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desselben Stromes Beschleunigung der Pulsfrequenz erfolgte. Nawrocki leitete jene Wirkung von höherer Erregbarkeit des hemmenden Apparates im Herzen ab.

Den Grund dafür, dass continuirliche Erregung des Herzens discontinuirliche Thätigkeit zur Folge hat (von obengenannter Ausnahme bei sehr starkem Strom abgesehen), findet Nawrocki darin, dass das Herz automatische Ganglien besitzt, indem er die Behauptung aufstellt, dass wenn ein rhythmische Contractionen auslösendes Centralorgan continuirlich erregt wird, die Folge der Reizung in Beschleunigung des Rhythmus der Pulsationen bestehe resp. in Hervorrufen der rhythmischen Thätigkeit. Zum Beweise führt Nawrocki Versuche an, in denen er das im Rückenmark gelegene Centralorgan der rhythmischen Bewegungen der Lymphherzen continuirlich reizte und eine Zunahme der Pulsationen beobachtete, die jedoch nur sofort nach dem Schliessen der Kette erfolgte, worauf Stillstand eintrat bis zur Oeffnung, was der Verf. als sehr eigenthümlich hervorhebt, während es jedenfalls sehr an den durch Polarisation des Nerven der Lymphherzen erzeugten Stillstand derselben erinnert.

Goltz erhebt gegen die Deutung des Herzstillstandes in Folge der Stannius'schen Ligatur, als durch Reizung der Endäste des Vagus bedingt, folgende zum Theil schon von v. Bezold (Bericht 1858. p. 558) und von Eckhard geltend gemachte Einwände: directe Umschnürung der Vagi bewirke keinen Herzstillstand; die Dauer des Stillstandes nach der Stannius'schen Ligatur sei zu gross und die Application anderer Reize an derselben Stelle habe keinen Herzstillstand zur Folge. Gegen die ursprüngliche Deutung von Stannius und gegen die Ansicht Heidenhain's erkennt Goltz, wie Eckhard und v. Bezold, das wirksame Moment bei der Ligatur nicht in der Quetschung und Reizung, sondern in der Trennung, berücksichtigt aber den aus Heidenhain's Angaben hauptsächlich erwachsenden Einwand, dass, wenn statt der Ligatur der Schnitt angewendet wird, der Erfolg davon abhängig sei, ob ein stumpfes und daher quetschendes oder sehr scharfes Instrument angewendet wird. Goltz hebt nämlich hervor, dass beim Trennen durch Ligatur das Blut nicht ausfliesst und die atmosphärische Luft nicht in das Innere des Herzens dringt, welches Beides stattfindet bei Trennung durch scharfen Schnitt. Goltz nahm die Quertheilung zwischen Venensack und Sinus mit scharfer Scheere unter Oel vor, und bewirkte so in den meisten Fällen Stillstand des Herzens; ebenso bewirkte Goltz durch Durchschneidung der Vorhöfe unter Oel Herzstillstand. Wurde die Quertheilung

in der Ventrikelgrenze unter Oel vorgenommen, so schlug der Ventrikel gewöhnlich fort, zuerst schneller, dann langsamer als der Vorhof; selten war er bewegungslos. Wurde ein durch Entfernung des Sinus zum Stillstande gebrachtes Herz unter Oel in der Ventrikelgrenze quergetheilt, so pulsirten zuweilen beide Theile, zuweilen nur der Ventrikel.

Die Durchschneidung unter Oel gab also dieselben Resultate, wie die Ligatur. Aber wenn durch Quertheilung unter Oel Herzstillstand erzeugt war, so blieb es dabei, die Pulsationen fingen nicht wieder an, wie es der Fall ist nach der Ligatur oder dem Schnitt an der Luft, und doch konnten durch Reizung der stillstehenden Herzstücke unter Oel einzelne Contractionen oder auch eine Anzahl solcher bis zu 50 ausgelöst werden, und in vielen Fällen pulsirte das ein Mal durch mechanische Reizung in Bewegung versetzte Herz überhaupt längere Zeit fort. Wurde das unter Oel stillstehende oder daselbst gereizte Herz an die Luft gelegt, so fingen die rhythmischen Pulsationen alsbald wieder an, sogar dann, wenn es unter Oel gegen mechanische Reizung unempfindlich geworden war. Die Ligatur unter Oel wirkte, wie der Schnitt, am Vorhof sicherer; aber das abgebundene Herz war weniger reizbar, als das abgeschnittene.

