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allein gegen die Pflanzer, sondern auch gegen die Mission, deren allzugroß gewordener Reichtum und Einfluß ihr unbequem geworden war. Im Einverständnis mit dem Papst wurde allen geistlichen Personen der Betrieb von Geschäften aller Art und die obrigkeitliche Gewalt über die Eingeborenen entzogen, und der Jesuitenorden, der sich dagegen sträubte, 1759 gewaltsam aus der Kolonie entfernt.

Ein Gesetz von 1758 regelte ein für allemal die Lage der Eingeborenen in Brasilien. Alle Indianer sollten danach frei und keiner Sklaverei unterworfen sein. Sie sollten nach Gutdünken über ihre Person und Habe zu verfügen berechtigt sein und nur denselben Gesetzen unterliegen wie andere Untertanen. Dementsprechend sollten alle Sklaven indianischen Blutes in Freiheit gesetzt und mit Familiennamen ausgestattet, sowie auf gewissen unveräußerlichen Landstücken unter eigenen Behörden angesiedelt werden. Diesen war in jedem Dorf ein weißer Aufsichtsbeamter beizugeben, dem die Durchführung des Gesetzes und die Pflicht oblag, für die Erfüllung der den Eingeborenen auferlegten Verpflichtungen zu sorgen. Diese Pflichten bestanden 1. in der Zahlung des Zehnten von allen Erzeugnissen, 2. in der Arbeit zu bestimmtem Lohn während 6 Monaten im Jahre von seiten aller Leute zwischen dem dreizehnten und sechzigsten Lebensjahr, 3. in der Abführung eines Sechstel des zum eigenen Bedarf Erzeugten an die Schutzbeamten. Die Seelsorge wurde durch das Gesetz in die Hand weltlicher Geistlicher gelegt. Ferner sollten in jedem Dorf Schulen errichtet werden.

Nach den Schilderungen der Zeitgenossen hat das Gesetz seinen Zweck nur unvollkommen erreicht. An die Stelle der Missionare traten in den Indianerniederlassungen weiße Beamte, welche sehr verschiedener Herkunft und Art und bei der Schwierigkeit der Überwachung zu allen Übergriffen in der Lage waren. Die Folge war daher, daß die Dörfer vielfach verwahrlosten und ihre Pflanzungen und Betriebe verfielen, während die Eingeborenen rücksichtslos zur Arbeit bei den Pflanzern gezwungen wurden. Auch als 1799 die portugiesische Regierung die Zwangspflicht der Eingeborenen zur Arbeit aufhob und die weißen Aufsichtsbeamten beseitigte, änderte sich angeblich nicht viel in den Verhältnissen. Besonders hatten die Eingeborenen damals darunter zu leiden, daß man sie zwangsweise ins Militär steckte und, um die nötigen Leute aufzubringen, vor Menschenjagden nicht zurückscheute. Man machte eben die Erfahrung, daß die Gesetzgebung allein nicht ausreicht, wenn nicht auch ein pflichttreuer und zuverlässiger Beamtenstand vorhanden. ist, der ihre Durchführung verbürgt. In dem einst so blühenden Gebiet der Jesuitenmission in Paraguay waren 1801 von den dort 1767 lebenden 144 000 Eingeborenen nur noch 45 000 vorhanden.

Um die Eingeborenen des afrikanischen Besitzes hat sich Portugal Jahrhunderte hindurch nur insofern gekümmert, als es sie als Sklaven

