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welches Einflusses, discutirt der Verf., gelangt jedoch zu dem Schluss, dass die Versuche hierüber noch keine entscheidende Auskunft geben. Ein Einfluss des Rückenmarks in der Bahn der Nerven des Mesenteriums könnte, bemerkt Martin, gedacht werden als ein directer motorischer, als ein hemmender und auch als ein durch Reflex ausgelöster.

Vagusreizung hatte bei Kaninchen und Hunden auffallend vermehrte Bewegung aller Theile des Darms zur Folge, jedoch keine anhaltenden Contractionen. Fortschreitende Contractionen wurden nur am Magen und Duodenum beobachtet, besonders deutlich beim Schaf und bei Schildkröten. Reizung beider Vagi wirkte nur um Weniges stärker als einseitige Reizung.

Budge schliesst aus der Beschaffenheit des Dickdarms und seines Inhalts bei Kaninchen, denen er den Plexus coeliacus und mesentericus exstirpirt hatte, dass eine raschere Fortbewegung des Inhaltes, als für gewöhnlich, also vermehrte Bewegung des Dickdarms stattgehabt habe. Als nächste Ursachen der raschern Bewegung berücksichtigt Budge zunächst die geringere Consistenz des Dickdarminhaltes nach jener Operation, sofern dieselbe zur Folge haben könne, dass der Bewegung weniger Widerstand geleistet werde, und so auch bei gleichbleibendem Bewegungsantriebe grössere Wirkung er zielt werde. Ausserdem aber findet Budge auch Grund zu wirklich vermehrter Darmbewegung nach Exstirpation der Bauchganglien in einem antagonistischen Verhältniss, welches zwischen dem N. vagus und dem N. sympathicus in Bezug auf die Bewegung des Dickdarms bestehe.

Budge urgirt zunächst, dass er zuerst (1846) Contractionen -des Dickdarms so wie auch des Magens und Dünndarms auf Reizung des Vagus beobachtet habe; besonders seien es am Coecum und Colon die Längsfasern, die sich in Folge jener Reizung contrahirten. Budge durchschnitt nun bei Kaninchen die beiden Vagi neben der Cardia, und zwar die beiden links nahe bei einander laufenden Zweige und einen auf der Mitte der Cardia herablaufenden Faden. Nach Ablauf der Peritonitis sah Budge die operirten Thiere Monate lang leben und wie gesunde Thiere sich benehmen. Bei über mehre Tage ausgedehnter Vergleichung der von einem solchen Kaninchen entleerten Kothmassen mit denen, welche gleich grosse, gleich gefütterte gesunde Kaninchen entleerten, fand Budge mehr als die doppelte Menge Koth, und zwar waren dabei die Kothballen kleiner als bei gesunden Thieren. Budge schliesst auf stärkere Contraction der circulären Fasern des Mastdarms und überhaupt auf stärkere Thätigkeit der Nerven, welche der Henle u. Meissner, Bericht 1860.

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Thätigkeit der Kreisfasern vorstehen als Folge der Lähmung des Vagus: dieser andere Nerv aber müsse der Sympathicus sein. Reizung der Bauchganglien hat aber auch vermehrte Bewegung des Dickdarms zur Folge und zwar mit besonders starker Contraction der Ringfasern, wie Budge sah; und so meint Budge, finde für den Dickdarm ein ähnliches Verhältniss statt, wie bei der Iris: die circulären Fasern seien vom N. sympathicus, die Längsfasern vom Vagus beherrscht. Reizung des einen und Durchschneidung des andern haben daher zum Theil dieselben Folgen, und Budge findet es auch ganz erklärlich, dass nach Ausfall der Wirkung des einen Nerven, der andere in vermehrte Thätigkeit gerathe, und so also sowohl nach der Vaguslähmung (oder Sympathicus-Reizung), als nach der Exstirpation der Bauchganglien (oder Vagusreizung) vermehrte Dickdarmbewegung eintrete; bei ersterer aber Entleerung nicht erweichter kleiner Kothballen, bei letzterer Entleerung erweichter Kothmassen, die Erscheinungen des Durchfalles.

v. Wittich, unter dessen Leitung L. Rosenthal seine Versuche über den Tonus des Sphincter vesicae angestellt hatte, von denen im Bericht 1857. p. 438 referirt wurde, hat, ver anlasst durch die abweichenden Beobachtungen Heidenhain's und Colberg's (Bericht 1858. p. 504), neue Versuche von der Art, wie Rosenthal's, mitgetheilt. v. Wittich legt Gewicht darauf, dass man den Sphincter des todten Thieres nicht zuerst überlaste, da, wenn das Wasser ein Mal auszufliessen anfing, es leicht weiter abfliesst, besonders wenn, und darauf legt v. Wittich ebenfalls Gewicht, die durchnässten Haare in der Umgebung der Harnröhrenöffnung durch Capillarität beständig Wasser entziehen.

