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dieser Zellentheorie ist Bergmann; Kölliker, Bruch, ich selbst haben sie weiter ausgebildet, so dass bald die Entstehung der Zellen nach dem Schwann'schen Schema, ja die Existenz wahrhafter Zellenmembranen fraglich wurde. Unter Namen, wie Furchungskugeln, granulirte Körper, Klümpchen, Zellen-Aequivalente, wurden jene hüllenlosen kernhaltigen Körper von eigentlichen, bläschenförmigen Schwann'schen Zellen unterschieden; wiederholt hatte Ref. in seinen Berichten sich mit der Frage zu beschäftigen, wie sich die Membran der letztern constatiren lasse, wo denn kaum ein sicheres Kennzeichen, als die Abhebung vom Zelleninhalt durch Wasserzusatz und die Molecularbewegung im Innern der Zelle übrig blieb.

Schultze verkennt also den Standpunkt, den die Histologie seit Jahren einnimmt, wenn er uns in dem Vorurtheil befangen wähnt, dass die Membran, die zum Begriff des Bläschens gehört, auch für die Zelle nothwendig sei. Dennoch ist seine wandungslose Zelle in einem bestimmten Sinne von der bisher anerkannten verschieden. Wir, die wir in dem Glauben an die Möglichkeit einer spontanen Zellenzeugung aufgewachsen sind, sehen in dem Klümpchen weicher Substanz, das den Kern einschliesst, einen Theil des Blastems, in welchem die Zellenkerne von Beginn an eingebettet lagen. Eine Scheidung dieses Blastems in Zellen- und Intercellularsubstanz tritt, nach unsern Vorstellungen, dadurch ein, dass es sich einerseits um die Kerne in mehr oder minder concentrischen Massen sammelt und abgrenzt und andererseits zwischen diesen abgegrenzten Massen in mehr oder minder mächtigen Streifen als ebenso wohl verbindende, wie sondernde, wohl auch flüssige Grundlage erhält und unter Umständen vermehrt. Wo demnach ein Gewebe, wie das Bindegewebe in seinen ersten Anfängen, wie manche Epithelien u. A., aus Kernen in homogener Substanz besteht, da sind für uns die Zellen nur potentia vorhanden, d. h. das Material ist da, aus welchem die Zellen zu formen gewesen wären, die Formung aber ist unterblieben. Schultze dagegen, der nur die gleichartige Zellenzeugung anerkennt und die spontane verwirft, ohne übrigens diese Frage selbst einer Erörterung zu unterziehen, nimmt in die Definition seiner wandungslosen Zelle ihren Ursprung aus einer Zelle auf: der Kern sowohl, wie die Substanz, die ihn umschliesst, sind ihm Theilproducte der gleichen Bestandtheile einer andern Zelle. Demnach sind auch die kernhaltigen Blasteme, nach seiner Meinung, durch Verschmelzung von vorher discreten Zellen entstanden und der Mangel einer Zellenwand ist Bedingung, damit eine solche Verschmelzung möglich werde.

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Wir wollen über diese Differenz unserer Ansichten nicht rechten, da die Entwicklungsgeschichte der Gewebe noch nicht reich genug an wohlbegründeten Thatsachen ist, um die eine oder andere Hypothese auszuschliessen. Doch scheint mir, als ob Schultze, während er sich bemüht, der wandungslosen Zelle Anerkennung zu verschaffen, in die Einseitigkeit verfallen wäre, die er mit Unrecht der ältern Schule vorwirft, und die bläschenförmige Zelle allzu gering schätze.

Als Prototyp der Zellen stellt er die Embryonalzellen auf, weil sie die wichtigsten, mit den manchfaltigsten Kräften begabten, zukunftreichsten seien. Sie bestehen aus einem Kern und einer Rinde, welche der Verf. mit dem in der Pflanzenphysiologie eingebürgerten, Mohl'schen Namen Protoplasma belegt. Das Protoplasma ist zerlegbar in eine glasartige Grundsubstanz und eingebettete Körnchen. Es kann in verschiedenen Tiefen etwas verschiedene Consistenz haben, in der Nähe der Oberfläche ärmer an Körnchen und deshalb durchsichtiger sein; eine besondere Membran aber spricht der Verf. dem Klümpchen, seine eigenen frühern Angaben widerrufend, ab. Es erhält seine Form vermöge seiner eigenthümlichen, von der umgebenden Flüssigkeit verschiedenen, festweichen Beschaffenheit, ist aber auch einer Formveränderung durch eigene Contraction fähig und in dieser Beziehung identisch mit der sogenannten Sarcode der Rhizopoden, die der Verf. ebenfalls für Protoplasma erklärt. Hieran schliesst sich nun die Behauptung, dass die Bildung einer chemisch differenten Membran auf der Oberfläche des Protoplasma ein Zeichen beginnenden Rückschrittes, herannahender Decrepidität sei; wässrig flüssig sei der Zelleninhalt nur in grossen, alten, physiologisch wenig wichtigen Zellen. Jedenfalls sei eine Zelle mit Membran der Theilung nicht mehr fähig,.,wenn nicht das ungestüm sich theilende, von dem noch ungestümeren Kerne stets von Neuem angestachelte Protoplasma seine Hülle sprenge." Abgesehn davon, dass also hierin doch die Möglichkeit der Theilung selbst einer vollständigen Zelle liegt, wenn sie es nur an dem rechten Ungestüm nicht fehlen lässt und zugegeben, dass die Fähigkeit, sich durch Theilung fortzupflanzen, nur den hüllenlosen Zellen zukomme: so darf man doch billig fragen, ob die Möglichkeit, sich zu theilen und zu vermehren, das einzige oder auch nur das wesentliche Attribut einer Zelle sei? Giebt es nicht neben der Zeugungsfähigkeit noch manche mehr oder minder wichtige Function organischer Körper? Hört ein Knochen auf, Knochen zu sein, wenn durch Verwachsung der Diaphyse mit den Epiphysen der Ansatz neuer Substanz unmöglich geworden ist?

