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Brasilien war unausgesetzt von den Portugiesen bedroht, und ein ergiebiger Handel entwickelte sich dort nicht. Einzig in Nordamerika und Westafrika wurde mit Handel etwas verdient. Die Lage wurde noch schlimmer, als die Kaperzüge weniger einbrachten und Spanien alle Kräfte daranzusetzen begann, die Holländer wieder aus Brasilien zu vertreiben. Die Mittel der Kompagnie zeigten sich immer weniger den ihr erwachsenden Aufgaben gewachsen. Als nun gar noch 1641 ein Waffenstillstand mit Portugal, nach seinem Abfall von Spanien, zustande kam, und damit die Aussicht auf weitere Beutezüge zu Land und See erlosch, während alle Rüstungen fortgesetzt werden mußten, sank das Vertrauen des Publikums in die Kompagnie erheblich. Ihre Leiter kamen in steigende Verlegenheiten und sahen bald die einzige Rettung im Anschluß an die Ostindische Kompagnie. Hier fanden sie jedoch keine Gegenliebe, und Alles, was sie durch lebhafte Agitation gegen deren Privileg erreichten, war, daß jenes Unternehmen 1647 zur Zahlung von 11/2 Millionen Fl. angewiesen wurde, die ihr zugute kamen.

Das war ein Tropfen auf einen heißen Stein. Als die Brasilianer trotz des Waffenstillstandes daran gingen, die Holländer zu verjagen, waren diese, zumal damals auch England über sie herfiel, dem Kampfe nicht mehr gewachsen. 1654 eroberten die Portugiesen den brasilianischen Besitz der Kompagnie. Letztere erhielt 1661 als Entschädigung nur 8 Millionen Fl. von Portugal. Die wichtigsten Punkte in Westafrika gingen ihr gleichfalls verloren, und 1664 nahm ihr England mitten im Frieden ihre nordamerikanische Kolonie weg. Nach dem Frieden von Breda 1667 verblieb der Gesellschaft nur noch das 1634 eroberte Curaçao, das in den sechziger Jahren besetzte Surinam und die Goldküste. Da diese Kolonien mehr kosteten als brachten, die Kompagnie mit 6 Millionen Fl. Schulden belastet war und Niemand ihr neue Mittel geben wollte, blieb nichts übrig, als sie 1674 aufzulösen.

Ihre Rechte gingen in beschränkter Form auf ein neues Unternehmen über, dessen Privilegien 1700, 1730 und 1762 verlängert worden sind. Die neue Kompagnie verfügte nur über 630 000 Fl. Kapital und war nicht in der Lage ihrer Aufgabe gerecht zu werden. Sie verkaufte oder verpachtete bald den südamerikanischen Besitz an andere Unternehmer und beschränkte sich auf die Verwertung der Inseln und der Faktoreien an der Goldküste. Sie fristete auf diese Weise ein bescheidenes Dasein und war in der Lage, 1679 eine Dividende von 2 Proz zu verteilen, 1787 sogar von 10 Proz. Von da an betrug sie selten mehr als 5 Proz. Von 1779 an konnte sie keine Gewinne weiter auszahlen. Sie war so heruntergekommen, daß sie kein Schiff mehr auszurüsten imstande war. 1792 wurde das bankerotte Unternehmen aufgehoben.

V.

