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Marcet hat sich durch Versuche bei Fröschen und Hunden überzeugt, dass Alkoholintoxication nicht eintritt, wenn die Circulation in denjenigen Theilen, die mit dem Alkohol in Berührung kommen, aufgehoben ist. Bei Fröschen geschah die Einverleibung des Alkohols durch Eintauchen der Hinterbeine; bei Hunden wurde der Alkohol in den Magen gebracht und zur Verhinderung der Aufsaugung die Aorta thoracica unterbunden, während zugleich ein Controlversuch die Wirkung dieser Unterbindung allein ergab. Die Lähmung der Nerven derjenigen Theile, die mit dem Alkohol in Berührung kamen, hatte bei Fröschen, so meint der Verf., nur den Einfluss, dass plötzliche Anfälle von Empfindungs- und Bewegungslosigkeit bei noch fortdauernder Respiration, wie sie bei nicht gelähmten Nerven einzutreten pflegten, ausblieben, und dass der Tod nicht so schnell erfolgte, als dann, wenn der Alkohol auch durch die Nerven auf die nervösen Centralorgane wirken konnte. Bei den Fröschen trat die Lähmung der in den Alkohol getauchten Extremitäten früher ein, als die der übrigen Körpertheile. Das Herz war nach dem Eintritt der allgemeinen Lähmung noch in Thätigkeit.

Lallemand, Perrin und Duroy wiederholten Versuche, wie sie früher Flourens angestellt hatte, über die Wirkung des Alkohols, der Anaesthetika auf das Nervensystem. Ein Hund wurde mit Alkohol im Laufe einer halben Stunde trunken gemacht: die Glieder schlaff, Unempfindlichkeit der Haut, der Conjunctiva, erweiterte Pupillen, 120 Herzschläge, 22 Respirationen in der Minute. Das Rückenmark wurde nun auf 5 Cm. Länge blosgelegt und die hinteren und vorderen Nervenwurzeln mechanisch stark gereizt: es erfolgten keinerlei Bewegungen. Als nach vier Stunden die Trunkenheit zu schwinden begann, die Conjunctiva wieder empfindlich war, entstanden die heftigsten Reactionen auf Reizung des Rückenmarks. Versuche mit Chloroform, Schwefeläther und Amylen ergaben analoge Resultate über deren Wirkung. Wurden dagegen Hunde mit Kohlensäure oder mit Kohlenoxyd vergiftet, so erfolgten auf Reizung der motorischen Wurzelfasern und der Nervenstämme heftige Bewegungen, die, zwar schwächer werdend, bis zum Tode des Thieres zu erregen waren. Reizung hinterer Wurzelfasern hatte keine Zeichen von Sensibilität zur Folge. Der Alkohol und die genannten Anaesthetika wirken direct und primär auf die Elemente des Nervensystems, in welchem sich diese Stoffe, wie die Verff. sowohl für Alkohol (s. oben) als auch für Aether, Chloroform, Amylen mit Zahlen belegen, in grösster Menge anhäufen; Kohlensäure und Kohlenoxyd wirken zunächst auf

das Blut, die Blutkörper und dadurch indirect, secundär auf das Nervensystem, wo sie als,,Pseudo-Anaesthetika" Lähmung der Sensibilität bewirken.

Centralorgane des Nervensystems.

A. Moreau, Recherches anatomiques et physiologiques sur les nerfs de sentiment et de mouvement chez les poissons. Annales des sciences naturelles. 1860. T. XIII. p. 380.

C. Schmeltz, De medullae spinalis textura et functionibus. Dissertation. Jena. 1860. (Bekanntes.)

J. van Deen, Ueber die Unempfindlichkeit der Cerebrospinalcentra für elektrische Reize. Untersuchungen zur Naturlehre etc. VII. p. 380. A. Chauveau, Sur les convulsions des muscles de la vie animale et sur les signes de sensibilité produits chez le cheval par l'excitation mécanique localisée de la surface de la moelle épinière. Comptes rendus. 1861. I. p. 209.

L. Hermann, Beitrag zur Erledigung der Tonusfrage. Archiv für Anatomie und Physiologie. 1861. p. 350.

Th. Jürgensen, Ueber den Tonus der willkürlichen Muskeln. Studien des physiologischen Instituts zu Breslau, von Heidenhain. 1. Heft. p. 139. E. Harless, Ueber die Wirkung des Ammoniaks auf die nervösen Centralorgane. Sitzungsber. d. k. baierschen Akad. d. Wissensch. 1861. p. 273. Ders., Mechanische Bedingungen zur Entstehung der Krämpfe. Auszug. Baiersches ärztliches Intelligenzblatt. 1861. Nr. 8.

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A. Paris, Note sur un cas de mouvement de manège, consécutif à une hémorrhagie de la protubérance. Journal de la physiologie. 1860. p. 717. Brown-Séquard, Note sur les mouvements rotatoires. Journal de la physiologie. 1860. p. 720.