Ist nicht der stationäre Zustand eines Organs und so auch eines organischen Elements, den es nach vollendetem Wachsthum erreicht hat, der eigentlich massgebende, zu welchem die vorangehenden Entwicklungsstufen nur die Vorbereitung enthalten? Und was die physiologische Dignität betrifft, so glaube ich nicht, dass die bläschenförmigen Zellen des Blutes leichter entbehrlich sind, als die pigmenthaltigen Protoplasmaklümpchen der Cutis, oder dass die Zellen des Flimmerepitheliums, weil sich eine Membran von denselben abheben lässt, zu den decrepiden gehören.

Was nun aber die Anwendung betrifft, die der Verf. von seiner Definition der Zelle auf die sogenannten Muskel- und Bindegewebskörperchen macht, so ist es leicht zu zeigen, dass diese den Namen Zellen nicht einmal in dem von ihm selbst aufgestellten Sinne verdienen. Das Protoplasma bedarf der Hülle nicht, aber es soll doch eine in sich selbst begrenzte Substanz von festweicher Consistenz sein. Versteht man aber mit dem Verf. unter Muskel- und Bindegewebskörperchen den Kern nebst der, im Längsschnitt spindelförmigen, hellen Umgebung desselben, so fehlt sowohl die eigene Begrenzung, wie die festweiche Consistenz. Nach Schultze's Annahme sind die Muskelbündel Zellen und die Fibrillen nebst der Zwischensubstanz, die sie verbindet, Zelleninhalt. Die Zwischensubstanz ist der Rest Protoplasma, der zur Fibrillenbildung nicht verwandt worden ist; insofern diese Protoplasmareste Kerne einschliessen, entsprechen sie dem Schultze'schen Begriff der Zelle. Aber diese Zellensubstanz hat ihre Begrenzung nicht in sich, sondern empfängt sie, wie es Schultze richtig darstellt, durch die auseinanderweichenden Fibrillen. So fällt, wenn man die Fibrillen vollends von einander entfernt, der Kern glatt und nackt heraus, ohne dass ihm etwas von der umgebenden Substanz anhaftete, die im frischen Zustande in der That nur Flüssigkeit ist. Dass der Raum, den der Kern mit seiner Protoplasma-Umhüllung einnimmt, mit dem das ganze Muskelbündel durchziehenden interfibrillären Protoplasma in offener Verbindung stehn müsse, ist dem Verf. nicht entgangen. Damit nun das Muskelkörperchen zu einem begrenzten und abgeschlossenen werde, ist er anzunehmen genöthigt, dass das Protoplasma an vielen Stellen bis auf ein Minimum schwinde und die Fibrillen sich,,so zu sagen" dicht aneinanderlegen. Dies ist ebenso willkürlich, als dass der Verf. andern, ganz ähnlichen spindelförmigen Protoplasma-Anhäufungen, die aber keinen Kern einschliessen, den Namen Muskelkörperchen versagt,,,um Missverständnisse zu vermeiden." Diese Lücken,

die mit der Kräuselung des Muskelbündels bald an dieser, bald an jener Stelle entstehen, hätten den Verf. über die Bedeutung des ,,Protoplasma" der kernhaltigen Lücken belehren können.

Es verhält sich ebenso mit dem Bindegewebe. Die Kerne desselben fallen bei dem Auseinanderziehen der Bündel nackt heraus. Wenn sie nach dem Kochen von einer feinkörnigen Rindensubstanz umgeben scheinen, so rührt dies nur daher, dass sich beim Kochen Leim und Fett in den interfasciculären Lücken des Bindegewebes um die Kerne ansammelt und mit ihnen verklebt. Und auch im Bindegewebe kommen kernlose Lücken vor, die den kernhaltigen ganz ähnlich sind, nur dass jene durch Streckung der Fasern verstrichen werden können, während diejenigen, die einen Kern enthalten, durch den Kern offen erhalten werden.