Auch in Frankreich haben schon früh Versuche stattgefunden, überseeische Unternehmungen im Namen und zum Vorteil des Mutterlandes durch privilegierte Privatleute ins Werk zu setzen. Als erster erhielt der SIEUR DE ROBERVAL 1540 ein Patent des Königs für Kolonisation Canadas, Hochelagas und der Nachbarschaft. Nach dem Scheitern seines Unternehmens wurde ein noch umfassenderes Privileg dem MARQUIS DE LA ROCHE 1598 für Canada, Hochelaga, Neufundland, Labrador und Zubehör erteilt. 1599 bekamen ein Schiffskapitän CHAUVIN und ein Kaufmann GRAVÉ unter der Bedingung der Anlage einer kleineren Ansiedelung in Canada das Monopol des Pelzhandels zugestanden. Dies Privileg ging mit den früheren 1602 auf den Kommandeur AYMAR DE CHASTES und ein Jahr später auf eine Gesellschaft von Kaufleuten über. Allen diesen Unternehmungen war von der Krone) volle Regierungsgewalt in den von ihnen anzulegenden Kolonien, das Recht der Erteilung von Landlehen und Adelstiteln, das Handelsmonopol, eine ausgedehnte Gerichtsbarkeit, die Befugnis zur Steuererhebung u. dgl. eingeräumt. Wiederholt genossen sie auch direkte Zuwendungen vom Staate. Aber trotz aller dieser Begünstigungen ist der gewünschte Zweck nie erreicht worden. Die letzterwähnte Gesellschaft hat sich zwar eine Reihe von Jahren behauptet, die Stadt Quebec gegründet und die Ansiedelung in Akadien veranlaßt, zu wirklichem Gedeihen ist sie indessen nicht gelangt. Sie konnte 1613, als ihre Mittel erschöpft waren, nur mit Mühe durch eine neue ersetzt werden, deren Seele CHAMPLAIN war. Diese wurde schon 1620 durch die Kompagnie des DUC DE MONTMORENCI, und letztere 1627 auf Betreiben der Regierung durch die Compagnie des cent associés abgelöst.

Das Unternehmen wurde vom König nicht allein mit allerlei großen Privilegien und Landrechten ausgestattet, sondern auch durch Überweisung zweier Kriegsschiffe unterstützt. Es sollte dafür nur einige Tausend Kolonisten binnen einer bestimmten Zeit in Canada ansiedeln. Aber es gedieh so wenig wie seine Vorgänger. Bald waren die Mittel aufgebraucht, und kein Mensch hatte Lust, neue Opfer zu bringen, als die beginnenden Kämpfe mit den Engländern gerade besondere Anforde rungen an die Leistungsfähigkeit der Gesellschaft stellten. Sie vermochte sich nur dadurch über Wasser zu halten, daß sie den Ansiedlern gewisse Privilegien abtrat und sich dadurch von ihnen neue Mittel verschaffte. So wurde 1641 einer Anzahl Kolonisten das Gebiet abgetreten, auf dem

1) Die Behauptung CHAILLEY-BERTS (Les compagnies de colonisation, S. 15), daß den Gesellschaften anfangs kein Handelsmonopol erteilt worden sei, ist so allgemein nicht begründet. Schon das Privileg ROBERVALS (Art. 10) gibt ihm das alleinige Recht des Verkehrs mit der Kolonie. Gourd les Chartes. I. S. 214.

die Stadt Montreal entstand, und 1645 verkaufte die Kompagnie den Ansiedlern ihr Monopol des Pelzhandels. 1663 zählte sie nur noch 36 Teilhaber und war so mittellos, daß sie sich entschloß, ihr Privileg dem König zurückzugeben. Es ging 1664 auf die von COLBERT ins Leben gerufene Kompagnie des Indes occidentales über, der für 40 Jahre das Monopol kolonialer Unternehmungen in Amerika, auf den Antillen und in Westafrika erteilt wurde.

Das neue Unternehmen bestand zehn Jahre. Sein Erfolg war ebenso gering wie der seiner Vorgänger. Als es 1674 einging, blieb nichts übrig, als Canada in direkte Verwaltung des Staats zu nehmen. Trotz aller ungünstigen Erfahrungen versuchte man es aber, wohl aus finanziellen Rücksichten, bald wieder mit einer Privatgesellschaft. Von 1683-1703 besaß die Compagnie de l'Acadie das Monopol des canadischen Pelzhandels und übte dementsprechend bedeutenden Einfluß auf die Angelegenheiten der Kolonie. 1706 trat an ihre Stelle eine neue Compagnie du Canada (auch Compagnie Aubert genannt), die bis 1717 vegetierte, wo sie in der Compagnie d'Occident aufging.

Die letztere war hervorgegangen aus einer 1684 gegründeten Compagnie du Mississippi, der Schöpfung des SIEUR DE LA SALLE, des Erforschers jenes Stromes. Nachdem sie eine mehr als bescheidene Existenz während einer Reihe von Jahren geführt hatte, gingen ihre Rechte 1712 an die von CROZAT 1712 geschaffene Compagnie de la Louisiane über, welche 1717 durch die Lawsche Compagnie d'Occident ersetzt wurde.