Goltz untersuchte ferner den Einfluss der Wegnahme der Stannius'schen Ligaturen; die Ligatur wurde mit Gräfe's Ligaturstäbchen unter Oel ausgeführt: nach der Wegnahme verharrte der Ventrikel nebst Vorhof im Stillstande, entsprechend der Ansicht, dass es auf die. Trennung bei der Ligatur ankommt. Hatte Goltz durch Ligatur um die Atrioventriculargrenze es dahin gebracht, dass Vorhof und Ventrikel nach verschiedenem Rhythmus pulsirten, der Ventrikel langsamer, so hatte die Entfernung der Ligatur Stillstehen des Ventrikels in Diastole zur Folge, während die Vorhöfe fortpulsirten und den Ventrikel mit Blut füllten, der durch mechanische Reizung zur gewöhnlich einzelnen Contraction gebracht werden konnte. Diesen Versuch deutet der Verf. dahin, dass während die Ligatur durch Reizung der Atrioventricularganglien wirkte, die Wegnahme der Ligatur diesen Reiz entfernte und nur die Wirkung der Trennung des Ventrikels von den übrigen Herztheilen allein übrig blieb und Stillstand wie sonst bedingte. Die grössere Reizbarkeit abgeschnittener Herzstücke gegenüber abgebundenen findet Goltz begründet in dem Mangel abnormer Widerstände, wie sie das durch Ligatur aufgestauete Blut setze; Wegnahme der Ligatur erhöhete allerdings die Reizbarkeit, aber doch waren abgeschnittene Stücke noch reizbarer.

wöhnlich nur das Hinterbein dieser Seite zum Abwischen, aber 3 Mal unter 50 Malen wurden auch beide Hinterbeine benutzt. Für Goltz hat es deshalb auch wiederum keine besondere Bedeutung, wenn das Thier nach der Amputation des Beines der gereizten Seite selten auch das andere Bein zum Abwischen benutzt.

Es erschien dem Verf. das Mass von Intelligenz, welches Pflüger der aus ihrem Schlaf geweckten Rückenmarksseele bei jenen Versuchen zutrauete, schon viel zu gross für einen Frosch überhaupt, für seine höhere Hirnseele. Goltz stellte die Versuche mit nicht enthirnten Fröschen an, die den enthirnten nur dadurch einigermassen ähnlich gemacht wurden, dass sie geblendet wurden. Der eine Unterschenkel wurde amputirt. Bei Reizung der Rückenhaut einseitig wie oben, machte das Thier abgesehen von Springbewegungen hastige zwecklose Bewegungen mit dem Stumpf, wie auch die enthirnten, aber keiner benutzte das andere Bein zum Abwischen der Säure, auch dann nicht, als Goltz versuchte, die Thiere auf diese zweckmässige Methode aufmerksam zu machen. Auch lernten diese Thiere (ihrer waren sechs) im Laufe von sechs Wochen Nichts, obwohl sie immer wieder an der gleichen Stelle gereizt wurden, sie blieben bei den zwecklosen Bewegungen des Stumpfes.

Als der Intelligenz der Froschseele viel zu viel zugetrauet, ergab es sich auch, wenn Goltz von ihr forderte, dass sie Bewegungen nach der frühern Gegend transplantirter Hautpartien als zwecklose unterlassen sollte, oder dass sie zum Abwischen von Säure den Gebrauch eines Fusses unterlassen sollte, welcher in Folge von Umlagerung des Gastrocnemius nicht mehr zum Wischen gebraucht werden konnte. Auch wischte ein Frosch unverdrossen auf einem Gummiüberzug seines Rückens, als durch ein Loch des Ueberzuges die Haut mit Essigsäure gereizt worden war.

Als Unterschiede zwischen unversehrten und enthirnten Fröschen hebt Goltz folgende hervor. Die einzigen Bewegungen, welche ein enthirnter Frosch ohne nachweisbaren äussern Reiz ausführt, bestehen in dem Anziehen der Beine und in dem Zurechtlegen der Füsse. Niemals sah Goltz ohne äussern Reiz eine Fortbewegung. Niemals ferner wurde ein Bestreben beobachtet, die ertheilte Lage auf dem Rücken zu ändern, welches ein unversehrter Frosch in so hohem Masse hat, dass es erst in der tiefsten Narkose erlischt. Unversehrte Frösche konnte Goltz, wenn auch schwer, durch von vorn her gegen die Brust applicirte heftige Reize, denen nicht auszuweichen

war, zu retrograder Bewegung veranlassen, was aber niemals bei enthirnten Fröschen gelang. Bewegungen, um einer Gefahr sich zu entziehen, nimmt der unversehrte Frosch schon bei schwachen Reizen vor, während solche Bewegungen, zur Abwehr, bei enthirnten Fröschen erst auf intensive Reizung geschehen, und zwar wenn diese nicht allmälig anwachsend, sondern plötzlich einwirkt. Goltz setzte in ein Gefäss mit Wasser einen enthirnten Frosch und einen unversehrten, der nur geblendet war, und erhitzte das Wasser nach und nach. Als die Temperatur auf 20o gekommen war, begann der Frosch mit Hirn in bei weiterer Erwärmung stets gesteigertem Masse die ängstlichsten Bewegungen und Anstrengungen zur Flucht zu machen, bis er bei 33° zu Grunde ging, während der enthirnte Frosch, nachdem er sich zuerst mit angezogenen Beinen zurecht gesetzt hatte, vollkommen ruhig verharrete, nicht die geringste Bewegung ausführte, wohl aber, als er bei schon hoher Temperatur mit Essigsäure auf dem Rücken gereizt wurde, die gewöhnliche zweckmässige Bewegung zum Abwischen machte, dann aber wieder in Ruhe verfiel. Kurz vor 40° hörten die Reflexe auf, und dann trat plötzlich Starre ein. Der Verf. hebt besonders hervor, wie hier die Pflüger'sche Rückenmarksseele, die zwar für gewöhnlich schlafen soll, doch geweckt wurde durch die Reizung der Essigsäure, und dann doch hätte auch die gefährliche Wirkung des warmen Wassers berücksichtigen müssen, wenn dasselbe sie vorher auch, wegen langsamen Wachsens der Temperatur nicht aufwecken konnte. Bezüglich einiger anderer mehr beiläufiger Versuche, die sich an jenen anschliessen, wird auf das Original verwiesen. Die Versuche, welche Auerbach für die Rückenmarksseele geltend machte (Bericht 1856. p. 598 u. f.), hat Goltz nicht berücksichtigt.

