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bolische Darstellung des Sonnenjahres durch eine Schlange, die sich in den Schwanz beisst, ist gleichbedeutend mit dem Mythus von dem Schlangenungeheuer, welches stirbt, als seine Eier zerbrochen sind, d. h. als das Licht aus seiner finsteren Hülle heraustritt.

Sofern nun aber weiter aus dem Schlangenungeheuer, der Wolke und der Finsterniss, Blitzstrahlen, Donnerkeile, Sonnenstrahlen, Feuerzungen hervorkommen, nehmen sogar Schlangen in den vedischen Hymnen bisweilen eine göttliche Natur an. Der vedische Gott des Feuers, Agni, der von den Wassern Geborene (napâta apâm), Ahir-budhnya genannt, ist schon mit dem Пódwv ögis der Griechen verglichen worden. Agni wird auch mit einer Schlange mit goldener Mähne verglichen, welche uns an das gehörnte Ungeheuer erinnert, welches austrocknet, und von welchem in einem andern Hymnus als von Indra getödtet die Rede ist. Indra selbst wird der, der die Stärke der Schlange hat, genannt. Die Maruts haben den Zorn der Schlange; und wie die Maruts von goldenem Schmuck und Zierrath glänzen, so erscheinen die Ungeheuer mit Gold und Perlen geschmückt. 5 Aitareya-Br. 6 ist die Schlange Arbuda sogar ein rishi, ein weiser Dichter geworden, wie Pytho das Orakel der Weisheit in Griechenland wird, und die Schlangen stellen den Vedas der Götter einen eigenen, den Sarpaveda, gegenüber. An derselben Stelle des Aitareya-Br. haben wir die Beschreibung eines Kampfes zwischen den Göttern und einer giftigen Schlange, deren

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kommt und das Ungeheuer tödtet, indem er es in das Meer taucht. Nikita soll deshalb Kaszemiaka heissen, weil seine Beschäftigung die war, Felle zu zerreissen. Die zerrissenen Felle (vgl. auch den Jupiter Aegiochus) nehmen hier die Stelle des an der Schlange zerbrochenen Enteneis ein und der von Indra zerbrochenen Eier des Ungeheuers. Im Ital. bedeutet coccio Scherben eines Gefässes, und in der Botanik auch Samenbülse; incocciarsi bedeutet ärgerlich sein. Im Piemontesischen sagt man von Jemandem, der andere Leute quält, dass er die Büchsen, und mehr vulgär, dass er die Testikeln zerbricht.

33, 8.

Hiranyakeço 'hih; Rigv. I, 79, 1.

2 Vi çringiņam abhinać ćhushņam indraḥ; I, 33, 12.

3 Ahiçushmasattva; V, 33, 5.

4 Ahimanyavaḥ; I, 64, 9.

5 Cakrânâsaḥ parîṇaham prithivyâ hiranyena maṇinâ çumbhamânâḥ; I,

6 VI, 1, 1.

gieriges Auge nach dem Soma schielt, in dessen Besitz sie gern gelangen möchte. Die Götter verbinden ihr die Augen; die Schlange singt einen Vers zum Preise des Soma; die Götter singen als Gegengift mehre Verse und vereiteln den Erfolg des Verses der Schlange. Auch die Hexe (asurî) mit der langen Zunge (Dîrghagihvî) ist ohne Zweifel eine Schlange, die Hexe, welche wiederum im Aitareya-Br. die Morgenlibation der Götter beleckt und sie berauschend macht. Im Râmâyana wird erwähnt,

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dass die langzungige Hexe (Dîrghagihvâ), die Verschlingerin, von Indra getödtet wird. Der Kampf zwischen den Göttern und den Schlangen um den Besitz der Ambrosia ist das Thema einer langen Episode in dem ersten Buche des Mahâbhârata. Die Schlange liebt Feuchtigkeit, Wasser, Ambrosia und Regen. Als Bhima, der Sohn des Windes, in die Wasser des Ganges geworfen wird, fällt er in das Reich der Schlangen, welche ihm das Wasser der Stärke zu trinken geben. In dem Mahâbhârata ruft die Mutter der Schlangen, welche von der Sonne verbrannt worden sind, den Regen an, sie wieder zum Leben zu bringen; Indra verhüllt, ihr zu Gefallen, den Himmel mit Wolken. Im Ramayana werden statt der Schlangen die Affen durch den Regen wiedererweckt. Die Frühlingsregengüsse erwecken auch die Erde, welche im Aitareya - Br. 5 Sarparagnî genannt wird und zuerst, gleich den Schlangen, kahl, d. h. vegetationslos war; sie rief die himmlische Kuh an und wurde mit Bäumen bedeckt. In der vedischen Kosmogonie, die wir in dem Kapitel über die Schildkröte darstellten, wird eine sehr interessante Erzählung von der Art und Weise gegeben, auf welche der grosse Stock oder

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1 1 I, 3, 22. In russischen Mährchen finden wir häufig eine Schlange oder Hexe, welche mit ihrer Zunge die eisernen Thore zu durchfeilen oder zu durchstechen versucht, welche die Schmiede einschliessen, in welche sich der verfolgte Held geflüchtet hat; er zieht von drinnen, von göttlichen Schmieden unterstützt, die Zunge der Hexe mit rothglühenden Zangen herein und führt so ihren Tod herbei; darauf öffnet er die Thore der Schmiede, welche bald den rothen Abend, bald den rothen Morgenhimmel darstellt.

