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bunden sind, und dass Henle (rationelle Pathologie, II. 2. p. 56) die statischen Krämpfe vermuthungsweise den Schwindelbewegungen anreihete, indem er schon darauf aufmerksam machte, dass die nach gewissen Hirnverletzungen eintretenden abnormen Stellungen der Augen, die auch beim Menschen beobachtet wurden, nicht ohne Einfluss auf die Haltung und Stellung des Körpers sein können. Henle machte auch geltend, dass Drehung im Kreise bei Thieren beobachtet wurde, denen ein Auge verbunden oder ausgestochen war.

Zur Bekräftigung seines Satzes, dass das Organ für die intellectuellen Fähigkeiten ausschliesslich das grosse Gehirn, das Organ für die Coordination der Bewegungen das kleine Gehirn sei und beide ganz unabhängig von einander bestehen, hat Flourens folgende Versuche mitgetheilt. Er exstirpirte bei Tauben und Kaninchen das grosse Gehirn und brachte dann bei je einem solcher Thiere Verletzungen des kleinen Gehirns, der Brücke, der halbeircel förmigen Kanäle an und beobachtete, dass diese einzelnen Verletzungen bei jenen enthirnten Thieren ganz dieselben Folgen hatten, als wenn ihnen das grosse Hirn nicht genommen worden wäre.

Verletzung der halbeircelförmigen Kanäle des Ohrs hat nach Flourens eigenthümliche Bewegungen zur Folge, nämlich nach Durchschneidung beider horizontaler Kanäle plötzliche heftige Bewegung des Kopfes von rechts nach links und umgekehrt; Durschneidung der beiden untern verticalen Kanäle, plötzliche Bewegung des Kopfes von unten nach oben und umgekehrt; Durchschneidung der oberen verticalen Kanäle Bewegung von oben nach unten und umgekehrt. Ausserdem bewirkt Durchschneidung der horizontalen Kanäle eine Rotation des Thieres in horizontaler Richtung; die Durchschneidung der untern verticalen Kanäle Ueberschlagen des Thieres von vorn nach hinten (C. antero-posterior); die Durchschneidung der oberen verticalen Kanäle Ueberschlagen von hinten nach vorn (C. postero-anterior): also stets Bewegungen in der Richtung der Kanäle. Auch diese schon früher angestellten Versuche wiederholte Flourens bei enthirnten Tauben und beobachtete denselben Erfolg wie früher. Czermak hat diese Versuche wiederholt und Flourens' Angaben bestätigt gefunden. Eine Erklärung hoffen Beide von der Zukunft.

Als sehr entschiedener Gegner der Pflüger'schen Rückenmarksseele ist Goltz aufgetreten und zwar gestützt auf eine Experimentaluntersuchung. Goltz erörtert kurz die Bewegungen, welche bei enthirnten Fröschen,, spontan" eintreten, sodann die auf absichtliche Reize ausgeführten, welche, ohne die

besonderen Modificationen der Versuche, die Pflüger zuerst vornahm, keine Veranlassung zu directem Widerspruch gegen Pflüger geben, weil derselbe in ihnen unmittelbar selbst keine Beweise für seine Ansicht erkannte. Wir können daher diese Erörterungen des Verfs. hier zunächst übergehen. Pflüger ersann neue Versuche ausgehend von den Gedanken, dass die auf Reize erfolgenden Bewegungen enthirnter Frösche als Handlungen einer Seele aufzufassen seien, wenn das Thier auf etwaige Hindernisse bei der Verfolgung seines Zweckes stossend auf deren Beseitigung Bedacht nimmt, neue ungewohnte Mittel erfindet und so Zeichen von Ueberlegung zeigt. Pflüger's in diesem Sinne angestellte Versuche sind hinreichend bekannt; Goltz, welcher sich diese zum speciellen Gegenstand seiner Prüfung nahm, hat sie nach Pflüger's Beschreibung wörtlich wiedergegeben.

Goltz änderte das Versuchsverfahren dahin ab, dass er die Decapitation oder die blosse Zerschneidung des Halsmarks galvanokaustisch vornahm, wobei jeder Blutverlust vermieden wurde. Wurde dann, nachdem der Frosch wieder mit angezogenen Beinen sass und sich erholt hatte, das auf den Rücken gelegte Thier am Condylus internus fem. nach Pflüger's Vorschrift mit Essigsäure gereizt, so bemerkte Goltz ausser der von Pflüger angegebenen Reactionsbewegung fast immer noch die, dass auch der Vorderfuss: derselben Seite zum Abwischen der Säure gebraucht wurde, promiscue mit dem Hinterfuss. Bei stärkerem Reiz bog sich der nicht gereizte Hinterschenkel stärker nach dem gereizten hinüber und ein Mal sah Goltz auch jenen mit der Sohle die gereizte Stelle berühren. War der Unterschenkel des gereizten Beins vorher amputirt, SO traten dieselben Bewegungen ein, wie sonst, zuckende Bewegungen des Stumpfes und Abwischen mit dem Vorderfuss. Niemals sah Goltz Benutzung des andern Hinterfusses, welche Pflüger so geltend machte, und bemerkt, dass wenn sie etwa dann und wann eingetreten wäre, ihr keine besondere Bedeutung zu vindiciren gewesen sein würde, weil er diese Bewegung ein Mal sah bei unverletztem Unterschenkel des gereizten Beines. Die von Pflüger geschilderte Unruhe des amputirten Thieres, welches nach einem neuen Mittel zur Entfernung des Reizes suchte, sah Goltz nicht; er sah stärkere Reflexe, die er auf intensivere Einwirkung der nicht so gut weggewischten Säure zurückführt. Niemals gelang es Goltz das nach dem Mittel vergeblich suchende Thier zu belehren, wie es Pflüger konnte; wurde die Rückenhaut auf einer Seite mit Essigsäure local gereizt, so benutzte das Thier zwar ge