Was die auf den ersten Blick so auffallende Zweckmässigkeit der Reflexbewegungen enthirnter Frösche im Allgemeinen betrifft, dass dieselben nämlich mit Stoss und Druck gegen andringende feste Körper, mit Wischen gegen die Einwirkung von Flüssigkeiten reagiren, so bringt Goltz mit Recht in Erinnerung, dass diese zweierlei Reize auch sicherlich in sehr verschiedener Weise wirken; thäten sie das nicht, machte nicht die Aetzung mit Essigsäure einen ganz andern Eindruck, als der Stoss eines festen Körpers, so würde auch eine die Reactionsbewegung leitende Seele nicht wissen können, was sie im einzelnen Falle thun soll; können aber die Eindrücke jener beiden Reize auf eine Seele verschieden sein, so können sie auch auf einen Reflex-Mechanismus in verschiedener Weise Henle u. Meissner, Bericht 1860. 33

wirken. Mit dieser Art von Zweckmässigkeit hat es bald ein Ende: ein enthirnter Frosch in einem verdünnten Essigbade wischte sich auch einzelne Stellen auf dem Rücken.

Ueber die der Annahme einer Rückenmarksseele zum Grunde liegende Tendenz spricht sich Goltz in ähnlicher, Weise wie Ref. (Bericht 1856. p. 604), im Anschluss an Lotze, aus: es war viel zu eilig, schon auf das Eingreifen einer Seele mit bewusster Empfindung, Gedächtniss und Ueberlegung zu schliessen, als einige Erscheinungen sich darboten, welche nicht sofort übersichtlich und erklärlich erschienen durch Dasjenige, was die bis jetzt gelungenen ersten spärlichen Einblicke in die Mechanik des Nervensystems erkennen lassen.

Die Fortsetzung von Wagner's kritischen und experimentellen Untersuchungen über Hirnfunctionen beschäftigt sich mit Gewichtsverhältnissen und Windungsreichthum in Beziehung zur Intelligenz, worüber das anatomische Referat zu vergleichen ist.

Bewegungen.

Herzbewegung. Bewegung des Blutes und der Lymphe.

G. B. Halford, The action and sounds of the heart, a physiological essay. London. 1860. (Enthält nichts Neues.)

L. Joseph, Die Physiologie der Herzklappen.

Anatomie und Physiologie. XVIII. p. 495.

Archiv für pathologische

Dissertation.

H. Locher, Zur Lehre vom Herzen. Erlangen. 1860.
M. Schäfer, Ueber die Auscultation der normalen Herztöne.

Giessen. 1860.

J. Czermak, Ueber den Einfluss der Vagusdurchschneidung auf die Lage
des Herzens. Wiener Sitzungsberichte. 1860. XXXIX. p. 431.
J. Moleschott, Untersuchungen über den Einfluss der Vagus-Reizung auf die
Häufigkeit des Herzschlages. Untersuchungen zur Naturlehre. VII. p. 401.
C. E. Hoffmann, Beiträge zur Anatomie und Physiologie des N. vagus bei
Fischen. Giessen. 1860.

C. Eckhard, Kritische Beleuchtung der über die Ursachen der Herzbewegung bekannten Thatsachen. Beiträge zur Anatomie u. Physiologie. II. p. 123. F. Nawrocki, Der Stannius'sche Herzversuch und die Einwirkung constanter Ströme auf das Herz. Studien des physiologischen Instituts zu Breslau. p. 110.

F. Goltz, Ueber die Bedeutung der sogenannten automatischen Bewegungen des ausgeschnittenen Froschherzens. Archiv für pathologische Anatomie und Physiologie. XXI. p. 191.

Ders., Ueber die Beziehungen des N. vagus zur Herzthätigkeit. Vorläufige Mittheilung. Königsberger medicinische Jahrbücher. III. p. 72.

R. Schelske, Ueber die Veränderungen der Erregbarkeit der Nerven durch die Wärme. Heidelberg. 1860.

H. Jacobson, Beiträge zur Hämodynamik. Königsberger medicinische Jahrbücher. II. p. 352. (Vergl. d. vorj. Bericht.)

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