Auf diese mit einem Kapital von hundert Millionen Frs. gegründete Gesellschaft, welcher die Kolonisation aller amerikanischen Besitzungen zufiel, setzte man in Frankreich die allergrößten Erwartungen. Der König hatte ihr für 25 Jahre das Monopol des Handels mit Louisiana sowie das Eigentum aller Niederlassungen, Ländereien, Minen etc. daselbst zugesprochen. Es waren ihr dazu volle Freiheit in Regierung und Verwaltung der Kolonie, das Recht zur Erteilung von Lehen mit Adelstiteln sowie große Steuer- und Zollvorteile erteilt. So großes Vertrauen brachte man dem Genie des Gründers des neuen Unternehmeus, dem Schotten JEAN LAW, entgegen, daß die Regierung es für angezeigt hielt, alle anderen bestehenden kolonialen Unternehmungen, von denen noch die Rede sein wird, mit den seinen zu vereinen. So wurden hintereinander die Compagnie du Canada, wie die du Sénégal, des Indes orientales, d'Afrique, de Guinée, de Saint-Domingue und de la Chine von der neuen Gesellschaft aufgesaugt.

Sie nahm dementsprechend 1719 die Firma Compagnie des Indes an. Da in ihren Händen alle überseeischen Unternehmungen Frankreichs vereint waren und jeder Mensch erwartete, daß der mit so großen Mitteln arbeitenden und über die besten Kräfte verfügenden Kompagnie großer Gewinne sicher sei, riß sich das Publikum um ihre Aktien. Binnen

wenigen Wochen stiegen die zum Kurse von 300 ausgegebenen auf 500 Frs. lautenden Papiere bis auf 18000 und 20000 Frs. Um so größer war die Enttäuschung, als die ersten Maßnahmen der Gesellschaft die erwarteten Erfolge nicht hatten, und als insbesondere aus Louisiana, auf das man die größten Hoffnungen gesetzt hatte, nur ungünstige Nachrichten kamen. Die übertriebene Spekulation hatte den Ruin zahlreicher Spieler zur Folge, die ihre Papiere nicht mehr los werden konnten. Eine grenzenlose Panik bemächtigte sich der Gemüter, und im Handumdrehen fielen die Aktien der Kompagnie ebenso rasch wie sie kurz vorher gestiegen waren. Ende 1720 mußte LAW fliehen, ruiniert durch den Zusammenbruch seiner kühnen Gründung.

Doch die Kompagnie blieb bestehen und setzte trotz aller Schwierigkeiten ihre Arbeiten in den verschiedenen Teilen der Welt fort. Ihr Kapital belief sich 1724 auf 143 Mill. Frs. Es sank während der nächsten Jahre infolge vieler Mißerfolge bis auf 138 Millionen, stieg aber dann langsam und betrug 1740 etwa 162 Mill. Frs.

Die Kompagnie hat bis nach dem Verlust Ostindiens bestanden. 1769 wurde ihr Monopol suspendiert und sie im folgenden Jahre aufgehoben. Ihr verfügbares Kapital belief sich damals nur noch auf etwa 30 Millionen, wovon ihre Anlagen im Hafen von Lorient etwa 13 Mill. Frs. ausmachten. Die Aktionäre wurden durch eine jährliche Rente von 1200 000 Frs. entschädigt. Von 1725-1769 hat die Gesellschaft etwa 169 Mill. Frs. verloren!

Die Kolonisation Louisianas hatte die Gesellschaft schon 1731 aufgegeben. Sie gab damals das bezügliche Privileg für eine Abfindung von 1450 000 Frs. an die Regieruug zurück. Nach ihrer Rechnung verlor sie dabei erheblich, da sie innerhalb der 13 Jahre für die Kolonie gegen 20 Mill. Frs. aufgewendet hatte. Louisiana hat von da an wie schon seit längerer Zeit Canada unter unmittelbarer Verwaltung der Regierung gestanden, bis es Frankreich verloren ging.