2 I, 792 ft. Vgl. auch das zweite ehstnische Mährchen, wo der junge Feld in dem Reiche der Schlangen aus dem Becher des Schlangenkönigs selbst Milch trinkt.

* Mbh. I, 5008 A.

4 I, 1283-1295.

5 V, 4, 23.

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Phallus, der Erzeuger der Welt, zum Umdrehn gebracht wird. Die Schlange Ananta (die Unendliche) oder Vasuki, welche die Berge in Umwälzungen versetzt, schlängelt sich darum; der Berg und die Schlange sind synonym; es sind zwei Phalli, welche einander reiben und den Samen hervorbringen (nâgalatâ oder Kletterschlange, Schlangenkriecher, ist einer der indischen Namen des Phallus; und im Sanskrit bezeichnet nâga, nâgapada, nâgapeça, nagapáçaka Vereinigung in der Weise von Schlangen, welche ihre Körper in ihrer ganzen Länge auf einander legen, 3 ebenso wie Feuer hervorgebracht wird durch die Reibung zweier Stücke Holz der arani). Ananta oder Vâsuki, und Mandara oder Kaçapa, dann auch Kaçyapa, werden miteinander identificirt; und das ist um so wahrscheinlicher, als Kaçyapa auch Vasuka genannt wird und als Kacyapa selbst in einer anderen kosmogonischen Legende des Mahabharata als zwei Weiber befruchtend erscheint: Kadrû, eigentlich die Dunkle, und Vinatâ, eigentlich die Hohle, Gekrümmte, Geschwollene (zwei Bezeichnungen, durch welche in gleicher Weise der yoni dargestellt zu werden scheint), deren eine das Ei hervorbringt, aus dem Schlangen ausgebrütet

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1 Vgl. Râmây. I, 46, und Mbh. I, 1053. 1150. In dem Râmây. (VI, 26) sollen die Pfeile der Ungeheuer binden, gleich Schlangen; der Vogel Garuda erscheint und die Schlangen machen sich los, die Fesseln sind verloren. Rama und Lakshmaṇa, für todt gehalten, stehen stärker denn bevor wieder auf.

2 Wie wir sahen, dass mandar a gleichbedeutend ist mit manthara, der Schildkröte, welche nach der kosmogonischen Sage das Gewicht des Berges trägt oder des ungeheuren Stockes, der den Berg hervorbringt, so trägt in einer anderen indischen Legende (Mbh. I, 1587 f.) Ananta das Gewicht der Welt Die Ruthe von Perlen, welche in Fett gelegt, dem jungen Prinzen Alles verschafft, was er begehrt, scheint dieselbe, ursprünglich phallische Bedeutung zu haben wie der mandara; es ist der König der Schlangen, der sie dem jungen Prinzen verleiht. Das Fett kann in dem mythischen Himmel die Milch der Morgendämmerung oder der Regen der Wolke, oder der Schnee, oder der Thau sein; sobald der Donnerkeil das Fett der Wolken berührt, oder sobald der Sonnenstrahl die Milch der Dämmerung, der Sonne berührt, kommen Reichthümer heraus.

3 Der coitus wird im Tuti-Name auch Schlangenspiel genannt (II p. 76). Preller und Kuhn haben schon die phallische Bedeutung des caduceus (Toiréτnhos) des Hermes nachgewiesen, der bald mit zwei Flügeln, bald mit zwei Schlangen dargestellt wird. Die phallische Schlange ist die Ursache des Falles des ersten Menschen.

4 Vinatâ ist auch der Name eines weiblichen Krankheitsdämons im Mahabharata (III, 14480).

werden, und besonders die mit menschlichen Gesichtern, gleich den Teufeln, und deren andere das, welchem Aruna und Garuda (eine Gestalt der Açvins) entspringen. Während sich im Mah â bharata die Schlange Vasuki an dem Mandara reibt und ihn in Umdrehung versetzt, bilden der Wind, der Rauch und die Flammen, die sie aus dem Munde bläst, Wolken, mit deren Wasser die schaffenden Götter später erquickt werden. Obwohl dieses letzte Moment die Schlangen auf die Wohlfahrt der Götter bedacht zeigt, nehmen sie in der indischen Sage dieselbe Stelle ein, wie Angrus Mainyus oder Ahriman in der persischen; während der eine Phallus glänzenden Erscheinungen und guten Wesen das Leben giebt, verdanken dem anderen finstere Erscheinungen und böse Wesen ihre Entstehung.