Gratiolet et Leven, Sur les mouvements de rotation sur l'axe que déterminent les lésions du cervelet. Comptes rendus. 1860. II. p. 917. Flourens, Nouvelles expériences sur l'indépendance respective des fonctions cérébrales. Comptes rendus. 1861. I. p. 673.

J. Czermak, Résultats de la section des canaux semi-circulaires. Comptes rendus. 1860. II. p. 821.

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Moreau behauptet, dass man bei Rochen und Haien jeden Spinalnerven und seine Zweige in einer zart angedeuteten Linie in zwei nahe gleiche Hälften theilen könne, welche die eine sämmtliche Fasern aus der vordern, die andere sämmtliche Fasern aus der hintern Wurzel enthalten. Der Verf. giebt an, dass er den Versuch zur Demonstration des Bell'schen Gesetzes an den beiden künstlich getrennten Hälften eines Spinalnerven von Torpedo habe anstellen können.

van Deen theilte im Anschluss an die im vorj. Bericht p. 513 erwähnten Versuche solche mit, durch welche er zu beweisen sucht, dass die Elemente der Centralorgane des Nervensystems, abgesehen von den ein- und austretenden Nervenfasern, auch durch elektrische Reize nicht erregt werden können (was van Deen aber in der Weise ausdrückt: dass das Gehirn, das verlängerte Mark und das Rückenmark für sich nicht im Stande sind, die Elektricität fortzupflanzen).

Der Verf. stellt sich ein Froschpräparat her, welches aus dem unversehrten Hintertheil des Thieres besteht, aus welchem das Rückenmark mit dem Gehirn ganz isolirt heraushängt, indem nur noch die vier letzten Paare der Nervenwurzeln, für die Hinterbeine, erhalten sind, von deren Integrität der Versuch der Reflexbewegungen Ueberzeugung verschafft. Wurden dann die Elektroden auf das grosse Gehirn, auf die Vierhügel, auf das kleine Gehirn, das verlängerte Mark und auf den obersten Theil des Rückenmarks aufgesetzt, oder in ein mit Wasser gefülltes Uhrglas eingetaucht, in welches die genannten Theile eintauchten, so entstanden beim Schliessen und Oeffnen eines ziemlich starken Stroms keine Bewegungen in den noch vorhandenen Körpertheilen. Bezüglich des Gehirns beobachteten dies schon, wie van Deen anmerkt, Weber und Matteucci. Leise Muskelzuckungen am Bauche und in den Füssen, die zuweilen vom verlängerten Mark und obern Theil des Rückenmarks aus veranlasst wurden, besonders wenn der Strom durch die Vorderstränge ging, erklärt van Deen für Folgen der Reizung einzelner noch in den Vordersträngen verlaufenden Nervenfasern der nicht abgeschnittenen letzten Nervenwurzeln. Bei Reizung mit schwachen Inductionsschlägen beobachtete der Verf. denselben negativen Erfolg, wie oben, doch musste er sich durch passende Lagerung der Theile hier besonders davor hüten, dass nicht Flüssigkeit am Rückenmark herab durch Stromschleifen den Reiz leitete. Die genannten Versuche stellte van Deen mit gleichem Erfolg auch bei mit Strychnin vergifteten und dadurch erregbarer gemachten Präparaten an, so wie auch bei Kaninchen, denen das Rückenmark in der Halsgegend und sämmtliche Nervenwurzeln ausser denen für die Hinterbeine durchschnitten waren.

Für die entsprechenden Versuche an den die Gefühlseindrücke leitenden Theilen stellte van Deen ein Präparat her, an welchem nur der Vordertheil des Frosches erhalten war, und das Rückenmark frei aus demselben hervorragte; bei elektrischer Reizung des Hintertheiles des Rückenmarks gab das Präparat durchaus keine Zeichen von Empfindung von sich, auch

entstanden keine Reflexe in den Vorderfüssen als dem Präparat auch noch der Kopf hinter dem Trommelfell abgeschnitten war.

Auch Chauveau fand bei Pferden, dass mechanische Reizung der Oberfläche der Vorderstränge und der Seitenstränge des Rückenmarks wirkungslos ist, sobald die vorderen Wurzelfasern vermieden werden. Die Versuche wurden theils nach Trennung des Markes vom verlängerten Mark unter künstlicher Respiration, theils am unversehrten Rückenmark angestellt. Die sanfteste mechanische Reizung aber der hintern Oberfläche des Markes löste sofort Reflexbewegungen aus, besonders im Hautmuskel, im Zwerchfell, und in den Muskeln der äusseren Genitalien und des Afters. Diese Reflexe traten stärker oder ausschliesslich auf auf der Seite, auf welcher das Mark gereizt wurde. Reizte Chauveau in der gleichen Weise von der hinteren Mittelfurche angefangen quer über den hintern Umfang, so wurden die Reflexe um so heftiger, je näher der Reiz den hinteren Wurzeln kam, über diese hinaus, seitlich, hörten sie sofort auf. Bei den Thieren, deren Mark noch in Verbindung war mit dem Gehirn kamen auch Zeichen heftigen Schmerzes.