In Westindien hat das System der privilegierten Unternehmungen etwas befriedigendere Erfolge erzielt. Das erste Patent für Gründung einer französischen Ansiedelung im westindischen Meere wurde 1626 einem SIEUR D'ESNAMBUC erteilt, der daraufhin eine Gesellschaft ins Leben rief. Das Kapital belief sich nur auf 45000 Livres, und das Ergebnis war die Gründung einer rasch aufblühenden Niederlassung auf der Insel St. Christophe. 1635 wurde das Unternehmen, das am Ende seiner Mittel angelangt war, neu geordnet und erweitert. Die Krone verlieh ihm dazu noch ausgedehntere Rechte als früher. Die nunmehr Compagnie des Iles de l'Amerique genannte Gesellschaft schuf Ansiedelungen auf Guadeloupe, Martinique und Santo Domingo, machte indessen in finanzieller Hinsicht so schlechte Geschäfte wie ihre Vorgängerin. 1642 erwies es sich als nötig, sie wieder neuzugestalten. Die Krone erleich

terte das, indem sie dem Unternehmen neue und noch größere Vollmachten erteilte. Es gelang ihm darauf, die nötigen Mittel aufzubringen, um die französische Herrschaft auf Ste. Lucie, Cayenne, St. Martin, MarieGalante, St. Barthélemy und Les Saintes auszudehnen. Doch die Geschäfte der Kompagnie gingen dabei schlechter als je. Sie vermochte von ihren Ansiedlern weder Steuern einzutreiben noch Vorschüsse zurückzuerlangen und sah ihre Beamten in den Kolonien zu voller Ohnmacht verurteilt.

Der Not gehorchend, entschloß sie sich endlich, ihren Besitz an einzelne Unternehmer zu veräußern. 1649 verkaufte sie die Inseln Guadeloupe, La Desirade, Marie-Galante und Les Saintes, 1650 Martinique nebst Ste. Lucie, Grenade und den Grenadines, 1651 St. Christophe, St. Barthélemy, Ste. Croix und La Tortue. Es verblieb somit der Kompagnie nur noch der Besitz auf Santo Domingo. Aber auch ihn allein gehörig zu entwickeln, fehlten ihr die Mittel, da ihr Kapital nie 135000 Frs. überstieg.

Die Regierung, der es auf raschere und kräftigere Ausbreitung des französischen Einflusses in Westindien ankam, begann sich daher mit der Zeit nach einem besser geeigneten Werkzeug umzusehen. COLBERT glaubte ein solches in der 1663 für Cayenne gegründeten Compagnie de la France équinoxiale zu finden, die aus einem 1651 und 1657 privilegierten, aber rasch zusammengebrochenen Unternehmen entstanden war. Die Gesellschaft wurde der Kern der großen vorerwähnten Compagnie des Indes occidentales, in welcher 1664 die früheren Unternehmungen für Canada, Westindien, Südamerika und Westafrika verschmolzen wurden. Die von der Westindischen Kompagnie veräußerten Besitzungen wurden zurückgekauft.

Trotz weitgehendster Vorrechte, trotz eifriger Unterstützung der Regierung erreichte die neue Gesellschaft ihr Ziel so wenig wie die früheren. Ihre Organe lagen im ewigen Streite mit den Kolonisten, dazu vermochte sie den Anforderungen, welche das Interesse des Staates stellte, nicht zu genügen. Binnen wenigen Jahren verlor sie 32 Millionen Livres. 1673 mußte sie schon um Erlaubnis bitten, ihren westafrikanischen Besitz zu verkaufen, und 1674 war ihre Lage derartig, daß der Regierung nur übrig blieb, das Privileg zurückzunehmen und die Teilhaber durch Zahlung von 1300000 Livres abzufinden. Während Westafrika wieder in die Hände eines privilegierten Unternehmens kam und auch Canada nach kurzer Zeit wieder unter den Einfluß von Privatgesellschaften gestellt wurde, verblieb Westindien von nun an unter staatlicher Verwaltung.

Eine Ausnahme wurde nur mit der jungen Niederlassung auf Santo Domingo gemacht. Sie ging 1698 in die Hände einer Compagnie de St. Domingue über, welche unter der Bedingung, jährlich 100 Weiße und 200 Schwarze nach der Kolonie zu schaffen, die üblichen PriviZIMMERMANN, Kolonialpolitik.

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