Unter den Erzeugnissen des phallischen und Schlangengenius der Dunkelheit befinden sich die Wolken. Im Râmâyana1 schläft das Ungeheuer Kumbhakarna sechs Monate lang; kein noch so grosser Lärm von Pauken und Trompeten noch irgend ein Getös kann ihn wecken; er wird mit Hämmern geschlagen, aber fühlt nichts; Elephanten gehen über ihn, aber er rührt sich nicht: schliesslich genügt das Klirren der goldenen Zierrathen von Weibern, um ihn aufzustören. Er erhebt sich; seine Arme gleichen zwei grossen Schlangen und sein Mund dem Rachen der Hölle. Er gähnt, und ein furchtbarer Windstoss durchzittert die Welt bis an ihre Enden. Der Anblick Kumbhakarṇas, als er sich erhebt, gleicht dem einer ungeheuren regenschwangeren Wolke gegen Ende des Sommers, er ist gehörnt gleich einem Berge und brüllt gleich einer Donnerwolke. Kaum ist er geboren, als er, durch den Fluch Brahmans verdammt, das ganze Jahr mit Ausnahme eines einzigen Tages (d. h. im Herbste) zu schlafen, Nahrung verlangt, und Büffel, wilde Eber, Männer und Weiber verschlingt; einst verschluckte er sogar die zehn Nymphen oder Apsarasen (die Wolken, welche über den Wassern wehen) des Gottes Indra; er findet, dass die Welt nicht mit genug Thieren zur Stillung seines Hungers versehn ist. Als sich Kumbhakarna bewegt, um gegen die Affen Râmas zu kämpfen, zieht er seine Feinde an sich, um sie zu verschlingen; er empfängt den Stoss ganzer Berge, ohne erschüttert zu werden. Râma schlägt ihm einen seiner Arme ab, dieser aber (oder die Schlange oder die Wolke, welche abgeschnitten ist, gleich dem Stock der Mährchen, der von selbst

1 VI, 37 ff. 46.

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schlägt) fährt fort, die Ungeheuer zu massacriren. Râma haut dem Kumbhakarna den andern Arm ab; aber auch dieser metzelt die Feinde auf eigene Faust nieder. Schliesslich schiesst ihn Râma in Mund und Herz; das Unthier fällt und zermalmt in seinem Fall zweitausend Affen mit seinem riesigen Leibe. Hier sehen wir also wieder das Ungeheuer und die Schlange in Beziehung zu den Wolken und Wassern. Die Schlange, d. h. die Regenzeit oder die Nacht berühren, ist für den Sonnenhelden (oder -heldin) dasselbe wie sterben. Im Mahabharata fällt das Mädchen Pramadvarâ todt zu Boden, als sie unversehens auf dem Wege mit dem Fuss auf eine Schlange getreten ist; Ruru bringt sie wieder zum Leben, indem er die Hälfte seines eigenen Lebens preisgiebt. In dieser Sage personificirt das Jahr oder der Tag das Leben; der Sommer opfert sich für den Winter, der Tag für die Nacht, die Sonne für den Mond, und vice versa. In der schönen Sage von Savitrî opfert sich das Weib und weiht sich dem Yama, dem Gott der Todten, um ihrem Gatten treu zu sein. In demselben Mahabharata fällt der König Parikshit in die Gewalt Takshakas, des Königs der Schlangen, einer Erscheinungsform Yamas des Todtengottes (auch Ananta genannt), weil er eine todte Schlange auf die Schultern eines Brahmanen geworfen hatte. Im Râmâyan a heisst es, dass ein Mann, der im Schlaf in die Hände des Todtengottes, Yama, gefallen war, von einer giftigen Schlange gebissen wird. Eben der Strick, mit welchem Yama, der Todtengott, die Menschen bindet, ist eine Schlange. Auf diese Schlange Yamas müssen wir das verhängnissvolle Halsband mit sieben Schlangen und sieben Perlen (ein Symbol des Jahres, halb glänzend, halb düster) zurückführen, welches Hephaestos der Harmonia und dem Kadmos bei Gelegenheit ihrer Hochzeit gab. Kadmos und Harmonia werden Schlangen und von den Göttern in den Himmel aufgenommen. Die Töchter des Kadmos nehmen. sämmtlich ein unglückliches Ende. Das Halsband kommt später in den Besitz der Eryphile, weshalb den Amphiaraos, und in der Folge auch den Alcmaeon Unglück trifft. Als Sitâ, um den ungerechten Verdächtigungen ihres Gemahls und der üblen Nachrede

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Vgl. hierzu Theil I Kap. I. II.

2 I, 949. 974.

' I, 1671. 1980 ff.

• IV, 16.

* Râmây. VII, 104. 105.

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