nach Amerika versenden ließ. Versuche, mit ihrer Hilfe in Afrika selbst nutzbringende Unternehmungen ins Leben zu rufen, sind nur vereinzelt und ausnahmsweise gemacht worden. Erst nach der Aufhebung und Unterdrückung des Negerhandels wandte man den afrikanischen Kolonien mehr Aufmerksamkeit zu. Es wurden in ihnen große Landkonzessionen, sogenannte Prasos da Coroa, an Unternehmer erteilt, welche den Beliehenen gleichzeitig freie Verfügung über die auf dem Lande lebenden Eingeborenen gaben. In Mosambik ist infolge verschiedener Mißstände die weitere Vergebung solcher Lehen verboten und 1854 die Einrichtung abgeschafft worden. Während bis dahin die freien Eingeborenen auf den Konzessionsländereien einen Teil der Ernte an die Lehensherren abgeben mußten, wurden diese Lasten damals abgeschafft und durch eine Hüttensteuer ersetzt. Diese Gesetzgebung ist jedoch nicht zur Durchführung gelangt, und bis in die neuere Zeit haben die großen Konzessionen in Mozambique wie in Angola fortbestanden. Die 1869 erfolgte Abschaffung der Sklaverei in den portugiesischen Kolonien und die Bestimmung, daß von 1878 an alle Sklaven ihre eigenen Herrn sein sollten, hat wenig an den Verhältnissen geändert. In Mosambik wurde 1890 bestimmt, daß alle auf den Konzessionen wohnenden Eingeborenen, die man als Pächter auffaßte, den Lehensherren jährlich 800 Reis Abgaben zu zahlen hätten. Diese Abgabe sollte zur Hälfte in Geld oder Waren. zur Hälfte in Arbeit geleistet werden. In Angola ist eine ähnliche Einrichtung in Kraft. Jeder Eingeborene hat Abgaben in Geld und Arbeit an die Konzessionsinhaber oder den Staat zu leisten. 1) Im portugiesischen Besitze besteht also der Zwang zu Fronarbeit für die Eingeborenen bis zur Gegenwart fort.

III.

Die Engländer, welche die Besiedlung Nordamerikas unternahmen, erblickten in den Eingeborenen von vorherein lästige Feinde. Die der London Company 1606 erteilte Instruktion schrieb den Kolonisten nur vor, sie vorsichtig fern zu halten und nicht zu reizen, um jede Gefährdung der Ansiedelung zu hindern. Beobachtet sind diese Vorschriften nicht worden, da die Notwendigkeit des Kaufs von Lebensmitteln und Land die Kolonisten von vornherein nötigte, mit den Eingeborenen in enge Beziehungen zu treten. Die Folge waren Zwistigkeiten und bei nicht ausbleibenden Gewalttaten blutige Zusammenstöße. Gelegentlich gelang es, mit einem oder dem andern Stamme in freundschaftliche Beziehungen zu kommen, aber die bald entstehende Notwendigkeit, die Eingeborenen zurückzudrängen, um Land für die rasch

1) B. A. CUNINGHAME, Pioneer journey in Angola. Geographical Journal. London, Februar 1904.

aufblühenden Pflanzungen zu gewinnen, führte immer wiedre zu Kämpfen, die mit der Besiegung der betreffenden Stämme, der Konfiskation ibres Besitzes und Ausrottung der heimatlosen Flüchtlinge endeten. 1) Verwendung der Leute als Arbeiter spielte hier keine Rolle, da an eine Ausübung des nötigen Zwanges gegen die kräftigen und tapfern Leute nicht zu denken war. Es handelte sich hier für die Kolonisten immer nur um den Erwerb des Eingebornenlandes durch Kauf oder Gewalt. Viel Rücksicht auf die Interessen der Indianer wurde dabei nicht genommen. Man übervorteilte sie in der Regel nach Kräften, und ein 1633 ergehendes Verbot, Land von Eingeborenen ohne Erlaubnis der Regierung zu er werben, blieb ziemlich wirkungslos. Unterstützt wurde die Zurückdrängung der Eingeborenen durch den reichlichen Verkauf von Branntwein, der ihre Gesundheit schädigten, die Einführung von Epidemien, besonders Pocken, und den Handel mit Gewehren und Munition, welche bei den Kämpfen der Stämme untereinander bald eine Rolle spielten.")

Der Gedanke, die Eingeborenen zu bekehren und zu erziehen, ist erst 1644 aufgetaucht, als infolge der Schilderungen des Missionars JOHN ELIOT eine Anzahl Geistliche beim englischen Parlament vorstellig wurden. 1649 entstand die Society for propagating the gospel in New England. Der Schnapsverkauf an Eingeborene wurde ebenfalls auf Betreiben der Geistlichkeit 1654 für ungesetzlich erklärt, dauerte aber wie der nicht minder verbotene Waffen- und Munitionshandel fort. Viel Wirkung haben die Bestrebungen der englischen Missionare unter den in diesen Kolonien obwaltenden Umständen nicht gehabt, wenngleich der König 1670 den Kolonialbehörden einschärfte, ihr Augenmerk auf Bekehrung der Eingeborenen zu richten. Es ist vorgekommen, daß die Kolonisten sich gewaltsam zur Wehr setzten, wenn die Regierung zugunsten der Indianer einschritt.