Chauveau hat bei diesen Versuchen, wie es scheint, die Beobachtungen von van Deen und von Schiff über die NichtReizbarkeit der eigentlichen Rückenmarkselemente, so fern sie nicht noch Wurzelfasern sind, für die Reizmittel, die für peripherische Nervenfasern wirksam sind, nicht berücksichtigt. Unter Berücksichtigung des pinselförmigen Ausstrahlens der hinteren Wurzeln in den Hintersträngen würden sich Chauveau's Angaben über den Erfolg der mechanischen Reizung der Hinterstränge, speciell mit den hervorgehobenen Einzelheiten, sehr wohl mit den Beobachtungen von van Deen und Schiff vereinigen lassen. Vergl. den Bericht 1858 u. 1859.

Hermann hat die Versuche Brondgeest's, aus welchen dieser auf die Existenz eines Tonus schloss (vorj. Bericht p. 494), wiederholt und die Angaben bestätigt gefunden. Der von Brondgeest als räthselhaft bezeichnete Umstand, dass die Beuger bei diesem Tonus mit ihrer Wirkung hervortreten, erweckte bei Hermann Zweifel an der Richtigkeit der Schlussfolge Brondgeest's und veranlasste zunächst Versuche darüber, ob die auf die Gelenke nicht beugend wirkenden Muskeln überhaupt Antheil an jenem Tonus nehmen. Hermann untersuchte den Gastrocnemius des Frosches. Dieser sollte seine etwaige Verlängerung in Folge der Aufhebung jenes Tonus dadurch ankündigen, dass er durch dieselbe eine Kette öffnete, dies das Losfahren des Ankers eines Elektromagneten und dies einen

Glockenschlag bewirkte. Der Muskel war mit 4 Grm. belastet, nur die Sehne war blosgelegt, alles Uebrige intact. Der Apparat, welcher benutzt werden sollte, gestattete nicht, den Nerven zu reizen, deshalb durfte er nicht durch Schnitt vom Rückenmark getrennt werden; Hermann tödtete ihn mittelst Ammoniak. Der eine Verlängerung ankündigende Glockenschlag wurde nie vernommen; dass der Nerv vor der Application des Ammoniaks nicht gelähmt war, nachher aber gelähmt war, wurde jedes Mal constatirt. Hermann schliesst, dass der Gastrocnemius, und mit ihm die übrigen Nichtbeugemuskeln keinen Antheil an dem Brondgeest'schen Tonus haben; in dem Brondgeest'schen Versuch ist die leicht gebeugte Stellung des gesunden Beins nicht das Resultat des Ueberwiegens der Beuger, sondern der Contraction ausschliesslich dieser. In dieser Contraction der Beuger erkennt aber Hermann nichts anderes als die durch die Wirkung der Schwere weniger auffallend gemachte bekannte gebeugte, angezogene Lage der Beine bei enthirnten Fröschen. Dass Brondgeest jenen Tonus bei Durchschneidung der hinteren Wurzeln schwinden sah, worauf derselbe die Annahme des Reflextonus stützte, findet Hermann der Erfahrung entsprechend, dass Frösche, bei denen die hinteren Wurzeln des einen Schenkelnerven durchschnitten sind, das entsprechende Bein, wenn sie nicht anderswo gereizt werden, nachzuschleppen und nicht anzuziehen pflegen, wahrscheinlich, meint Hermann, weil das Gefühl der Unbequemlichkeit fehle.

Das Anziehen der Beine im unversehrten Zustande oder auch nach der Enthirnung kann Hermann aber nicht etwa für Folge eines Tonus halten, weil dazu nicht eine continuirliche Contraction der Beuger stattfinde, vielmehr nach Anziehung der Beine die Contraction nachlasse und die Beine passiv in jener Lage verharren. Dass ein enthirnter Frosch die Beine anzieht, zusammenkauert, hält Hermann für die Wirkung eines geringen Restes von Sensorium im Mark, der nur eben noch gross genug sei, um auf heftige Eingriffe das Leben zu vertheidigen. In dem Brondgeest'schen Versuch ist es nach Hermann's Ansicht auch die Markseele, welche nicht abstehe von dem schwachen, wegen der Wirkung der Schwere, beeinträchtigten Versuch, die angezogene Lage der Beine aufrecht zu erhalten.

Auch Jürgensen wiederholte Brondgeest's Versuche; er hielt es für nöthig bezüglich der Stellung der Beine der Frösche das Urtheil Anderer zu Hülfe zu nehmen und erhielt auf diese Weise nur eine sehr kleine Anzahl Brondgeest's Angaben bestätigender Versuche, viele entgegengesetzt ausfallende und unsichere. Der Verf. findet auch, dass

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