigsäure auf dem Rücken gereizt wurde, die gewöhnliche zweckmässige Bewegung zum Abwischen machte, dann aber wieder in Ruhe verfiel. Kurz vor 40° hörten die Reflexe auf, und dann trat plötzlich Starre ein. Der Verf. hebt besonders hervor, wie hier die Pflüger'sche Rückenmarksseele, die zwar für gewöhnlich schlafen soll, doch geweckt wurde durch die Reizung der Essigsäure, und dann doch hätte auch die gefährliche Wirkung des warmen Wassers berücksichtigen müssen, wenn dasselbe sie vorher auch, wegen langsamen Wachsens der Temperatur nicht aufwecken konnte. Bezüglich einiger anderer mehr beiläufiger Versuche, die sich an jenen anschliessen, wird auf das Original verwiesen. Die Versuche, welche Auerbach für die Rückenmarksseele geltend machte (Bericht 1856. p. 598 u. f.), hat Goltz nicht berücksichtigt.

Was die auf den ersten Blick so auffallende Zweckmässigkeit der Reflexbewegungen enthirnter Frösche im Allgemeinen betrifft, dass dieselben nämlich mit Stoss und Druck gegen andringende feste Körper, mit Wischen gegen die Einwirkung von Flüssigkeiten reagiren, so bringt Goltz mit Recht in Erinnerung, dass diese zweierlei Reize auch sicherlich in sehr verschiedener Weise wirken; thäten sie das nicht, machte nicht die Aetzung mit Essigsäure einen ganz andern Eindruck, als der Stoss eines festen Körpers, so würde auch eine die Reactionsbewegung leitende Seele nicht wissen können, was sie im einzelnen Falle thun soll; können aber die Eindrücke jener beiden Reize auf eine Seele verschieden sein, so können sie auch auf einen Reflex-Mechanismus in verschiedener Weise Henle u. Meissner, Bericht 1860. 33

wirken. Mit dieser Art von Zweckmässigkeit hat es bald ein Ende ein enthirnter Frosch in einem verdünnten Essigbade wischte sich auch einzelne Stellen auf dem Rücken.

Ueber die der Annahme einer Rückenmarksseele zum Grunde liegende Tendenz spricht sich Goltz in ähnlicher, Weise wie Ref. (Bericht 1856. p. 604), im Anschluss an Lotze, aus: es war viel zu eilig, schon auf das Eingreifen einer Seele mit bewusster Empfindung, Gedächtniss und Ueberlegung zu schliessen, als einige Erscheinungen sich darboten, welche nicht sofort übersichtlich und erklärlich erschienen durch Dasjenige, was die bis jetzt gelungenen ersten spärlichen Einblicke in die Mechanik des Nervensystems erkennen lassen.

Die Fortsetzung von Wagner's kritischen und experimentellen Untersuchungen über Hirnfunctionen beschäftigt sich mit Gewichtsverhältnissen und Windungsreichthum in Beziehung zur Intelligenz, worüber das anatomische Referat zu vergleichen ist.

Bewegungen.

Herzbewegung. Bewegung des Blutes und der Lymphe.

G. B. Halford, The action and sounds of the heart, a physiological essay. London. 1860. (Enthält nichts Neues.)

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C. Eckhard, Kritische Beleuchtung der über die Ursachen der Herzbewegung bekannten Thatsachen. Beiträge zur Anatomie u. Physiologie. II. p. 123. F. Nawrocki, Der Stannius'sche Herzversuch und die Einwirkung constanter Ströme auf das Herz. Studien des physiologischen Instituts zu Breslau. p. 110.

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Moilin, Note sur la physiologie du pouls. Gazette médicale. 1860. p. 292. (Reflexionen.)

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1

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Locomotion.

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Denkschriften der

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Herzbewegung.