Als die Kolonisten sich den Eingeborenen gegenüber stark genug fühlten, begannen sie sie auch zur Zwangsarbeit heranzuziehen. 1670 wurde in Virginien Verwendung kriegsgefangener Indianer als Sklaven gesetzlich gestattet und 1676 diese Sklaverei lebenslänglich gemacht. 1682 erlaubte man sogar Ankauf Kriegsgefangener von den Indianern und suchte somit die Stämme zu Menschenjagden anzuspornen. Der 1676 bei Todesstrafe verbotene Verkauf von Waffen an die Eingeborenen wurde bald freigegeben. Nur in den Niederlassungen der Quäker und in Maryland ist mit den Eingeborenen menschlicher verfahren worden. In den anderen wurden allmählich Vernichtungskriege gegen die Eingeborenen die Regel. Der Haß der Kolonisten gegen sie ging in Mes

1) 1644 beschloß z. B. das Parlament Virginiens die Ausrottung der Indianer, um sich ihres Landes zu bemächtigen. Es ließ sich erst 1646 zu einem Friedensschluß herbei, als die Eingeborenen der Kolonie sehr große Gebiete abtraten.

2) Gegen 1675 gab es in den Neuenglandkolonien kaum noch 30 000 Eingeborene.

sachusetts soweit, daß man sogar gegen die kleinen Niederlassungen der bekehrten Indianer vorging und letztere nach einer wüsten Insel verbannte. Bei den zu Ende des 17. Jahrhunderts zwischen den englischen und französischen Kolonien in Nordamerika entbrennenden Kämpfen wurden von beiden Seiten die Indianer reichlich mit Waffen versehen und als Bundesgenossen verwendet. Diese Kämpfe haben nicht wenig dazu beigetragen, die Kopfzahl der Stämme zu schwächen und sie von ihren alten Sitzen zu vertreiben. Wenn auch im 18. Jahrhundert verschiedene Missionsgesellschaften unter den Indianern zu wirken begannen '), fiel doch damals schon ihre große Menge rettungslos der Verarmung und dem Aussterben anheim. Jedes Einschreiten der englischen Regierung zugunsten der Eingeborenen erregte die heftigste Entrüstung unter den Kolonisten. Der nach der Eroberung Kanadas eingesetzte Superintendent general of Indian affairs sah sich außerstande, nur durch das Geringste zugunsten der Indianer durchzuführen. Seine Tätigkeit steigerte nur die ohnehin gegen das Mutterland vorhandene Unzufriedenheit und beförderte den Abfall. Während der Kämpfe der Neuenglandkolonien gegen das Mutterland und in der Zeit bis zum Ende des Jahrhunderts wurde jede Rücksicht gegen die Eingeborenen beiseite geschoben. Nicht nur daß die durch Geschenke und dgl. für den einen oder den anderen Teil ins Feld gelockten Stämme sich vielfach gegenseitig ausrotteten, sondern die aller Fesseln ledigen Kolonisten benutzten jene Jahre, ihre Niederlassungen bis weit ins Innere vorzuschieben und allem Wiederstande von seiten der Eingeborenen ein für allemal gründlich vorzubeugen. 2) Erst das Eingreifen der Bundesregierung machte den unaufhörlichen blutigen Kämpfen zwischen den Indianern und den Kolonisten ein Ende. 1802 schloß die Union einen Vertrag mit den Häuptlingen der wichtigsten noch vorhandenen Stämme, worin diesen in verschiedenen Gegenden weite Siedelungs- und Jagdgebiete als ewiger und unantastbarer Besitz reserviert und ihnen der Schutz der Vereinigten Staaten versprochen wurde.