wöhnlich nur das Hinterbein dieser Seite zum Abwischen, aber 3 Mal unter 50 Malen wurden auch beide Hinterbeine benutzt. Für Goltz hat es deshalb auch wiederum keine besondere Bedeutung, wenn das Thier nach der Amputation des Beines der gereizten Seite selten auch das andere Bein zum Abwischen benutzt.

Es erschien dem Verf. das Mass von Intelligenz, welches Pflüger der aus ihrem Schlaf geweckten Rückenmarksseele bei jenen Versuchen zutrauete, schon viel zu gross für einen Frosch überhaupt, für seine höhere Hirnseele. Goltz stellte die Versuche mit nicht enthirnten Fröschen an, die den enthirnten nur dadurch einigermassen ähnlich gemacht wurden, dass sie geblendet wurden. Der eine Unterschenkel wurde amputirt. Bei Reizung der Rückenhaut einseitig wie oben, machte das Thier abgesehen von Springbewegungen hastige zwecklose Bewegungen mit dem Stumpf, wie auch die enthirnten, aber keiner benutzte das andere Bein zum Abwischen der Säure, auch dann nicht, als Goltz versuchte, die Thiere auf diese zweckmässige Methode aufmerksam zu machen. Auch lernten diese Thiere (ihrer waren sechs) im Laufe von sechs Wochen Nichts, obwohl sie immer wieder an der gleichen Stelle gereizt wurden, sie blieben bei den zwecklosen Bewegungen des Stumpfes.

Als der Intelligenz der Froschseele viel zu viel zugetrauet, ergab es sich auch, wenn Goltz von ihr forderte, dass sie Bewegungen nach der frühern Gegend transplantirter Hautpartien als zwecklose unterlassen sollte, oder dass sie zum Abwischen von Säure den Gebrauch eines Fusses unterlassen sollte, welcher in Folge von Umlagerung des Gastrocnemius nicht mehr zum Wischen gebraucht werden konnte. Auch wischte ein Frosch unverdrossen auf einem Gummiüberzug seines Rückens, als durch ein Loch des Ueberzuges die Haut mit Essigsäure gereizt worden war.

Als Unterschiede zwischen unversehrten und enthirnten Fröschen hebt Goltz folgende hervor. Die einzigen Bewegungen, welche ein enthirnter Frosch ohne nachweisbaren äussern Reiz ausführt, bestehen in dem Anziehen der Beine und in dem Zurechtlegen der Füsse. Niemals sah Goltz ohne äussern Reiz eine Fortbewegung. Niemals ferner wurde ein Bestreben beobachtet, die ertheilte Lage auf dem Rücken zu ändern, welches ein unversehrter Frosch in so hohem Masse hat, dass es erst in der tiefsten Narkose erlischt. Unversehrte Frösche konnte Goltz, wenn auch schwer, durch von vorn her gegen die Brust applicirte heftige Reize, denen nicht auszuweichen

war, zu retrograder Bewegung veranlassen, was aber niemals bei enthirnten Fröschen gelang. Bewegungen, um einer Gefahr sich zu entziehen, nimmt der unversehrte Frosch schon bei schwachen Reizen vor, während solche Bewegungen, zur Abwehr, bei enthirnten Fröschen erst auf intensive Reizung geschehen, und zwar wenn diese nicht allmälig anwachsend, sondern plötzlich einwirkt. Goltz setzte in ein Gefäss mit Wasser einen enthirnten Frosch und einen unversehrten, der nur geblendet war, und erhitzte das Wasser nach und nach. Als die Temperatur auf 20o gekommen war, begann der Frosch mit Hirn in bei weiterer Erwärmung stets gesteigertem Masse die ängstlichsten Bewegungen und Anstrengungen zur Flucht zu machen, bis er bei 33° zu Grunde ging, während der enthirnte Frosch, nachdem er sich zuerst mit angezogenen Beinen zurecht gesetzt hatte, vollkommen ruhig verharrete, nicht die geringste Bewegung ausführte, wohl aber, als er bei schon hoher Temperatur mit Essigsäure auf dem Rücken gereizt wurde, die gewöhnliche zweckmässige Bewegung zum Abwischen machte, dann aber wieder in Ruhe verfiel. Kurz vor 40° hörten die Reflexe auf, und dann trat plötzlich Starre ein. Der Verf. hebt besonders hervor, wie hier die Pflüger'sche Rückenmarksseele, die zwar für gewöhnlich schlafen soll, doch geweckt wurde durch die Reizung der Essigsäure, und dann doch hätte auch die gefährliche Wirkung des warmen Wassers berücksichtigen müssen, wenn dasselbe sie vorher auch, wegen langsamen Wachsens der Temperatur nicht aufwecken konnte. Bezüglich einiger anderer mehr beiläufiger Versuche, die sich an jenen anschliessen, wird auf das Original verwiesen. Die Versuche, welche Auerbach für die Rückenmarksseele geltend machte (Bericht 1856. p. 598 u. f.), hat Goltz nicht berücksichtigt.