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Der Blasenverschuss eines durch Verbluten getödteten grossen männlichen Kaninchens trug eine Stunde nach dem Tode eine Wassersäule bis zu 71 Centimeter Höhe. Bei einem noch todtenstarren Kaninchen trug der Verschluss bis zu 50 Centimeter Wasserhöhe, Nach Ablauf der Starre wurden ebenfalls noch bedeutende Druckhöhen getragen. Dasselbe ergaben Versuche an menschlichen Leichen. Wurde aber der Blasenverschluss zuerst überlastet und beobachtet, bis wie weit die Druckhöhe durch Ausfliessen des Wassers sank, so kam v. Wittich zu bedeutend geringeren Werthen, namentlich während und nach der Starre, wie sie auch Heidenhain unter solchen Umständen erhielt. Wurden die Versuche mit derselben Blase mehrfach wiederholt, so sank die Tragfähigkeit des Blasenverschlusses.

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v. Wittich entfernte bei Hunden und Kaninchen die horizontalen Aeste des Schambeins, die aufsteigenden des Sitzbeins, constatirte, dass der Blasenverschluss durch die Trennung des Lig. puboprostaticum nicht gelitten hatte, und nahm dann die Blase mit ihren Anhängen heraus: der Verschluss hielt auch jetzt noch bedeutenden Druckhöhen das Gleichgewicht, z. B. 65, 71 Centimeter. Das Haupthinderniss gegen den Abfluss aus der Blase findet v. Wittich in der Pars prostatica. Wurde die Prostata gespalten, dann ertrug der Blasenschluss nur noch einen geringen Druck. Bei weiblichen Individuen ist der elastische Widerstand des Sphincters geringer als bei männlichen, die der Prostata analogen Theile der weiblichen Blase stehen an Masse sehr zurück. Die continuirliche Contraction des muskulösen Sphincters, den Tonus desselben, hält v. Wittich für unnöthig.

Heidenhain hatte plötzliches bedeutendes Sinken der von dem Blasenverschluss im Leben getragenen Wassersäule gesehen, wenn die Thiere durch Blausäure vergiftet wurden. Die Vermuthung, es möchte die Blausäure etwa die Elasticität des Muskelgewebes vermindern, bestätigte sich bei Versuchen mit Froschmuskeln nicht. Als v. Wittich nun auch ein Kaninchen mit Blausäure vergiftete und kurz vor dem Tode eine Canüle in einen Ureter befestigen wollte, bemerkte er, dass äusserst lebhafte peristaltische Bewegungen desselben und der Harnblase eintraten, so dass diese sich entleerte, und auch alles Wasser, was vom Ureter aus zuströmte, gleich wieder ausströmte. Die Contractionen der Harnblase erhielten sich bis zu einer Stunde nach der Vergiftung. Später aber hielt

der Blasenverschluss, wie sonst, eine bedeutende Druckhöhe, bis zu 60 Centimeter. Das rasche Sinken der Druckhöhe demnach in Folge der Blausäurevergiftung hatte seinen Grund in Contractionen des Detrusor urinae, der auch den elastischen Verschluss der Blase offen erhält.

v. Wittich bemerkt noch, dass er seine Versuche bei menschlichen und thierischen Blasen sehr oft mit stets im Wesentlichen gleichen Erfolge wiederholt habe, und er daher das Resultat für gesichert halte, dass der sogenannte Sphincter auch im todten Zustande durch seine Elasticität die Blase schliesst, die Blasenwand sehr viel dehnbarer ist, ein sehr viel höherer Druck also erfordert wird, um jenen zu öffnen, als um diese auszudehnen; bei weiblichen Individuen ist der elastische Widerstand des Sphincters geringer als bei männlichen.

Zur weitern Stütze seiner Beobachtungen führt v. Wittich auch noch einen pathologischen Fall an. Ein Hund hatte in

Folge von einem Schlage auf das Sacrum Parese der Hinterbeine. In Intervallen tröpfelte Harn ab. v. Wittich schloss auf Maximalfüllung der Blase, aus der immer entsprechend dem intermittirenden Zufluss des Harns aus den Ureteren der Ueberschuss abfloss. Die Section ergab in der That äusserste Füllung der Blase; kein Tropfen floss aus der Urethra ab, wenn nicht der Detrusor elektrisch gereizt wurde. Unwillkürlicher Abgang von Fäces hatte bei diesem Thier auch stattgefunden, jedoch gleichfalls mit Intermissionen, und doch fand sich das Colon descendens prall gefüllt: auch hier, schliesst v. Wittich, war von Zeit zu Zeit der Druck stärker geworden, als die Elasticität des Sphincters.