Die 35% Kalilösung, welche Moleschott empfahl, um organische Muskeln in ihre Elemente zu zerlegen, findet Weismann ebenso anwendbar, um die Fibrillen des Bindegewebes, die Bündel eines animalischen Muskels, die Zellen der Horn-. und Epidermoidalgebilde von einander zu trennen. Den Körper, der in die Kalilösung übergeht, rechnet Weismann nach vorläufiger Untersuchung zu den Leimarten; es ist, nach seiner Bezeichnung, ein allgemeiner Gewebskitt, der sowohl die Bestandtheile einzelner Gewebe unter einander, wie auch die verschiedenen Gewebsarten zusammen verbindet.

Aus Spiegelberg's Beobachtungen über die Entwicklung der Eierstocksfollikel ergiebt sich, dass sie Nachkommen der primären einfachen Zellen des Eierstocks sind. Diese Zellen (Keimzellen des Verf.) vergrössern sich, während zugleich ihr anfangs einfacher Kern durch Theilung sich vervielfältigt. Bei Neugebornen sind die Zellen fest mit dem Eierstocksgewebe verwachsen, blasenförmig; die Kerne liegen dicht an der Wand, zwischen ihnen in dunkeln Streifen ein an Fettkörnchen reicher Inhalt. Einer dieser Kerne wird zum Ei, indem sich eine feine Hülle von demselben abhebt und der Raum zwischen Kern und Hülle mit granulirtem Inhalt füllt. Die übrigen Kerne werden ebenfalls Zellen (der Membrana granulosa).

W. Müller benutzte die Untersuchung mittelst polarisirten Lichtes zur Erforschung der Molecularstructur des elastischen und Bindegewebes, sowie der durch ihre chemischen Eigenschaften dem Bindegewebe verwandten, sogenannten Bindesubstanzgebilde, Knorpel und Knochen. Indem ich wegen der vom Verf. angewandten Untersuchungsmethoden auf das Original verweise, muss ich mich begnügen, die Resultate mitzutheilen..

Das elastische Gewebe besitzt im frischen Zustande und in dünnen Schichten nur äusserst schwache doppeltbrechende Eigenschaften, so dass bei so dünnen Schnitten, wie man sie wegen der Undurchsichtigkeit des Gewebes benutzt, eine Verschiedenheit der Elasticitätsaxen nicht wahrgenommen werden kann. Dasselbe Gewebe aber zeigt sich, wenn man das Wasser desselben durch Eintrocknen oder durch andere Flüssigkeit verdrängt hat, wodurch es zugleich zäher und brüchiger wird, entschieden doppeltbrechend und zwar reiht es sich den einaxig doppeltbrechenden Gebilden an. Die optische Axe liegt in der Längsrichtung der Fibrillen und die Fasern sind positiv doppeltbrechend, wie der Quarz und die anisotrope Substanz der Muskeln. Durch längeres Kochen des elastischen Gewebes. mit Wasser oder mit Reagentien, welche es nicht zerstören, wird das Doppelbrechungsvermögen vollständig aufgehoben und lässt sich nach dem Trocknen nicht wieder herstellen. Entschiedener, als beim elastischen Gewebe, tritt beim geformten und ungeformten Bindegewebe eine Verschiedenheit der optischen Elasticitätsaxen hervor. Es ist ebenfalls positiv einaxig, die Axe in der Längsrichtung der Fibrillen. Die Doppelbrechung wird deutlicher an dem eingetrockneten Gewebe, lässt sich aber auch an dem frischen erkennen und schwindet nicht durch Einlegen der Sehne in Weingeist oder Barytwasser. Sie erhält sich an gegerbten Stücken, an Stücken, die in Blei- oder Quecksilbersalzen gehärtet sind, geht aber merkwürdiger Weise fast vollständig verloren beim Härten des Bindegewebes in Chromsäure, obwohl sich dabei die Structur des Gewebes so vortrefflich erhält. Eine beträchtliche Verminderung des normalen Doppelbrechungsvermögens bringt die Quellung des Bindegewebes durch verdünnte Säuren hervor. Setzt man dem gequollenen Sehnenstück Ammoniak zu, so kehrt mit der fibrillären Beschaffenheit die Doppelbrechung zurück. Aehnlich, wie durch Quellung verändert sich das Doppelbrechungsvermögen des Bindegewebes durch Kochen und durch Einlegen in concentrirte Chlorcalciumlösung, was dem Verf. zu der Vermuthung Anlass giebt, dass in beiden Fällen die Structurveränderung mit dem Austritt chemisch gebundenen Wassers Hand in Hand gehe. ,,Das Factum", so fährt der Verf. fort,,,dass das Bindegewebe unter verschiedenen Bedingungen eine solche Verschiedenheit seiner optischen Constanten zeigt, ist aus doppelten Gründen von Wichtigkeit. Einmal wegen der Bedeutung für die Henle - Reichert'sche Controverse über die Structur des Bindegewebes, insofern sich ergiebt, dass die meisten Agentien, welche die fibrilläre Structur nicht ändern, auch die optischen

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