Was die auf den ersten Blick so auffallende Zweckmässigkeit der Reflexbewegungen enthirnter Frösche im Allgemeinen betrifft, dass dieselben nämlich mit Stoss und Druck gegen andringende feste Körper, mit Wischen gegen die Einwirkung von Flüssigkeiten reagiren, so bringt Goltz mit Recht in Erinnerung, dass diese zweierlei Reize auch sicherlich in sehr verschiedener Weise wirken; thäten sie das nicht, machte nicht die Aetzung mit Essigsäure einen ganz andern Eindruck, als der Stoss eines festen Körpers, so würde auch eine die Reactionsbewegung leitende Seele nicht wissen können, was sie im einzelnen Falle thun soll; können aber die Eindrücke jener beiden Reize auf eine Seele verschieden sein, so können sie auch auf einen Reflex-Mechanismus in verschiedener Weise Henle u. Meissner, Bericht 1860. 33

wirken. Mit dieser Art von Zweckmässigkeit hat es bald ein Ende: ein enthirnter Frosch in einem verdünnten Essigbade wischte sich auch einzelne Stellen auf dem Rücken.

Ueber die der Annahme einer Rückenmarksseele zum Grunde liegende Tendenz spricht sich Goltz in ähnlicher, Weise wie Ref. (Bericht 1856. p. 604), im Anschluss an Lotze, aus: es war viel zu eilig, schon auf das Eingreifen einer Seele mit bewusster Empfindung, Gedächtniss und Ueberlegung zu schliessen, als einige Erscheinungen sich darboten, welche nicht sofort übersichtlich und erklärlich erschienen durch Dasjenige, was die bis jetzt gelungenen ersten spärlichen Einblicke in die Mechanik des Nervensystems erkennen lassen.

Die Fortsetzung von Wagner's kritischen und experimentellen Untersuchungen über Hirnfunctionen beschäftigt sich mit Gewichtsverhältnissen und Windungsreichthum in Beziehung zur Intelligenz, worüber das anatomische Referat zu vergleichen ist.

Bewegungen.

Herzbewegung. Bewegung des Blutes und der Lymphe.

G. B. Halford, The action and sounds of the heart, a physiological essay. London. 1860. (Enthält nichts Neues.)

L. Joseph, Die Physiologie der Herzklappen.

Anatomie und Physiologie. XVIII. p. 495.

Archiv für pathologische

Dissertation.

H. Locher, Zur Lehre vom Herzen. Erlangen. 1860.
M. Schäfer, Ueber die Auscultation der normalen Herztöne.

Giessen. 1860.

J. Czermak, Ueber den Einfluss der Vagusdurchschneidung auf die Lage
des Herzens. Wiener Sitzungsberichte. 1860. XXXIX. p. 431.
J. Moleschott, Untersuchungen über den Einfluss der Vagus-Reizung auf die
Häufigkeit des Herzschlages. Untersuchungen zur Naturlehre. VII. p. 401.
C. E. Hoffmann, Beiträge zur Anatomie und Physiologie des N. vagus bei
Fischen. Giessen. 1860.

C. Eckhard, Kritische Beleuchtung der über die Ursachen der Herzbewegung bekannten Thatsachen. Beiträge zur Anatomie u. Physiologie. II. p. 123. F. Nawrocki, Der Stannius'sche Herzversuch und die Einwirkung constanter Ströme auf das Herz. Studien des physiologischen Instituts zu Breslau. p. 110.

F. Goltz, Ueber die Bedeutung der sogenannten automatischen Bewegungen des ausgeschnittenen Froschherzens. Archiv für pathologische Anatomie und Physiologie. XXI. p. 191.

Ders., Ueber die Beziehungen des N. vagus zur Herzthätigkeit. Vorläufige Mittheilung. Königsberger medicinische Jahrbücher. III. p. 72.

R. Schelske, Ueber die Veränderungen der Erregbarkeit der Nerven durch die Wärme. Heidelberg. 1860.

H. Jacobson, Beiträge zur Hämodynamik. Königsberger medicinische Jahrbücher. II. p. 352. (Vergl. d. vorj. Bericht.)

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