Respirationsbewegung.

Koster wurde zunächst durch die im vorj. Bericht erwähnte Untersuchung Schoemaker's veranlasst, eigene Versuche und Ansicht über die Rolle der Mm. intercostales interni bei den Respirationsbewegungen mitzutheilen, indem er nämlich noch entschiedener, als Schoemaker, der Theorie Hamberger's entgegentritt. Koster versuchte Messungen der Intercostalräume am lebenden Menschen bei Inspiration und Exspiration: dieselben waren mit Genauigkeit nicht auszuführen, doch ging daraus jedenfalls hervor, dass die Intercostalräume bei der Inspiration nicht erweitert sind, eine Verengerung wurde sehr wahrscheinlich. Sicherer schienen dem Verf. Versuche an Leichen, in denen er das Brustbein und damit den Thorax entweder in der Art hob, dass die Inspirationsbewegung mög lichst nachgeahmt wurde, oder in der Art, dass das Brustbein nur in der Richtung seiner Längsaxe nach oben geschoben wurde, wie es bei der Inspiration bekanntlich nicht stattfindet: im letzteren Falle konnte eine Erweiterung der Intercostalräume gemessen werden, im ersteren Falle aber eine Verengerung, welche dadurch bedingt ist, dass das Brustbein sich in der Richtung von der Wirbelsäule nach vorn abhebt mit seinem untern Theile, während die Rippen nach oben gehoben werden. Budge hat für Kaninchen zuerst behauptet, die Intercostalräume verengten sich bei der Inspiration, und es ist offenbar, dass wenn diese Angabe ganz feststeht, es keine Schwierigkeiten macht, den Mm. intercostales interni hebende Wirkung auf die Rippen zu vindiciren. Es ist übrigens wohl zu unterscheiden eine Erweiterung der Intercostalräume, die vorübergehend stattfindet während des Ueberganges aus tiefster Exspirationsstellung in höchste Inspirationsstellung und möglicherweise

am Ende dieser Bewegung wieder aufgehoben wird oder in eine Verengerung übergeht, und eine bisher allgemein angenommene Erweiterung der Intercostalräume für den Moment der vollendeten Inspiration: wenn letztere nicht vorhanden ist, wie Budge und Koster angeben, so folgt daraus nicht, dass jene während des Ueberganges eintretend gedachte Erweiterung auch nicht vorhanden sei. Ref. verweist bezüglich dieses Gegenstandes auf das im Bericht 1858. p. 506—509, speciell auf das p. 509. oben Gesagte.

Koster hebt ebenfalls hervor, dass, wie bekannt, das Schema von Hamberger den Rippen in wesentlichen Punkten nicht entspricht und daher eine für jenes richtige Ableitung nicht für die Rippen passt. Schoemaker hatte den Mm. intercostales interni wenigstens abwechselnd hebende und herabziehende Wirkung auf die Rippen vindiciren wollen. Koster hält diese zwar den Umständen nach mögliche Ansicht mit Henle und dem Ref. für unwahrscheinlich.

Rosenthal theilte der französischen Akademie die Entdeckung mit, dass, wenn man (bei Kaninchen, Katzen, Hunden) den Vagus unterhalb des Abganges des N. laryngeus superior, reizt, das Zwerchfell im äussersten Contractionszustande stillsteht, wenn man dagegen den N. laryngeus superior reizt, das Zwerchfell erschlafft. Keizung des Vagus mit sehr schwachen Inductionsströmen bewirkt Beschleunigung der Respirationsbewegungen, Reizung des N. laryngeus superior Verlangsamung derselben. Bei Reizung des Vagus oder des N. laryngeus superior steht das Zwerchfell still, bald im contrahirten, bald im erschlafften Zustande. Rosenthal schliesst, dass der Vagus unterhalb des Laryngeus Fasern führt, deren Reizung auf reflectorischem Wege Contractionen des Zwerchfells bewirkt; dass der Laryngeus superior Fasern führt, deren Reizung hemmend auf das Respirationscentrum wirkt, so dass das Zwerchfell erschlafft: wahrscheinlich die sensiblen Fasern der Schleimhaut des Kehlkopfes, deren Reizung Husten auslöst. Wenn bei Reizung des Vagus unterhalb des Abganges des N. laryngeus superior Erschlaffung des Zwerchfells beobachtet wird, so ist das nach Rosenthal stets Folge von Stromschleifen, die den N. laryngeus superior reizen.

Nach diesen Beobachtungen Rosenthal's werden sich die Differenzen der Angaben über die Folgen der Vagusreizung auf die Respirationsbewegungen, von denen in den früheren Berichten oft die Rede war, erklären, so wie dadurch auch die von Budge jüngst aufgestellte Theorie (s. d. vorj. Besicht) verdrängt wird. (Ref.)

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