Der Inhalt dessen, was Joseph über die Mechanik der Herzklappen bemerkt, weicht wohl nicht so sehr, wie der Verf. meint, von dem ab, was heutzutage darüber gelehrt wird. Hervorzuheben ist, dass Joseph ein besonderes Gewicht auf die von Kürschner aufgefundenen Muskelmassen in den Atrioventicularklappen legt, von denen er meint, dass sie diese Klappen am Ende der Vorhofssystole zusammenfalten, so dass die Klappen dann einen ringförmigen Wulst um die Ostia bildeten, wodurch das Einströmen des Blutes in den Ventrikel erleichtert werde und das Blut leichter auf die äussere Seite der während der Ventrikelsystole entfalteten Klappen gelangen könne. Solche runzelnde Contractionen der Atrioventricularklappen bewirkte Joseph durch Application elektrischer Reize auf die Innenfläche des Vorhofs bei Kaninchen.

Was die Schwierigkeiten betrifft, die Joseph fand, einen festen Verschluss der Semilunarklappen an ausgeschnittenen Rinderherzen durch Eingiessen von Wasser von den Arterien aus zu bewirken, so hat der Verf. vielleicht versäumt, den grossen Gefässstämmen, an deren Anfang die Klappen befestigt sind, die Lagerung und Richtung genau zu geben, welche sie

zu

im lebenden Thier in Beziehung auf das Herz haben; thut man dies, und sind auch die Gefässe nicht zu kurz über den Klappen abgeschnitten, so gelingt es stets an noch frischen Herzen, die Semilunarklappen zu So festem Verschluss bringen, dass sie sehr beträchtliche Druckhöhen längere Zeit tragen; Ref. hat bei solchen Versuchen sehr oft beobachtet, dass die Maximaldruckhöhe, über welche hinaus die Klappen nicht mehr tragen, für die Aortenklappen stets bedeutend die der Pulmonalklappen übertrifft; bekanntlich entspricht dies vollkommen den im Leben auf beiden Ventilen lastenden Spannungen und der Verschiedenheit der Wandstärke von Aorta und Art. pulmonalis.

Dass die Semilunarklappen im Leben sich niemals dürfen (und können) an die Wand der Sinus Valsalvae anlegen, wie es zum etwaigen Verschluss von Coronararterien nothwendig wäre, hebt Joseph von Neuem hervor.

In dem physiologischen Abschnitt seines Buches bespricht Locher die Herztöne und den Herzstoss. Die Auffassung des ersten Herztons als ein Klappengeräusch findet Locher deshalb problematisch, weil er meint, der Schluss der Mitral- und und Tricuspidalklappe müsse momentan in einem Nu erfolgen, der erste Herzton aber dauere während der ganzen Kammersystole. Die Schwierigkeit jener Auffassung liegt aber doch nicht in dem, was Locher hervorhebt, denn, wenn man den Ton als ausgehend von den gespannten Atrioventricularklappen betrachtet, so lässt man ihn doch nicht genau auf die gleiche Weise zu Stande kommen, wie den zweiten Ton von den Semilunarklappen aus, wie denn die beiderlei Klappen ganz verschiedene Mechanik haben. Die Anspannung der Atrioventricularklappen durch Muskelaction dauert während der ganzen Systole der Ventrikel.

Czermak bemerkte, wenn er bei Kaninchen durch einen Intercostalraum die Acupuncturnadel ins Herz eingestochen hatte, dass nach der doppelten Vagusdurchschneidung die Richtung der idealen Mittellinie, um welche die Nadel schwingt, eine Aenderung erleidet, so zwar, dass wenn dieselbe vorher senkrecht auf der Thoraxwand stand, eine Neigung gegen den Kopf des Thieres eintrat; der Herzpunkt, in welchem die Nadel eintritt, ist daher gegen den durchstochenen Punkt der Thoraxwand nach unten verschoben.

Der hauptsächlich durch Schiff vertretene Satz, dass die Reizung des Vagus nicht unter allen Umständen Stillstand des Herzens oder Abnahme der Erregung des Herzschlages zur Folge hat, sondern dass Reizungen, die eine gewisse Stärke

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