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Natur auch die Garantie seiner ökonomischen Haltbarkeit liegen, denn jedenfalls hat die Erfahrung hinlänglich bestätigt, dass Systeme der Ökonomie, welche des ethischen Moments ermangelten, theils schon aus demselben Grunde auch in ökonomischer Hinsicht lückenhaft waren. So hat sich z. B. das von der Ethik abstrahirende Mercantilsystem im gleichen Maasse unwirthschaftlich als unsittlich gezeigt. Seine berüchtigten Maassregeln, nach welchen ein Land auf Kosten anderer sich bereichern sollte, bewirkten das Gegentheil von dem, was sie wollten; denn anstatt den Völkern einen blühenden Wohlstand zu sichern, warfen sie Neid und Hass unter sie, was zu verderblichen Kriegen führen musste. Auch nach Innen zeigte sich die Begünstigung einzelner Gewerbe auf Kosten anderer nicht minder unökonomisch, als unbillig. Die Reaction, welche dem Mercantilsystem gegenüber von den Physiokraten begonnen, von Smith und seiner Schule vollendet wurde, erzeugte nun diesen Zustand der Dinge, der von den Anhängern des unbedingten Gewähren- und Gehenlassens so angepriesen wird. — Wohl brachte das Industriesystem, durch eine umfassendere und tiefere Einsicht in' das Wesen der Wirthschaft, ein neues Leben in die ökonomische Welt, und, durch die erstaunlichen Fortschritte auf dem Gebiete der Mechanik und Technologie unterstützt, erhob sich die von mancherlei Fesseln befreite Industrie, zu einer imposanten Macht. Doch während sie unter dem Banner der freien Concurrenz durch ihre eisernen Recken, die Maschinen, im kühnen Kampfe mit der Natur stets neue Siege erringt, hindert die Eifersucht individueller, egoistischer Interessen, welche das Industriesystem gut heisst, die Gesellschaft, sich der Früchte dieser Siege nach Gebühr zu erfreuen, und zu wehren, dass der Armuth finstere Mächte des Reichthums Glanz nicht verdunkeln. So schlägt denn der Mangel eines sittlichen Princips beim industriellen System

zugleich in sein wirthschaftliches Hauptgebrechen um. Das von mir gegebene ethische Princip der Nationalökonomie, welches mit all' den gesunden Wahrheiten bisheriger Systeme vollkommen sich verträgt, und nur ihre Einseitigkeiten vermeidet, glaube ich um so mehr für ein wirthschaftlich anwendbares halten zu dürfen, da es gleich fern von einer krankhaften Engherzigkeit und einer überspannten Philanthropie auf eine Gesinnung sich stützt, die im Privat- und öffentlichen Leben des Menschen in normalen Zuständen durchaus keine Chimäre ist, und durch alle guten Institutionen eines jeden Landes, dem es nächst einem äusseren Gedeihen an der inneren, sittlichen Stärke gelegen, bezweckt und gefördert wird.

Das auf einer solchen Gesinnung beruhende Princip der Nationalökonomie wäre nun in Hinsicht auf das nationalökonomische Subject zunächst in der Volkswirthschaftslehre aufzustellen. Von diesem Principe aus hätte man die allgemeinen ökonomischen Lehrsätze in diesem ersten Theile zu entwickeln, dann in der Volkswirthschaftspflege zu zeigen, wie und von wem dieses Princip im Staate durch einzelne ökonomische Einrichtungen am besten in Ausführung gebracht werden kann, und in der Finanzwissenschaft anzugeben, inwiefern es berücksichtigt, die nachhaltigsten Quellen der Mittel zur Bestreitung des Staatszweckes und Aufrechthaltung einer tüchtigen Staatsgewalt sichert.

Durch diese Einheit des Princips wird der obwaltende Widerspruch zwischen den einzelnen Theilen der politischen Ökonomie gehoben, und mit dem Verstummen der Misslaute der Selbstsucht, welche man sonst die Nationalökonomie anstimmen lässt, hört auch die Disharmonie im Chore schwesterlicher Wissenschaften auf. Versöhnlich reicht die politische Ökonomie der Moral und dem Recht die Hände; ihre

Stimmen verschmelzen in einen gewaltigen, seelenvollen Dreiklang, der, kraftvoll aus den stillen Regionen des Denkens ertönend, wohl auch einst in die geräuschvolle Welt des praktischen Thuns dringen muss!

Das Princip, welches unserer Ansicht nach die politische Ökonomie so günstig nach Innen und Aussen gestalten kann, dürfte vielleicht doch denjenigen nicht genügen, welche diese Wissenschaft zu einer Lehre von einer problematischen Zukunft umwandeln möchten. Allein uns scheint es, dass die politische Ökonomie, wofern sie ihren positiven Charakter nicht völlig einbüssen will, auf diese ausschliesslich seherische Stellung verzichten, vielmehr bei aller Achtung vor Zukunft und Vergangenheit, vor allen Dingen sich einer günstigen Gestaltung der Gegenwart widmen, weder im Sein, noch im Nichtsein, als solchen, sondern im Werden sich regen Sie hat nicht die Rolle einer verzweifelten und doch rathlosen Kassandra zu spielen, für die Gegenwart blind, nur die Mysterien der Zukunft zu enthüllen; noch hat sie der Historie gleich, nur dem Gewordenen zu huldigen,

muss.

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ihr Wirkungskreis ist ein anderer, und ohne diesen zu überschreiten, erfüllt sie noch einen würdigen Beruf! - Sie ist dann die ewig blühende, schlichte, chrbare Hausfrau, welche im ewigen Lenz des Werdens, geflügelten Schrittes dahinschwebend den Völkern der Erde, den grossen und den kleinen, den gesunden und den kranken die Quellen des Reichthums erschliesst, und den Besitz, den Gebrauch und Genuss der Gaben der Natur und des Kunstfleisses, verständigen Sinnes regelnd, allen das tägliche Brot zuweist, auf dass jedes, freudigen Wohlseins theilhaftig, Kraft habe, den Lebenszweck zu erfüllen, welchen der Urheber aller Dinge dem sehnenden Herzen und dem himmelstrebenden Geiste des Menschen zugedacht.

Thesen.

1. Die politische Ökonomie ist für das Staatsleben von derselben Wichtigkeit, von welcher die Heilkunde für das Leben des Individuums ist.

2. Bisher hat man eigentlich nur den negativen Erfolg des Industriesystems kennen gelernt, und dieser ist gün

stig; der positive Erfolg desselben ist aber noch nicht zur Klarheit gediehen.

3. Die Arbeitstheilung bringt, wie in der industriellen, so auch in der wissenschaftlichen Welt Segen und Fluch mit sich.

4. Bei der Annahme eines Subjects der Weltwirthschaft, im obigen Sinne (vergl. Text S. 64-65 Anmerk.), ist

das von mir aufgestellte Princip auch auf dieses anwendbar.

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