um

Ehe noch die vollständige Abgrenzung der reservierten Gebiete und die Überführung der Stämme dahin zur Durchführung gelangt war, hatten die Scharen der aus allen Ländern der alten Welt zuströmenden Einwanderer die Grenzen der vorhandenen Siedelungen aufs neue überflutet und waren in die den Indianern garantierten Jagdgründe eingedrungen. Die Regierung war machtlos gegen die Bewegung. Neue blutige Zusammenstöße mit den Eingeborenen waren an der Tagesordnung, und zugleich schmolz ihre Zahl weiter zusammen. Es blieb schließlich nichts

1) 1709 Scottish Society for propagating christian knowledge; 1732 die Mährischen Brüder, 1755 die Wesleyaner und Baptisten

2) Noch heute sind die Greuel von Wyoming 1779, das Gemetzel im Mohawktale 1779, die Kämpfe in Ohio und Indiana 1790 usw. unvergessen.

ZIMMERMANN, Kolonialpolitik.

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übrig, als 1830 den Vertrag von 1802 zu kündigen und den Indianern neue Reserven in den noch unbesiedelten Steppen westlich vom Mississippi anzuweisen. Hierhin begann man einen Stamm nach dem anderen allmählich überzuführen, und 1834 wurde mit Genehmigung des Kongresses hier ein besonderes Indian Territory geschaffen, wo die Reste der Eingeborenen der östlichen Staaten vereint wurden, soweit sie den häufigen allenthalben gegen die noch nicht ganz beruhigten Stämme bis in die neuere Zeit ausgeführten Strafexpeditionen zu entrinnen vermochten. Das ursprünglich 4500 000 ha große Gebiet ist im Laufe der Jahre mehrfach verkleinert worden. 1889 wurde der ganze Westen als Territorium Oklahoma abgetrennt und der weißen Besiedelung überwiesen. Immerhin besaß es 1890 noch 31 400 Quadratmeilen, die von 133 400 Eingeborenen bewohnt werden.

Nach dem Wortlaut der älteren Verträge sollten die Indianer ihre eigene Verwaltung und Gesetzgebung haben und ihr Land unveräußerlicher Besitz der Stämme sein. Die Regierung der Vereinigten Staaten sollte nur ein Aufsichtsbeamter vertreten. Je weiter indessen die Besiedelung und Entwicklung der Union vor sich ging, uniso schwerer ließ sich diese Sonderstellung des Indianerterritoriums durchführen. Vielfach heirateten Weiße in die Indianerfamilien und brachten maßgebenden Einfluß in ihre Hand. Sie setzten durch, daß die Stämme es gestatteten, daß einzelne Angehörige große Strecken des Stammlandes in dauernde Benutzung nahmen. Etwa 500 solche weiße Indianer haben jetzt neun Zehntel des gesamten Ackerlandes in den Händen und verpachten es an Weiße und Mischlinge, die an Kopfzahl die Indianer weit übertreffen. Nun haben aber diese gegen 300 000 zählenden Pächter weder Stimme in der Regierung noch geordnete, ihren Verhältnissen angemessene Verwaltung. Es wurde daher mit der Zeit nötig, zu ihren Gunsten einzugreifen. 1893 wurde eine Kommission niedergesetzt, die mit den Indianern über die Änderung der Verträge verhandelte. Sie sollten ihr Land an die Regierung abtreten oder das Stammland in Privateigentum umwandeln. Ersteres lehnten sie bestimmt ab. Dem letzteren Vorschlag war nur ein Stamm geneigt, aber 1897 griff der Kongreß ein und unterwarf das Indian Territory ohne Zustimmung der Stämme von 1898 an dem amerikanischem Rechte. Es wurde ebenfalls die Vermessung des Landes und Verteilung unter die Stammesmitglieder angeordnet und damit ohne weiteres begonnen. Die Stämme mußten sich wohl oder übel fügen, und bis März 1906 wird die Auflösung der Stammesverfassung und die Beseitigung der indianischen Sonderrechte hier Tatsache sein. Das Territorium bekommt dann eine Verfassung, die denen der anderen entspricht. Zum Schutze der Indianer ist nur noch vorgesehen, daß sie während der ersten fünf Jahre ihr Land nicht veräußern oder belasten können

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